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EU-Sanktionen gegen Ungarn?


Populismus und eine verstärkte Renationalisierung scheinen die Politik der Regierung Orbán in Ungarn zu bestimmen. Tiefgreifende Änderungen der ungarischen Verfassung und das höchst umstrittene ungarische Mediengesetz haben Fragen hinsichtlich der Vereinbarkeit mit den europäischen Werten der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie mit der Pressefreiheit aufgeworfen. Die EU-Kommission hat sich bislang zögerlich gezeigt. Zwar hat sie die ungarische Regierung zu Änderungen im Mediengesetz bewegt, die aber als unzureichend kritisiert worden sind. Nicht zuletzt hat das ungarische Verfassungsgericht da Gesetz in Teilen für verfassungswidrig erklärt. In der ungarischen Öffentlichkeit kommt es zu starker Kritik an den Maßnahmen Orbáns. Auch in anderen Mitgliedstaaten wird in den Medien, den sozialen Netzwerken oder der Politik mit Empörung reagiert. Soll die EU mit Sanktionen eingreifen?

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Kommentare

  • Sanktionen jedweder Art gegen ein Mitgliedsland sollten zwar auf keinen Fall leichtfertig angewandt werden. Sie, bzw. auch nur die Drohung damit, können aber ein wirkungsvolles Mittel sein, wie aktuell das Beispiel Kroatiens gezeigt hat. Dort hat die Regierung nach der Drohung der EU-Kommission, Fördergelder einzufrieren, schlussendlich eingelenkt und will ein strittiges Gesetz zur Auslieferung von mutmaßlichen Schwerverbrechern zeitnah so ändern, dass es geltendem EU-Recht entspricht. Auch im Fall Ungarn sollten die Organe der EU daher ernsthafter als bisher darüber nachdenken, wie man sich positioniert und gegen die aktuellen Entwicklungen im Land vorgehen könnte.

  • Es besteht definitiv Handlungsbedarf aufseiten der EU! Wichtig ist aber, dass die ergriffenen Maßnahmen wohl abgewogen sind. Denn "Sanktionen" gegen die Regierung könnten schnell als Sanktionen gegen Ungarn und das ungarische Volk umgedeutet werden, wie damals im Falle der Maßnahmen der EU gegen Österreich...also den Populisten würde sozusagen der Ball zugespielt. @Kilian: deswegen sind wirtschaftliche / finanzielle Beschränkungen mit Vorsicht zu genießen!!

  • Ich beobachte die Entwicklung in Ungarn mit Sorge. Orbán, ein vormals liberaler Kopf der ungarischen Wende 1989 regiert mittlerweile halbautoritär und hat das System der Checks-and-Balances in der ungarischen Demokratie schon jetzt beschädigt. Er geht nicht entschieden gegen die rechtsradikale Partei Jobbik vor, die im ungarischen Parlament vertreten ist. Und zum verfassungswidrigen Mediengesetz kommt eine Kulturpolitik hinzu, die auf national-sentimentalen Kitsch und Verklärung eines völkischen Ungarntums setzt. Für mich ein klarer Fall: Die EU muss Druck ausüben. Einen Hebel gäbe es: Die EU hat Ungarn 2008 finanziell gestützt. Jetzt steht das Land schon wieder vor der Pleite.