+2

Ecopop: "Stopp dem umweltbedrohenden Bevölkerungswachstum"


Ein Diskussionsanstoß der Redaktion

Hinweis: In der Diskussion um die Zuwanderungsbeschränkungen in der Schweiz hat die Redaktion die beteiligten Akteure nach ihren Positionen gefragt. Die Schweizer Umweltorganisation Ecopop (Webseite) stellt ihre Forderungen nach einer Zuwanderungsbegrenzung und nach Maßnahmen gegen das globale Bevölkerungswachstum auf Publixphere zur Diskussion:

„Seit 2007 wächst die Wohnbevölkerung der Schweiz jedes Jahr um 88.000 Personen (dies entspricht der Stadt Luzern). Jede Sekunde wird hierzulande ein Quadratmeter Naturfläche zubetoniert. - Die Weltbevölkerung nimmt jeden Tag um 220.000 Menschen zu. Mit diesem starken Bevölkerungswachstum, hier wie weltweit, verbauen wir unseren Kindern im wahrsten Sinne des Wortes die Zukunft.

Die schädlichen Auswirkungen dieses gewaltigen Wachstums sehen wir unmittelbar im Alltag: ausufernde Bautätigkeit und überbordender Ressourcenverbrauch bedrohen Naturräume und die Artenvielfalt. Die zunehmende Dichte verschlechtert die Lebensqualität für Mensch und Tier. Trotz Sparbemühungen steigt unser Energieverbrauch jedes Jahr. Der „ökologische Fussabdruck“ zeigt, dass wir über unsere Verhältnisse leben, auf Kosten unserer Nachkommen.

Die Ecopop-Initiative „Stopp der Überbevölkerung – zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen“ verlangt, dass die jährliche Nettozuwanderung, also Einwanderer minus Auswanderer auf 0,2 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung begrenzt wird. Dies entspricht einem Bevölkerungswachstum von 16.000 Personen im Jahr. Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren betrug das Bevölkerungswachstum bis zu 110.000 Personen.

Bevölkerungswachstum ist ein globales Problem, das letztlich nicht im nationalen Kontext allein gelöst werden kann. Je mehr Menschen die Erde bevölkern, umso grösser wird die Belastung für die Umwelt. Der rasante Ressourcenverbrauch oder die Luftverschmutzung, die mit einer immer grösseren Zahl Menschen einhergehen, sind Probleme die nicht vor unseren Landesgrenzen halt machen.

Die Ecopop-Initiative verlangt deshalb in einem zweiten Punkt, dass der Bund zehn Prozent seiner bestehenden Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit in die Förderung der freiwilligen Familienplanung investiert. Gemeint sind damit verbesserte Aufklärung und der Zugang zu Verhütungsmitteln. Ein Anspruch, der bereits 1968 von der UNO zum Menschenrecht erklärt wurde.

Die beiden Instrumente der Initiative fallen unterschiedlich aus, weil der Schweiz national andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen als international. Das Ziel der beiden Massnahmen ist aber dasselbe: Verringerung des Bevölkerungswachstums zur langfristigen Sicherung der Lebensgrundlagen und Lebensqualität.“

Was denkt ihr? Rechtfertigen ökologische Gründe eine Begrenzung der Zuwanderung in der Schweiz und die weltweite Förderung der freiwilligen Familienplanung?


Kommentare

  • pedroB5 ist dagegen
    +2

    Überbevölkerung ist doch kein Erste-Welt Problem, und sicherlich ist die Schweiz auch nicht von der Masse an Menschen überfordert. Für mich klingt es so, als würden die Angst vor und Beschränkung von Zuwanderung durch ökologische Gründe gerechtfertigt. Würde es nicht genügen, schärfere Umweltschutzgesetze einzuführen und mehr Bewusstsein für den Umgang mit Globalisierung und ihren Folgen zu schaffen? Eine chinesische Ein-Kind-Politik ist ja sicherlich nicht das Ziel der Initiative?! Könnt ihr nochmal erläutern, was genau unter "freiwilliger Familienplanung" verstanden werden soll?

    • Der Gesichtspunkt der Schweizer Umweltorganisation Ecopop, die Zuwanderung im Zusammenhang mit dem Problem des Bevölkerungswachstums zu sehen, ist auf jeden Fall ein neuer Aspekt. Dass die Schweiz unter enormen Belastungen für ihre Umwelt leidet, war mir bewusst. Ich glaubte allerdings, sie seien mehr durch den uneingeschränkt wachsenden (Wintersport-)Tourismus verursacht. Zweierlei würde mich in Puncto "Begrenzung der jährlichen Nettozuwanderung auf 0,2 % " interessieren: 1. Wie viele Einwanderer und Auswanderer sind das in absoluten Zahlen? 2. Sind in den 16.000 Personen, um die die Bevölkerung im Jahr maximal wachsen sollte, die Geburtenzahlen schon enthalten? Auf jeden Fall, denke ich, muss man es erst einmal hören, was die Ecopop-Initiative in bezug auf die Schweiz sagt und es im Hinblick auf andere Länder im Einzelnen untersuchen und sollte das Problem nicht gleich von der Hand weisen. Im Hinblick auf Deutschland sehe ich das Problem vielleicht für die großen Städte. Für das Land (z.B. für Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern etc) sehe ich eher das Problem der Landflucht und sehe noch viel Platz für Bevölkerungswachstum (durch Einheimische oder Zuwanderer). Hier fehlt es m.E. bei uns an Menschen, die Lust haben, was aufzubauen, ohne dass es die Natur nachhaltig zerstören würde. Es sei denn, der Genmais-Anbau setzt sich durch ...(die Freigabe durch Brüssel sehe ich sehr kritisch! Ein weiteres Thema für publixphere!)

  • Kralle ist dafür
    +1

    Das ungebremste weltweite Bevölkerungswachtum bedeutet in letzter Konsequenz... ja was denn eigendlich?

    Kampf um alle endlichen Recourcen wie: Wasser, Nahrungsmittel, Rohstoffe, Wohnflächen, etc.. Der Planet Erde ist krank, -sehr krank ! Wie eine Epedimie oder ein bösartiger streuender Tumor breitet sich die Krankheit Mensch auf der Oberfläche aus. Sie frisst sich durch die Landschaft und hinterlässt ausgedörrtes Brachland. Monokulturen und Gentechnik in den westlichen Ländern vernichten die Artenvielfallt.

    Die Natur schaft es nicht mehr sich in dem Tempo anzupassen wie sich der Mensch ausbreitet.

    Die Lösung kann nur sein dem entgegenzusteuern. Rigeros nicht mit Null-Wachtum sondern mit einer negativ Quote z.B. mit einer globalen Ein-Kindpolitik bis ein erträgliches Maß erreicht ist. 1-2 Mrd und gleichmäßig verteilt so wie sie Ende des 19.Jahrhundert vorhanden war, bis mit einer 2,x-Kind Politik die Anzahl wieder konstant gehalten werden kann.

    Die Politik wird dies nie durchsetzten können und wollen, da durch die Wirtschaft getrieben nicht nur auf Wachstum gebaut werden soll, sondern auch alle Sozialsystem zusammenbrechen würden, wenn nicht begleitende Maßnahmen erfolgen.

    Da aber nur weniger Menschen weniger Recourcen verbrauchen und das Ökologie und Energieproblem lösen gibt es keine Alternative dazu.

    Die praktische internationale Umsetzung wird wohl nur aus absuluter Not heraus und nicht präventiv erfolgen können.Was will man tun? Alle Menschen nach der Erstgeburt sterilisieren ? Mit wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen drohen? (kein Kindergeld, keine staatlichen Kindergärten,Schulen ärtzliche Versorgung ab dem zweiten Kind) . Wenn die Geburtenquote massiv sink wird das ebenfalls Folgen haben, - aber nur für 3-4 Generationen also ca. 100-120 Jahre. Dann aber besteht eine Chance auf Lebensqualität für alle! Wir perönlich brauchen uns keine Sorgen um uns machen aber wer denkt schon an die Ur-Ur-Enkel?

    Die Natur wird es sonst schon richten. Sie denkt sich bestimmt exotische Krankheiten aus die global wüten können, wenn nicht vorher der 3.Weltkrieg das kleine Problemchen löst...

    • Hallo Kralle, ich finde Deine Sicht etwas fatalistisch. Zum einen passt sich die Natur schon seit Millionen Jahren an, sie kann sich auch wieder erholen. Würde zum Beispiel ein paar Jahre lang ein Fischfangverbot verhängt, hätten sich die Bestände schnell wieder verdoppelt und verdreifacht. Bei allen Problemen gibt es auch Lichtblicke, Ende des Waldsterbens, erhebliche Energieeinsparungen. Auch bei den Ressourcen muss man sehen, dass viele einfach nur gebunden werden, aber auch wieder 'befreit' und recycelt werden könnnen. Also ich bin da einfach optimistischer als Du, obwohl natürlich - auch radikal - gehandelt werden muss.

  • Sie wollen also die freiwillige Familienplanung im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit fördern? Also mehr Verhütungsmittel für Afrika? Aber was ist, wenn dort nur Großfamilien das ökonomische Überleben sichern? Wenn es kein Rentensystem gibt, das sich um die Alten kümmert?

    In Deutschland würde der Ecopop-Vorschlag gar keinen Sinn machen. Wir suchen händeringend Zuwanderer, damit das Rentensystem nicht kollabiert, das hat sogar die CDU längst eingesehen. Und überfüllt kommt es mir hier auch nicht vor. Ich finde ja einen radikalen Ansatz für mehr Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit gut, aber ginge das nicht auch anders - etwa mit einer Neuerfindung unserer Infrastrukturen und Wohnkultur? So bleibt der Eindruck, Ecopop wolle sich einfach nur abschotten, heile Welt konservieren, und das fände ich eher egoistisch als solidarisch.

    • genau diese heile 'erste-welt' ideologie stört mich am vorpreschen der initiative. auch unsere neue eu-weite wasser-grenzbewachung eurosur halt ich nicht gerade für einen sicherheitsmechanismus für flüchtlinge sondern für eine klassenschranke.wenn im norden afrikas und im nahen osten die ersten blüten demokratischer verfahren welken werden wir uns vor klugen jungen menschen, die alles geben europa - und vor allem deutschland zu erreichen nicht retten können.was bauen wir dann, mauern? oder akzeptieren wir endlich, dass wir eine welt sind und eine menschheit?!