„Right2Water“ hält Wasser für ein öffentliches Gut und wendet sich gegen eine Privatisierung der Wasserversorgung. Außerdem fordert
„Right2Water“ einen universellen Zugang zu Wasser sowie eine sanitäre Grundversorgung.
Mitte Februar 2014 fand eine öffentliche Anhörung vor der EU-Kommission und dem Umweltausschuss des EU-Parlaments statt. Am 19. März legte die EU-Kommission als Reaktion auf „Right2Water“ eine Mitteilung vor.
Die Kommission verweist darin vor allem auf bestehende Gesetzgebungen, die es verstärkt durchzusetzen gelte. So zitiert sie etwa die gültige EU Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000: "Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss."
In Punkto Privatisierung der Wasserversorgung verweist die Kommission auf eine frühere Entscheidung. Binnenmarktkommissar Michel Barnier hatte zwar stets bestritten, er wolle die Privatisierung vorantreiben. Allerdings hatte Barnier in Reaktion auf entsprechende Befürchtungen die Wasserversorgung Mitte 2013 aus der sogenannten EU-Konzessionsrichtlinie herausgenommen (Siehe hierzu auch TAZ-Artikel), die für mehr Wettbewerb bei der Vergabe von Nutzungsrechten führen soll.
Auch bei internationalen Handelsverhandlungen - gemeint ist wohl auch das geplante Transatlantische Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP – will die Kommission sicherstellen, dass die bestehende Handhabung der Wasserdienstleistungen auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene respektiert wird.
Zugleich weist die Kommission die Idee zurück, den EU-Staaten im Sinne eines Grundrechts eine Wasserversorgung aus öffentlicher Hand vorzuschreiben. Die Entscheidung über die optimale Verwaltung von Wasserdienstleistungen liege fest in den Händen der Behörden in den Mitgliedstaaten, so die Brüsseler Behörde. Die Kommission werde auch künftig EU-Recht beachten, wonach die EU zu Neutralität gegenüber den nationalen Entscheidungen über die Eigentumsordnung für Wasserversorgungsunternehmen verpflichtet ist.
Kritiker warnen, vor allem hochverschuldete Staaten wie Portugal oder Griechenland stünden aktuell unter Druck, ihre Wasserwerke zu privatisieren – auch wegen den Sparvorgaben der Troika, an der die Kommission beteiligt ist. Auch hier spielt die Kommission den Ball zurück in die Mitgliedsländer. "Die Kommission fordert (...) die Mitgliedstaaten auf, im Rahmen ihrer Zuständigkeiten allen Bürgerinnen und Bürgern einen Mindestzugang zur Wasserversorgung gemäß den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation zu sichern und die Wasserrichtlinie ordnungsgemäß umzusetzen."
Zumindest in Punkto Trinkwasserqualität will die Kommission handeln. So soll es eine öffentlichen Konsultation zu möglichen Verbesserungen und Gespräche über neue Richtwerte geben.
Die Europäische Gewerkschaftsverband für den öffentlichen Dienst (EGÖD) - Initiator und Finanzier von "Right2Water" - reagiert verhalten auf die Kommissionsmitteilung. EGÖD-Vizegeneralsekretär Jan Willem Goudriaan kommentiert in einer Stellungnahme: „Die Reaktion der Europäischen Kommission ist wenig ambitioniert darin, den Erwartungen von 1,9 Millionen Menschen gerecht zu werden. Ich bedauere, dass es keinen Gesetzesvorschlag für die Anerkennung des Menschenrechts auf Wasser gibt." EGÖD vertritt nach eigenen Angaben 8 Millionen Mitglieder und 189 Gewerkschaften aus 33 europäischen Ländern. Auch die deutsche Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ist Mitglied, die sich in Deutschland für "Right2Water" einsetzte.
Sven Giegold, EU-Abgeordneter und Spitzenkandidat der Grünen für die Europawahlen, kritisiert die Reaktion der Kommission. Der Umgang mit dieser ersten erfolgreichen Europäischen Bürgerinitiative sei ein Schlag ins Gesicht der Bürger. "Alle weiße Salbe der Kommission von Konsultationen und Respekt für die Bürgerinitiative kann nicht darüber hinwegtäuschen: Ohne Gesetzesvorschläge der EU-Kommission werden die Initiatoren der Bürgerinitiative und die Bürgerinnen und Bürger keine Hoffnung auf mehr Europäische Demokratie aus dieser Aktion schöpfen." Der EU-Journalist und Blogger Eric Bonse kommentiert: "Die EBI wird ausgebremst, die Wähler werden um ein wichtiges Thema betrogen."
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