Die europäische Ebene ist etwas zu komplex, um dieser These zuzustimmen. Europäische Entscheidungen können nur getroffen werden, wenn zuvor viele Kompromisse gefunden und nationale Einzelinteressen berücksichtigt wurden.
Da eine in wechselhafter Formation auftretende Opposition eigene Forderungen in das laufende Verfahren einbringen und somit durchsetzen kann, fällt es der jeweiligen "Opposition" schwer, sich am Ende eines erfolgreich mitgestalteten Entscheidungsprozesses als "Opposition" zu profilieren.
So geht es innerhalb des Europäischen Parlaments meist nicht nur um parteipolitische sondern oft auch um nationale Interessen. Doch ein Konsens im Parlament macht nur Sinn, wenn es einen weiteren Konsens mit dem Rat, also den Mitgliedstaaten gibt. Auch die müssen sich natürlich vorab auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen.
Außerdem treten das Europïsche Parlament und die Europäische Kommission oft als natürliche Verbündete (wenn auch mit unterschiedlichen Interessen) auf, um - gegen den natürlichen Widerstand der Mitgliedstaaten - nationale Kompetenzen auf die europäische Ebene zu ziehen.