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Schluss mit dem Mobbing gegen Markus Lanz


Ein Beitrag von Ingeborg

Nur weil er Sarah Wagenknecht von der Linkspartei "unhöfliche" Fragen gestellt hat, fordert eine Online-Petition, dass Moderator Markus Lanz beim ZDF rausgeworfen wird. Schon mehr als 80.000 machen bei dieser Internet-Hetzjagd mit. Ich finde das unmöglich. Wie im Mittelalter. Jeder sollte sich einmal vorstellen wie sich das für Lanz anfühlen muss, wenn da draußen 80.000 Menschen stehen rufen "Feuert Lanz! Feuert Lanz!". Hat nicht jeder mal einen etwas schlechteren Tag bei der Arbeit? Sehr oft macht Lanz seine Sache sehr gut. Ich bleibe oft bei seiner Sendung hängen. Sie ist unterhaltsam und lebendig. Aber darum geht es gar nicht. Selbst wenn er öfter nicht so gut moderieren würde, ist diese Online-Kampagne gegen eine einzelne Person Mobbing im großen Stil. Das ist kein Umgang miteinander in einer Demokratie. Das muss aufhören.


Kommentare

  • rnony ist dagegen
    +1

    Ich stimme nicht zu... Markus Lanz hat seine Sendung benutzt, um extrem zu politisieren und seine politische Bildung einem Massenpublikum zu oktroyieren. Markus Lanz missbraucht damit seine Stellung und Macht als Meinungsbilder auf einer falschen - zur politischen Neutralität verpflichteten - Plattform, nämlich dem öffentlich rechtlichen Fernsehen. Die politische Ebene seines Verhaltens tritt bei der bisherigen Diskussion in den Hintergrund. Wie selbstverständlich drückt er dem Publikum seine Ideologie aufs Auge, zu der selbstverständlich gehört, dass die Linken böse und Neoliberalismus gut ist.

    Fernsehkritik.tv hat das schon letztes Jahr sehr gut erkannt: http://fernsehkritik.tv/folge-118/Start/#jump:1-662

    Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen. Das Publikum lässt sich nicht mehr erklären, was es zu denken hat. Ich denke, die Bürger bilden sich langsam und zunehmend immer mehr die eigene Meinung.

    Allen Persönlichkeiten der Öffentlichkeit sei daher empfohlen:

    http://do-never-underestimate-the-power-of-the-crowd.com

    • Hallo Mony,

      ich habe mir die Sendung gestern auf Youtube nochmal im Ganzen angesehen. Sie ist missraten, kein Zweifel, Lanz hat viele Fouls begangen, etwa indem er Wagenknecht einfach nicht ausreden ließ.

      ABER: Ich fand die Fragen gerechtfertigt: Will die Linke nun den Euro oder nicht? Sie eiert da rum und schielt auf die AFD-Wähler, so mein Eindruck. Oder: will sich die Linke nun konstruktiv in den europäischen Politikprozess einbringen oder ihn lieber pauschal und populistisch bashen? Nach dem Motto: "Die EU ist eine neoliberale, militaristische, undemokratische Macht". Das provoziert doch wirklich, mich auch! Die EU ist keine "Macht". Wir Bürger und Wähler sind die EU. Wir bestimmen, was die EU ist. Wir sind die Macht.

      Also mein Fazit: Lanz war unhöflich und unterinformiert. Aber an den Fragen war im Kern viel dran. Sie dürfen und müssen gestellt werden. Dass Lanz nun eher bei der CDU zu verorten ist, stört mich nicht. Die Mehrheit dieser Gesellschaft ist dort Zuhause. Und es gibt auch sehr viele linke Journalisten.

  • Hallo Ingeborg, ich kann verstehen, dass Sie mit Lanz Mitleid haben. Andererseits ist so eine Petition vielleicht die einzige Möglichkeit, die Debatte über den kritischen Jouenalismus in den Öffentlich-Rechtlichen voranzubringen.

    Fernsehen ist Macht. Wenn da einem der Lanz fast jeden Abend erklärt, dass in Deutschland alles supi-dupi in Ordnung ist ("Uns geht es doch gut! Uns geht es doch gut!"), dann fördert das eine intellektuelle Schläfrigkeit, es entmobilisiert den kritischen Geist. Lanz tut so, als könne er zwischen Klamauk und Geblubber wichtige politische Fragen mal so eben wegbügeln, und leider denken das viele seine Zuschauer wahrscheinlich auch.

    Und vielleicht ist dieses Wohlfühl-Fernsehen auch ein Grund für das jüngtste Bundestagswahlergebnis oder die apathische Stille der Bürger bei vielen Themen (NSA, Flüchtlingspolitik etc.).

    Also mein Aufruf: Feuert nicht Lanz, sondern beendet diesen reaktionären Mischmasch aus Boulevard und Politik. Lasst den Lanz den Bespassungs-Teil machen - "Wetten das?" mit Yvonne Catterfield und sowas - und gebt echten Journalisten einen guten Sendeplatz für echte Interviews. Die stellen dann allen Politikern kritische Fragen (auch den Unionsleuten), und hören messerscharf zu.

    • Hallo Bachmann, ich gebe Dir recht, im Boulevard-Plauderton kann man kein Interview mit einer so redegewandten, ideologisch geschulten Politikerin wie S. Wagenknecht machen. Ich denke, Markus Lanz und auch Herr Jörges ärgern sich selbst am meisten über sich, über die schlechte Figur, die sie abgegeben haben. Trotzdem meine ich, dass Markus Lanz deswegen nicht gleich gefeuert werden sollte. Er erkennt - hoffentlich! - in Zukunft selbst seine Grenzen bei der Auswahl seiner Themen und Gäste. Eine Petition an das ZDF empfinde ich als keinen guten Weg (Mobbing!). Dann lieber eine Abstimmung mit den Füßen (Sender wechseln!). Angesichts der bevorstehenden Europawahl muß es unbedingt kritische und kompetente Interviews mit Vertretern der Europa-Parteien (EVP, SPE, ALDE, EGP, EL usw.) zu guten Sendezeiten geben, damit die Wähler/innen zu begründeten Meinungen gelangen können.

      • Nachtrag: Mit "kritisch" meine ich konstruktiv "kritisch", nicht europaskeptisch.