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CETA in die nationalen Parlamente?


Im Streit um die Ratifizierung des CETA-Freihandelsabkommens mit Kanada hat die EU-Kommission entschieden, die nationalen Parlamente (1) zu beteiligen. Für Manuel Müller Der (europäische) Föderalist , Politikwissenschaftler und Blogger, war diese Entscheidung ein Fehler und er beschreibt seine Sicht in einem Blog-Artikel. Für mich gibt es hingegen gute Gründe, die nationalen Parlamente bei CETA zu beteiligen:

1. Wenn man will, dass Parlamente, egal auf welcher Ebene, auch künftig noch etwas zu sagen haben, sollte man über alles froh sein, was zum Erhalt ihrer Entscheidungsbefugnisse führt.
2. Man kann nicht jahrelang hinnehmen, wie nationale Regierungen im Rat zugunsten der Wirtschaft strengere Abgasgrenzwerte, die Flüchtlingsquote und Ähnliches blockieren, und dann Nationalismus rufen, wenn mal zugunsten der Bürger eine Ablehnung von CETA durch die nationalen Parlamente droht.
3. Abgeordneten des Europaparlaments werden nach 28 verschiedenen nationalen Wahlgesetzen gewählt und die Stimmen der deutschen Wähler haben ein geringeres Gewicht als die von Luxemburgern. Für eine stärkere demokratische Legitimation von CETA ist es deshalb vielleicht ganz gut, wenn u.a. der Bundestag, bei dessen Wahl das Gleichheitsprinzip gilt, mitentscheidet.
4. Vielleicht kann ein solches Vorgehen wie jetzt bei CETA auch einen Vorbildcharakter haben. Um weitreichende Entscheidungen in der EU noch stärker demokratisch zu legitimieren, könnten künftig die nationalen Parlamente mitentscheiden. Vorstellbar wäre auch eine Kombination mit der Europäischen Föderation, also einer Art Kerneuropa, um dort dann eine echte Föderationsebene mit eigenem Parlament und vollwertiger Regierung zu schaffen.

Wie ist eure Sicht? Findet ihr es eher gut oder eher schlecht, dass CETA jetzt auch durch den Bundestag muss?

(1) Je nach Konstruktion der Mitgliedsstaaten. In Deutschland entscheiden bei CETA Bundestag und Bundesrat.


Kommentare

  • Wie wäre es, zur Frage „Raus aus der EU?“ einen PXP-Abend zu machen? Nachdem sich nur wenige für einen Verbleib in der EU aussprechen, könnten dort die Vor- und Nachteile eines Austritts diskutiert werden.

    Die größten Vorteile eines EU-Austritts von Deutschland:
    1. Mit Deutschland verlässt nicht die Lösung, sondern das Problem die EU.
    2. Der Europäische Einigungsprozess kann weitergehen, ohne von Deutschland unterlaufen zu werden.
    3. Das Spardiktat und der Austeritätskurs, unter dem Millionen Europäer leiden, findet ein Ende.
    4. Die Ungleichgewichte im Euro nehmen ohne Deutschland deutlich ab.

    • Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Ich würde deshalb das mit dem PXP-Abend übernehmen.

  • Ein weiterer Aspekt ist, dass man nicht auf demokratische Prozesse verzichten sollte, nur weil es schwer ist, CETA dann durchzudrücken. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass die EU auch schon mal als EUdSSR, Eurokratie oder EU-Diktatur bezeichnet wird. Immerhin sind die EU-Mitgliedsländer souveräne Nationalstaaten und da ist dann ja nicht nachvollziehbar, wieso diese nicht auch mitentscheiden sollen.

    Und ich sage es mal so: Bevor die Demokratie geopfert wird, sollten wir vielleicht auch überlegen, ob wir den Briten nicht mit einem DExit – oder als Österreicher mit einem AusiTritt – folgen. Habt ihr da eine andere Meinung?