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Wer ist 'wir'?


arne.list (CC BY-SA 2.0)


Ein Beitrag von anne-marie

‘Wir sind wieder… wer?’ titelt der SPIEGEL heute und säuselt etwas von ‘sanftem Patriotismus’ und ‘entkrampfter Nation’ - alles voll mit Fußball.

Schnell vergessen, die Spionageaffaire und der Splitterhagel im nahen Osten, die Ukraine sowieso. Putin schließlich durfte gestern Abend neben dem mächtigsten Mann der Welt aka der ‘gemeinnützigen Organisation’ FIFA Platz nehmen. Angie schießt Bilder mit Poldi, Gaucki völlig außer sich vor lauter Freude über unseren Sieg. Unseren? Da soll doch die 'kulturell' vielfältige Nationalmannschaft die Deutschen einen, die Leerstelle füllen. Inklusion, Integration, eine Nation?

Haben wir nicht gerade noch über mehr Europa gesprochen?

Und überall weht die Flagge stolz im Wind. Wer sind wir, wenn nicht viele? Eine Flagge erzeugt nur Zerrbilder. Mir wird da immer etwas übel.


Kommentare

  • Guten Abend Anne-Marie. Entspann Dich. Das ist kein Patriotismus und auch kein Patriotismus „light“, das ist einfach nur albern und vor allem dem Medienhype zu danken. Beim Kampf um Aufmerksamkeit, Auflage und Quoten ist den Beteiligten ja inzwischen absolut gar nichts mehr zu dumm. Außerdem wurde manches Public Viewing Event spätestens beim Absingen der Nationalhymne zur Realsatire, samt Hand auf dem Herz und dem ungefragten Schulterschluss mit dem am nächsten Stehenden. Schade das Welke in Brasilien war, er hätte sich auch hier köstlich amüsiert. Z.B. auch über jene ebenso kuriose wie disaströse ZDF-Produktion namens: Deutschlands Beste. Oder hieß sie nicht gar: Deutschlands Titanen? Egal. ZDF-Kleber, per Manipulation auf der Bestenliste ganz oben gelandet, darf sich jetzt darauf freuen im harschen Tonfall den nächsten ADAC-Präsidenten über Mauscheleien bei der Verleihung des Goldenen Lenkrads oder eines anderen Schwachsinns zu befragen. Im Übrigen hatten wir diese Diskussion schon einmal. Das „Sommermärchen 2006“. Ich erinnere mich an lustige TV-Runden mit einem grantelnden Henryk M. Broder und einem aufgekratzten Matthias Matussek. Hatten einen hohen Unterhaltungswert, trugen aber eher wenig zu einer Patriotismus-Diskussion bei.

    • Was mich nervt ist, dass jetzt alle auf dieser Goucho-Geschichte herumhacken, aber nicht erkennen, dass das ganze Fußball- bzw. Sport-System einen nationalistischen Grundgedanken hat. Da ist es doch mehr als logisch, dass genau dieses stereotype Gehopse dabei heraus kommt. Und ja, nemo. Genau diese Diskussionen hatten wir schon vor acht Jahren. Und gebracht haben sie auch nicht wirklich etwas...

  • Und ich dachte – obwohl ich mich über den Titel mitgefreut habe – : weitere vier Jahre Merkel. Tragen die Fußballer nun dazu bei, dass wir uns noch weiter einsäuseln lassen?

    Dafür muss ich sagen, dass ich ganz angetan davon war, nicht überall Fahnen wehen zu sehen. Und dennoch haben sich alle gefreut. Aber das liegt wahrscheinlich komplett daran, wo und mit wem man gerade schaut.

    Aber wie sollen wir mit solchen Situationen umgehen? Ja, man könnte sich dem allen entziehen und WM und Olympiaden boykottieren. Aber bringt es das? Ich fände das mehr als schade. Es bringt Spaß gemeinsam mit anderen mitzufiebern. Und da geht es mir persönlich nicht um den Patriotismus.

    Was wäre denn ein Umgang, mit dem wir leben könnten? Ohne das komische Gefühl im Bauch, dass wenn ich mich freue und jubel, irgendwas nicht stimmt – und einem übel bei dem Anblick der ganzen schwarzrotgoldenen Fanartikel und Fahnen wird.