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Tempelhofer Feld: erfolgreicher Volksentscheid und gescheiterte Senatspolitik


Foto: János Balázs(CC BY-SA 2.0)Wie ist das Gebäude des ehemaligen Flughafens Tempelhof zu nutzen? Im Bild: Die frühere Haupthalle des Flughafens. Foto: János Balázs CC BY-SA 2.0


Ein Beitrag von Antje Kapek

Herzlichen Glückwunsch an „100% Tempelhof“! Das Engagement hat sich gelohnt: Der rot-schwarze Masterplan wird nun nicht in Beton gegossen, Berlin hat dem Senat eine klare Absage erteilt.

Der Volksentscheid am Sonntag war ein Erfolg für die direkte Demokratie. Nach der Schließung des Flughafens haben sich die Berlinerinnen und Berliner das freie Feld angeeignet, nun haben sie auch über seine Zukunft mitbestimmt. Die Initiative konnte sich gegen den Senat durchsetzen und damit zeigen: Berlin ist die Stadt der demokratischen Teilhabe.

Die Abstimmung war aber auch ein klares NEIN zu diesem Senat. Es war die Absage an seinen Masterplan für das Tempelhofer Feld. Denn diese Bauplänen waren nicht nur unsozial, unökologisch und überdimensioniert, sie sollten von oben durchgedrückt werden. So ist der erfolgreiche Volksentscheid auch ein klares NEIN zu Wowereits Politikstil: Der Regierende und seine Mannschaft haben starr am Masterplan festgehalten und jedes Dialogangebot vor dem Volksentscheid ausgeschlagen. Nach 25 Jahren an der Regierung hat die SPD das Zuhören verlernt, ihrem Regierenden fehlt vollkommen die Bodenhaftung. Für diese arrogante Politik der „Masterpläne von oben“ gab es am Sonntag die Quittung.

In der Berliner Stadtentwicklungspolitik kann es nun kein „Weiter so“ geben. Stadtplanung geht nur mit den Berlinerinnen und Berlinern. Die Koalition muss sich von ihrer gescheiterten Politik der Großprojekte verabschieden – Berlin braucht eine soziale, ökologische und demokratische Stadtentwicklungspolitik für die ganze Stadt.

Das Tempelhof-Gesetz der Volksinitiative gilt für die Freifläche des ehemaligen Flughafens. Das Flughafengebäude muss jedoch dringend saniert werden. Ein Gutachten zeigt: Je länger der Bauherr hier wartet, desto teurer wird es. Die bisher betriebene Event-Vermietung erwirtschaftet keineswegs ausreichend Einnahmen, um eine Instandsetzung des maroden Bauwerks zu refinanzieren.

Für das Flughafengebäude brauchen wir dringend ein Sanierungs- und Nachnutzungskonzept. Aus dem Flughafen könnte der „Kulturhafen Tempelhof“ werden - mit Museen, Ausstellungen, Kreativwirtschaft und einem neuen Standort der Zentral- und Landesbibliothek. Berlins Zentralpark ist gleich nebenan.


Kommentare

  • Liebe Frau Kapek, ich verstehe ihre Argumentation nicht ganz. Ich dachte, die Idee "kulturhafen" wird längst umgesetzt, eben durch die Event-Vermietung, durch Mode und Filmerei im Gebäude. Auf der anderen Seite scheint das gerade nicht genug zu erwirtschaften. Wie auch, wenn die Sanierung eine halbe Milliarde kosten soll? Müsste es also statt einem staatlich subventionierten Kulturhafen nicht leider doch 'mehr Kommerz' im Gebäude geben?

    Warum die ZLB nicht ins Gebäude einziehen kann, konnte mir auch noch niemand erklären. Da bin ich ganz auf ihrer Seite,

  • Für das Flughafengebäude brauchen wir dringend ein Sanierungs- und Nachnutzungskonzept. Aus dem Flughafen könnte der „Kulturhafen Tempelhof“ werden - mit Museen, Ausstellungen, Kreativwirtschaft und einem neuen Standort der Zentral- und Landesbibliothek. Berlins Zentralpark ist gleich nebenan.

    aha. führt das nicht zwangsläufig irgendwie auch... zu bebauung?