Hallo Emil,
Mir geht es nicht um Gender-Mainstreaming, sondern darum, dass es Benachteiligungen von Frauen wie von Männern gibt und ich es angebracht fände, beides gleichwertig (also nicht mit den gleichen Mitteln, aber mit der gleichen Anstrengung) zu bekämpfen. Daraus folgt dann für mich aber noch nicht, und so verstehe ich Gender-Mainstreaming, dass insgesamt auf die Beseitigung von Unterschieden zwischen Mann und Frau hingewirkt werden muss. Anders ausgedrückt: Wenn mehr Männer als Frauen ins Fußballstadion gehen, ist mir das recht egal, weil es zwar ein Unterschied ist, aber keine Benachteiligung.
Mir geht es also nicht um die Beseitigung von Unterschieden oder Individualität, sondern um die Verringerung von Benachteiligungen (für alle Menschen) und da bin ich dann wieder beim Feminismus. Denn wenn z.B. nur die „Gewalt im Netz gegen Frauen“ thematisiert wird und „Gewalt im Netz gegen Männer“ keiner Betrachtung bedarf oder wenn sich jemand für die Beseitigung von Benachteiligungen von Frauen einsetzt, umgekehrt aber nicht mal anerkennt, dass es auch Benachteiligung von Männern (z.B. in der Schule) gibt, dann ist das für mich feministisch und explizit nicht mit dem Gleichstellungsgedanken des Artikel 3 des Grundgesetzes vereinbar.
Und genau das will ich mit den Debattenbeiträgen vom Samstag und Montag (Dem (echten) Feminismus geht es nicht um Gleichstellung)aufzeigen und gerne auch kontrovers debattieren, ob das andere auch so sehen oder eben nicht. Und morgen will ich dann fragen, was daraus für den Feminismus folgt bzw. „brauchen wir statt Feminismus einen echten Gleichstellungsaktivismus?“