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Wirtschaftswachstum und Wohlstandszuwachs durch TTIP?


JT CC BY NC ND 2.0Foto & Teaser: JT (CC BY-NC-ND 2.0)


Auf Publixphere.de wurde von den Nutzer_innen gefragt:

Wird die transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen?

Oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen ressourcenstarker Unternehmen?


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Kommentare

  • Andreas Povel Podiumsgast EU-Salon #3
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    Für europäische Unternehmen wird der Zugang zum US-Markt wesentlich leichter. Das tut besonders dem deutschen Mittelstand gut, der erst aufgrund des erleichterten Marktzugangs in den USA seine Produkte anbieten kann. Studien gehen davon aus, dass der Handel zwischen der EU und den USA langfristig substanziell zunehmen könnte. Weniger Zölle und Handelsbarrieren sorgen für höheren Export und Umsätze und so auch für mehr Arbeitsplätze. Sicherlich können solche Studien nur Prognosen sein. Allerdings haben alle eines gemein, alle sind positiv.

    Abgesehen von den monetären Aspekten ist der enge Schulterschluss mit den USA zu befürworten. Der Durchschnittseuropäer wird indirekt durch das steigende Innovationspotenzial und die erhöhte Wettbewerbsfähigkeit einer TTIP profitieren. Denn Wirtschaft und Gesellschaft sind nicht voneinander abgekoppelt, sie gehören zusammen und werden auch gemeinsam profitieren.

    • Die Frage wäre, ob man nicht eher warten will, bis die USA in Sachen No-spy, Angleichung an EU Regeln und Abbau von Handelshemmnissen wie Buy America einschwenken müssen, bevor Europa seine Stärke vorzeitig transatlantisch verkauft, nämlich die europäische Weltführerschaft im regulativen Bereich.

    • "Wirtschaft und Gesellschaft gehören zusammen und werden auch gemeinsam profitieren ..." das klingt aber sehr einfach! Und irgendwie bereitet mir die Ökonomisierung der Gesellschaft auch Sorge...

      • Andreas Povel Podiumsgast EU-Salon #3 ist dafür
        +1

        Den wachsenden Graben zwischen der sog. Zivilgesellschaft und Wirtschaft sehen wir mit großer Sorge. Unternehmen, ob groß oder klein, sind doch Teil der Gesellschaft. Wirtschaft und Gesellschaft bildet doch einen Kreislauf, oder nicht?

        Bei TTIP ist es unserer Ansicht nach ähnlich. Es ist schwer zu sagen wie sich TTIP makroökonomischen auswirkt. Auch die professionellen Studien geben unterschiedliche Wachstumszahlen heraus. Eines haben allerdings alle Studien gemeinsam. Alle sind positiv.

        Ja, Europa (Nordeuropa) geht es heute noch recht gut aber die Weltwirtschaft schläft nicht. Laut des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) werden 90% des weltweiten Wirtschaftswachstums in den kommenden Jahren außerhalb Europas generiert. Wir müssen im globalen Kontext auch ein Auge darauf haben nicht in der Entwicklung stehen zu bleiben. TTIP sollte auch in diesen Kontext mit einbezogen werden.

        • Wäre TTIP und das Zusammenwachsen des nordamerikanischen Marktes mit dem europäischen in diesem Sinne dann auch ein eindeutiges Zeichen innerhalb des globalen Marktes - und eine Wappnung entgegen der wirtschaftlich aufstrebenden Nationen, wie bspw. die BRICS Länder?

          Sollten wir TTIP also auch aus Sorge bzw. Vorsicht vor der Konkurrenz des außereuropäischen Wirtschaftswachstums zustimmen?

          Was denken Sie, wie würde TTIP schlussendlich die internationalen Märkte verändern?

          • Jill ist dagegen
            +1

            Oder sollten wir TTIP zugunsten des außereuropäischen Wirtschaftswachstums ablehnen? Es stellt einen Widerspruch dar, wenn in der EU und den USA auf der einen Seite von Entwicklungszusammenarbeit die Rede ist, man sich gleichzeitig etwa gegen die BRICS Staaten wappnen möchte!

            • David Krappitz Mitglied JEB
              +1

              Die Tatsache, dass EU und USA ihren Handel verstärken, steht einer positiven Entwicklung anderer Weltregionen nicht entgegen. TTIP würde sich einfügen in ein Netzwerk bi- und multilateraler Abkommen, die den globalen Handel insgesamt von Hemmnissen befreien.

              Negative Effekte für Drittstaaten können durch protektionistische Maßnahmen entstehen, wie sie zB durch die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU entstanden sind, wo die eigene Landwirtschaft derart gefördert wird, dass der europäische Markt Importeuren aus Drittstaaten quasi verschlossen bleibt.

              Das dürfte aber nicht der Sinn hinter TTIP sein. Wenn TTIP es schafft, gemeinsame Standards zu schaffen, wo es geht ggfs. auch die Standards des Vertragspartners anzuerkennen, besteht vielmehr die Möglichkeit, dass Handelspartnern eines Vertragspartners zugleich der Markt des anderen Vertragspartners geöffnet wird. Die Tendenz dürfte daher eher in Richtung einer Öffnung der transatlantischen Märkte gehen, von der der globale Markt inklusive Entwicklungsländern profitieren kann.

              Branchenspezifisch kann es natürlich zum Gegenteil kommen, weil Unternehmen aus Entwicklungsländern dem Wettbewerb mit Unternehmen aus dem transatlantischen Raum nicht standhalten können - ich denke da etwa an die Textilbranche. Einen generellen Gegensatz zwischen TTIP und Entwicklungszusammenarbeit kann man in meinen Augen aber nicht ziehen.

          • Andreas Povel Podiumsgast EU-Salon #3 ist dafür
            +1

            Das ist ein eindeutiges Jein.

            TTIP ist sicherlich ein Statement für freien Handel. Generell setzt die AmCham sich für freien Handel ein. Die DOHA Runde ist zu unserem großen Bedauern leider gescheitert. Wir hoffen, dass TTIP nun (wenn auch erst einmal nur bilateral) auch für die WTO ein neuer Anstoß sein könnte.

            Auch wenn TTIP primär transatlantisch wirkt geht es nicht darum andere Handelsblöcke auszuschließen. Die BRICS Staaten haben sich in den letzten 20 Jahren phänomenal entwickelt. Auch Europa hat von dieser Entwicklung profitiert.

            Trotzdem geht es natürlich bei TTIP auch um den globalen Kontext. In Hinblick auf Standards, Normen und Regularien sind wir den BRICS Staaten um Längen voraus. TTIP ist eine Chance die hohen transatlantischen Standards zu manifestieren. Sollte es gelingen einen „Goldstandard“ durch TTIP zu manifestieren wäre das eine Win Win situation.

            TTIP wird sicher Einfluss auf den weltweiten Handel haben. Wie die Handelsumlenkungseffekte sich schlussendlich auswirken ist schwer zu sagen. Wenn man die Geschichtsbücher bemüht wird recht schnell klar, dass Freihandel immer zu einem Anstieg des Handels geführt hat und zwar nicht nur zwischen den frei handelnden sondern generell. Wie bereits beschrieben hoffen wir, dass TTIP auch die Initiative des weltweiten Freihandels wieder mit Energie versorgt.

            • Ich denke Sie unterschlagen das Problem, dass die USA eine protektische Außenwirtschaft haben, und protektionistische Instrumente im aktuellen Klima eher noch ausgebaut werden. Zu den Exportbeschränkungen bei Mineralölprodukten gibt es allerdings Bewegung. In Sachen Buy America und Berry Amendments haben die USA bislang nicht geliefert. Das Bekanntnis zum Freihandel muss durch substanzielle Zugeständnisse untermauert werden. Freihandel ist vorteilhaft, aber wer Zugang will, muss auch bereit sein, Zugeständnisse zu machen.

  • Vielleicht ist in Deutschland der Leidensdruck nicht derart groß, dass alle Bedenken gegen den Freihandel wegen günstiger Vorhersagen zum Wirtschaftswachstum in den Wind geschlagen werden. Doch ist vorstellbar, dass in Griechenland, Spanien und Frankreich momentan Prognosen, denen zufolge mit TTIP und CETA Arbeitsplätze geschaffen werden können, richtige Argumente sind.