Die Diskussion zur „Armutszuwanderung“ überdeckt wahre Probleme
Die Publixphere-Redaktion hat Akteure der Zivilgesellschaft nach ihrer Sicht in der aktuellen Zuwanderungs-Debatte gefragt. Der Deutsch-Rumänische Gesellschaft e.V. hat uns geantwortet. Der Verein will die Beziehungen zwischen den Menschen in Rumänien und Deutschland fördern, unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit.
Präsident Gerhard Köpernik erklärt zur aktuellen Debatte:
"Der öffentlichen Diskussion wird zunehmend der Stempel der „Armutszuwanderung“ in das deutsche Sozialsystem aufgedrückt. Das ist unzulässige Panikmache, weil Bürger aus diesen EU-Staaten pauschal diskriminiert, fremdenfeindliche Vorurteile verstärkt, die tatsächlichen Probleme überdeckt und Bestrebungen von Politikern in Deutschland und anderen EU-Staaten gefördert werden, die darauf abzielen, das EU-Grundrecht auf Freizügigkeit einzuschränken.
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Rumänen und Bulgaren haben schon vor dem 01.01.2014 in Deutschland gearbeitet und somit in das deutsche Sozialsystem eingezahlt. Als Erntehelfer oder in der Altenpflege waren und sind sie nicht mehr wegzudenken. Auch Hochqualifizierte und Akademiker leisten bereits ihren Beitrag zur Behebung des Fachkräfteproblems in unserem Land. Qualifizierte, gebildete Rumänen und Bulgaren sind daher auf den deutschen Arbeitsmärkten hochwillkommen, werden aber möglicherweise durch die laufende Debatte abgeschreckt. Da die Ausbildung dieser Fachkräfte der rumänische und bulgarische Staat bezahlt hat, spart der deutsche Steuerzahler Millionen Euro.
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Ungelernte, unqualifizierte, ungebildete Arbeitskräfte aus Rumänien und Bulgarien geraten häufig in die Fänge von mafiösen „Vermittlern“ und sogenannten „Arbeitgebern“, die sich deren Unkenntnis und Hilflosigkeit zunutze machen. Sie werden ausgebeutet, indem sie „schwarz“ oder für einen unanständigen Hungerlohn arbeiten müssen. Die deutschen Gesetze müssen effizienter umgesetzt werden, damit skrupellose „Arbeitgeber“ nicht länger von der „Armutszuwanderung“ profitieren.
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Auf die deutschen Arbeitsmärkte wandern aber auch Bevölkerungsgruppen, die in Rumänien und Bulgarien in tiefster Armut leben und, wie die meisten Roma, in ihrem eigenen Land noch immer diskriminiert werden. Diese Zuwanderung kann zum Problem werden, wenn die Bildung und die Qualifikation mangelhaft und die Kenntnisse des kulturellen Zusammenlebens und der Rechtsstaatlichkeit in Deutschland unzureichend sind. Bei der Integration dieser Gruppen müssen die Kommunen durch Bund, Länder und EU unterstützt werden.
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Auch die Regierungen in Rumänien und Bulgarien sind aufgefordert, mehr für die Integration der Roma in die Mehrheits-Gesellschaft zu tun. Für diesen Zweck fließen EU-Gelder in diese Länder. Deren Regierungen sollten endlich dafür sorgen, dass diese EU-Steuergelder tatsächlich für den vorgesehenen Zweck verwendet werden.
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Die vorige Bundesregierung hat versäumt, rechtzeitig zum 1. Januar 2014 die deutsche Sozialgesetzgebung mit der Sozialgesetzgebung in der EU abzustimmen, um eine Überdehnung der deutschen Sozialsysteme zu verhindern. Diese Aufgabe muss die neue Bundesregierung endlich angehen."
Was haltet Ihr von den Forderungen?
Doro
Danke für den differenzierenden und weiterführenden Beitrag! Zu 1.: Qualifizierte, gebildete Rumänen und Bulgaren sind...auf den deutschen Arbeitsmärkten hochwillkommen...die Ausbildung dieser Fachkräfte" hat "der rumänische und bulgarische Staat bezahlt". Sehr gut für Deutschland, nicht so gut für Bulgarien und Rumänien. Ausdünnung dieser Länder? Abwärtsspirale? Wie kann man dem entgegen wirken? Zu 2.: Skrupellosen Arbeitgebern muss das Handwerk gelegt werden! Zu 3. und 4.: Eine Integration der Roma in die Mehrheitsgesellschaften aller EU-Länder ist ein großes Ziel! Aber lassen sie sich integrieren? Sie müßten ihre Kultur der Unangepaßtheit, der "Outlaws" aufgeben. In meinem Berliner Bezirk stehen seit Monaten, ja seit Jahren vor allen Geschäften dieselben blutjungen, hübschen Roma-Mädchen, kein Wort deutsch sprechend und nichts dazu lernend, und betteln. Ich gebe ihnen einen Obulus und fühle mich beschämt. Ich habe ihnen geholfen, am Abend nicht mit leeren Händen vor den Männern ihrer Gruppe zu erscheinen. Aber ich würde mir eine Perspektive für sie wünschen: Schule, Ausbildung, Verwirklichung ihrer Talente... Es fließen EU-Gelder in ihre Heimatländer. Aber sind solch althergebrachte Traditionen wirklich aufzubrechen? Oder sollte man diese Ethnie einfach lassen, wie sie ist, und soz. als Relikt aus alten Zeiten wie ein Museumsstück mit Kleingeld weiter unterstützen? Auf jeden Fall mindern sie die Akzeptanz der rumänischen und bulgarischen qualifiizierten Fachkräfte und Arbeitssuchenden bei uns. Ich wünsche mir, dass das Image rumänischer und bulgarischer Zuwanderer bei uns besser wird, ja, dass man weiß, dass man sich gegenseitig braucht, und dass man sich auf Augenhöhe "europäisch" versteht.