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    Plädoyer für den Streit

    Hallo Fwd: Europe, als Alex (Redaktion Publixphere) diskutiere ich hier einmal mit, weil die Frage nach der europäischen Streitkultur für uns so zentral ist - genau eine solche wollen wir auch mit Publixphere ermöglichen.

    Ich kann die Furcht vor dem Streit um Europa verstehen. Er kann natürlich auch Gift für das europäische Projekt sein - wenn es etwa heißt: "Die" Franzosen sind schuld, "die" Griechen, "die" Deutschen usw., wenn wir also zu den nationalen Grabenkämpfen vergangener Jahrhunderte zurückkehren. Die alte nationale Hetze ist übrigens schneller wieder da als man denkt - sie lauert an vielen Ecken im Netz.

    Auf der anderen Seite müssen wir uns im demokratischen Europa um den besten politischen Weg streiten - und das möglichst auch in der Jugendbildung simulieren und mitvollziehen. Denn wenn nicht mehr deutlich wird, dass Europa im Diskurs entsteht, im Wettstreit um die beste Politik, um Alternativen, wird es erst Recht gefährlich für die europäische Idee. So entsteht das Feinbild Brüssel. So entsteht das Gefühl, von "Europa" der eigenen Handlungsmacht und Souveränität beraubt zu sein, in einer 'Euro-Diktatur' zu leben (genau an dieses Ohnmachtsgefühl appellieren appelieren zahlreiche Populisten nicht ohne Erfolg). Die EU darf nicht als Monolith erscheinen, an dem sich doch nichts ändern lässt.

    Europa ist änderbar

    Der Königsweg wäre für mich - auch in der politischen Bildung - zu vermitteln, wie verschiedene Interessen und Positionen am Ende in unserer EU-Gesetzgebung münden, und zwar möglichst losgelöst von der Nationalität: wie gestalten europäische Konservative, Grüne, Liberale, Linke usw. diese Richtlinie? Wie tun es Wirtschaftsverbände, Verbraucherorganisationen, Gewerkschaften, NGOs?

    Für mich gehört auch die Frage dazu: wie würdest Du entscheiden? Für welche europäische Roaming-Preis-Grenze wärst Du? Was wiegt schwerer, die Interessen der Mobilfunkkunden oder der Mobilfunkunternehmen usw.? Was ist marktfeindlich? Wo muss der Staat eingreifen? All diese Diskussionen lassen sich anhand einfacher Fälle zum Beispiel mit Schulklassen führen - wir taten das etwa in Berlin mit der Eurowahlgang zum Thema europäischer Mindestlohn - ja oder nein? Als wir die SchülerInnen kurzerhand zu Parlamentariern erklärten, entwickelte sich eine engagiert geführte Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern. Es wurde gestritten und damit stieg der Informationshunger. Wer streitet, will sich mit Argumenten ausstatten - wo klappt der Mindestlohn? Wo nicht? Was sind die Folgen? Darf die EU das überhaupt? Usw.. Man braucht die Infos, um andere zu überzeugen. Dieser Moment ist meines Erachtens motivierender und einprägsamer, als wenn man einfach einen Schulbuchtext: 'So funktioniert die EU' liest, ohne jede situative Motivation (außer einer bestandenen Klassenarbeit).

    Natürlich ist Europa durch das Mehrebenensystem komplexer als das nationale System 'Parlament, Regierung, Opposition'...Aber auch diese Komplexität lässt sich glaube ich am Besten vermitteln, indem wir sie ausprobieren, simulieren, nachmachen, uns in sie hineinversetzen. Hier machen zum Beispiel die JEF/JEB mit SIMEP tolle Arbeit - also mit aufwendigen EU-Simulationen.

    Transnationale Interessen sehen

    Inzwischen wichtig erscheint mir auch wieder, die Jugend dafür zu sensibiliseren, dass die EU keineswegs selbstverständlich ist. Sie könnte auch zurückgebaut und aufgelöst werden - viele nationalistische und rechte Bewegungen zielen in diese Richtung. Ich weiß, das kann sich niemand vorstellen. Aber dieses Bewusstsein für die Umkehrbarkeit Europas scheint mir wichtig. Erst wenn wir es mal einen Moment ganz wegdenken, wissen wir das europäische Projekt wieder zu schätzen.

    Im besten Fall ist am Ende die Europäische Union das Eigene, nicht das Fremde/Komplexe/Abstrakte. Sie ist das, was wir wählen. Das, was wir bestimmen können über unsere RepräsentantInnen auf allen Ebenen, aber auch durch unsere Einmischung (Bürgerinitiativen, Diskussionen, Kritik usw.). Im besten Fall merken wir, dass wir an der Stelle vielleicht als Verbraucher diesselben Interessen haben wie der spanische und finnische Verbraucher. Und als Konservativer oder Linker haben wir an der anderen Stelle diesselben Interessen wie ein schwedischer und slowakischer Konservativer oder Linker. Usw.

    Ok, wenn's interessiert: hier haben wir eine lange Diskussion zur EU-Streitkultur.

    Liebe Grüße! Alex

    P.S: Die Reflexion des Systems (European Republic usw.) wäre für mich dann der zweite Schritt, wenn erstmal das aktuelle verstanden ist

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    Hallo Fwd: Europe, als Alex (Redaktion Publixphere) diskutiere ich hier einmal mit, weil die Frage nach der europäischen Streitkultur für uns so zentral ist - genau eine solche wollen wir auch mit Publixphere ermöglichen.

    Ich kann die Furcht vor dem Streit um Europa verstehen. Er kann natürlich auch Gift für das europäische Projekt sein - wenn es etwa heißt: "Die" Franzosen sind schuld, "die" Griechen, "die" Deutschen usw., wenn wir also zu den nationalen Grabenkämpfen vergangener Jahrhunderte zurückkehren. Die alte nationale Hetze ist übrigens schneller wieder da als man denkt - sie lauert an vielen Ecken im Netz.

    Auf der anderen Seite müssen wir uns im demokratischen Europa um den besten politischen Weg streiten - und das möglichst auch in der Jugendbildung simulieren und mitvollziehen. Denn wenn nicht mehr deutlich wird, dass Europa im Diskurs entsteht, im Wettstreit um die beste Politik, um Alternativen, wird es erst Recht gefährlich für die europäische Idee. So entsteht das Feinbild Brüssel. So entsteht das Gefühl, von "Europa" der eigenen Handlungsmacht und Souveränität beraubt zu sein, in einer 'Euro-Diktatur' zu leben (genau an dieses Ohnmachtsgefühl appelieren zahlreiche Populisten nicht ohne Erfolg). Die EU darf nicht als Monolith erscheinen, an dem sich doch nichts ändern lässt.

    Europa ist änderbar

    Der Königsweg wäre für mich - auch in der politischen Bildung - zu vermitteln, wie verschiedene Interessen und Positionen am Ende in unserer EU-Gesetzgebung münden, und zwar möglichst losgelöst von der Nationalität: wie gestalten europäische Konservative, Grüne, Liberale, Linke usw. diese Richtlinie? Wie tun es Wirtschaftsverbände, Verbraucherorganisationen, Gewerkschaften, NGOs?

    Für mich gehört auch die Frage dazu: wie würdest Du entscheiden? Für welche europäische Roaming-Preis-Grenze wärst Du? Was wiegt schwerer, die Interessen der Mobilfunkkunden oder der Mobilfunkunternehmen usw.? Was ist marktfeindlich? Wo muss der Staat eingreifen? All diese Diskussionen lassen sich anhand einfacher Fälle zum Beispiel mit Schulklassen führen - wir taten das etwa in Berlin mit der Eurowahlgang zum Thema europäischer [europäischer Mindestlohn - ja oder nein Link: https://publixphere.net/d/552 ? nein]((https://publixphere.net/d/552)? Als wir die SchülerInnen kurzerhand zu Parlamentariern erklärten, entwickelte sich eine engagiert geführte Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern. Es wurde gestritten und damit stieg der Informationshunger. Wer streitet, will sich mit Argumenten ausstatten - wo klappt der Mindestlohn? Wo nicht? Was sind die Folgen? Darf die EU das überhaupt? Usw.. Man braucht die Infos, um andere zu überzeugen. Dieser Moment ist meines Erachtens motivierender und einprägsamer, als wenn man einfach einen Schulbuchtext: 'So funktioniert die EU' liest, ohne jede situative Motivation (außer einer bestandenen Klassenarbeit).

    Natürlich ist Europa durch das Mehrebenensystem komplexer als das nationale System 'Parlament, Regierung, Opposition'...Aber auch diese Komplexität lässt sich glaube ich am Besten vermitteln, indem wir sie ausprobieren, simulieren, nachmachen, uns in sie hineinversetzen. Hier machen zum Beispiel die JEF/JEB mit SIMEP tolle Arbeit - also mit aufwendigen EU-Simulationen.

    Transnationale Interessen sehen

    Inzwischen wichtig erscheint mir auch wieder, die Jugend dafür zu sensibiliseren, dass die EU keineswegs selbstverständlich ist. Sie könnte auch zurückgebaut und aufgelöst werden - viele nationalistische und rechte Bewegungen zielen in diese Richtung. Ich weiß, das kann sich niemand vorstellen. Aber dieses Bewusstsein für die Umkehrbarkeit Europas scheint mir wichtig. Erst wenn wir es mal einen Moment ganz wegdenken, wissen wir das europäische Projekt wieder zu schätzen.

    Im besten Fall ist am Ende die Europäische Union das Eigene, nicht das Fremde/Komplexe/Abstrakte. Sie ist das, was wir wählen. Das, was wir bestimmen können über unsere RepräsentantInnen auf allen Ebenen, aber auch durch unsere Einmischung (Bürgerinitiativen, Diskussionen, Kritik usw.). Im besten Fall merken wir, dass wir an der Stelle vielleicht als Verbraucher diesselben Interessen haben wie der spanische und finnische Verbraucher. Und als Konservativer oder Linker haben wir an der anderen Stelle diesselben Interessen wie ein schwedischer und slowakischer Konservativer oder Linker. Usw.

    Ok, wenn's interessiert: hier haben wir eine lange Diskussion zur EU-Streitkultur.

    Liebe Grüße! Alex

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    Hallo Fwd: Europe, als Alex (Redaktion Publixphere) diskutiere ich hier einmal mit, weil die Frage nach der europäischen Streitkultur für uns so zentral ist - genau eine solche wollen wir auch mit Publixphere ermöglichen.

    Ich kann die Furcht vor dem Streit um Europa verstehen. Er kann natürlich auch Gift für das europäische Projekt sein - wenn es etwa heißt: "Die" Franzosen sind schuld, "die" Griechen, "die" Deutschen usw., wenn wir also zu den nationalen Grabenkämpfen vergangener Jahrhunderte zurückkehren. Die alte nationale Hetze ist übrigens schneller wieder da als man denkt - sie lauert an vielen Ecken im Netz.

    Auf der anderen Seite müssen wir uns im demokratischen Europa um den besten politischen Weg streiten - und das möglichst auch in der Jugendbildung simulieren und mitvollziehen. Denn wenn nicht mehr deutlich wird, dass Europa im Diskurs entsteht, im Wettstreit um die beste Politik, um Alternativen, wird es erst Recht gefährlich für die europäische Idee. So entsteht das Feinbild Brüssel. So entsteht das Gefühl, von "Europa" der eigenen Handlungsmacht und Souveränität beraubt zu sein, in einer 'Euro-Diktatur' zu leben (genau an dieses Ohnmachtsgefühl appelieren zahlreiche Populisten nicht ohne Erfolg). Die EU darf nicht als Monolith erscheinen, an dem sich doch nichts ändern lässt.

    Europa ist änderbar

    Der Königsweg wäre für mich - auch in der politischen Bildung - zu vermitteln, wie verschiedene Interessen und Positionen am Ende in unserer EU-Gesetzgebung münden, und zwar möglichst losgelöst abstrahiert von der Nationalität: wie gestalten europäische Konservative, Grüne, Liberale, Linke usw. diese Richtlinie? Wie tun es Wirtschaftsverbände, Verbraucherorganisationen, Gewerkschaften, NGOs?

    Für mich gehört auch die Frage dazu: wie würdest Du entscheiden? Für welche europäische Roaming-Preis-Grenze wärst Du? Was wiegt schwerer, die Interessen der Mobilfunkkunden oder der Mobilfunkunternehmen usw.? Was ist marktfeindlich? Wo muss der Staat eingreifen? All diese Diskussionen lassen sich anhand einfacher Fälle zum Beispiel mit Schulklassen führen - wir taten das etwa in Berlin mit der Eurowahlgang zum Thema [europäischer Mindestlohn - ja oder nein]((https://publixphere.net/d/552)? Als wir die SchülerInnen kurzerhand zu Parlamentariern erklärten, entwickelte sich eine engagiert geführte Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern. Es wurde gestritten und damit stieg der Informationshunger. Wer streitet, will sich mit Argumenten ausstatten - wo klappt der Mindestlohn? Wo nicht? Was sind die Folgen? Darf die EU das überhaupt? Usw.. Man braucht die Infos, um andere zu überzeugen. Dieser Moment ist meines Erachtens motivierender und einprägsamer, als wenn man einfach einen Schulbuchtext: 'So funktioniert die EU' liest, ohne jede situative Motivation (außer einer bestandenen Klassenarbeit).

    Natürlich ist Europa durch das Mehrebenensystem komplexer als das nationale System 'Parlament, Regierung, Opposition'...Aber auch diese Komplexität lässt sich glaube ich am Besten vermitteln, indem wir sie ausprobieren, simulieren, nachmachen, uns in sie hineinversetzen. Hier machen zum Beispiel die JEF/JEB mit SIMEP tolle Arbeit - also mit aufwendigen EU-Simulationen.

    Transnationale Interessen sehen

    Inzwischen wichtig erscheint mir auch wieder, die Jugend dafür zu sensibiliseren, dass die EU keineswegs selbstverständlich ist. Sie könnte auch zurückgebaut und aufgelöst werden - viele nationalistische und rechte Bewegungen zielen in diese Richtung. Ich weiß, das kann sich niemand vorstellen. Aber dieses Bewusstsein für die Umkehrbarkeit Europas scheint mir wichtig. Erst wenn wir es mal einen Moment ganz wegdenken, wissen wir das europäische Projekt wieder zu schätzen.

    Im besten Fall ist am Ende die Europäische Union das Eigene, nicht das Fremde/Komplexe/Abstrakte. Sie ist das, was wir wählen. Das, was wir bestimmen können über unsere RepräsentantInnen auf allen Ebenen, aber auch durch unsere Einmischung (Bürgerinitiativen, Diskussionen, Kritik usw.). Im besten Fall merken wir, dass wir an der Stelle vielleicht als Verbraucher diesselben Interessen haben wie der spanische und finnische Verbraucher. Und als Konservativer oder Linker haben wir an der anderen Stelle diesselben Interessen wie ein schwedischer und slowakischer Konservativer oder Linker. Usw.

    Ok, wenn's interessiert: hier haben wir eine lange Diskussion zur EU-Streitkultur.

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    Hallo Fwd: Europe, als Alex (Redaktion Publixphere) diskutiere ich hier einmal mit, weil die Frage nach der europäischen Streitkultur für uns so zentral ist - genau eine solche wollen wir auch mit Publixphere ermöglichen.

    Ich kann die Furcht vor dem Streit um Europa verstehen. Er kann natürlich auch Gift für das europäische Projekt sein - wenn es etwa heißt: "Die" Franzosen sind schuld, "die" Griechen, "die" Deutschen usw., wenn wir also zu den nationalen Grabenkämpfen vergangener Jahrhunderte zurückkehren. Die alte nationale Hetze ist übrigens schneller wieder da als man denkt - sie lauert an vielen Ecken im Netz.

    Auf der anderen Seite müssen wir uns im demokratischen Europa um den besten politischen Weg streiten - und das möglichst auch in der Jugendbildung simulieren und mitvollziehen. Denn wenn nicht mehr deutlich wird, dass Europa im Diskurs entsteht, im Wettstreit um die beste Politik, um Alternativen, wird es erst Recht gefährlich für die europäische Idee. So entsteht das Feinbild Brüssel. So entsteht das Gefühl, von "Europa" der eigenen Handlungsmacht und Souveränität beraubt zu sein, in einer 'Euro-Diktatur' zu leben (genau an dieses Ohnmachtsgefühl appelieren zahlreiche Populisten nicht ohne Erfolg). Die EU darf nicht als Monolith erscheinen, an dem sich doch nichts ändern lässt.

    Europa ist änderbar

    Der Königsweg wäre für mich - auch in der politischen Bildung - zu vermitteln, wie verschiedene Interessen und Positionen am Ende in unserer EU-Gesetzgebung münden, und zwar möglichst abstrahiert von der Nationalität: wie gestalten europäische Konservative, Grüne, Liberale, Linke usw. diese Richtlinie? Wie tun es Wirtschaftsverbände, Verbraucherorganisationen, Gewerkschaften, NGOs?

    Für mich gehört auch die Frage dazu: wie würdest Du entscheiden? Für welche europäische Roaming-Preis-Grenze wärst Du? Was wiegt schwerer, die Interessen der Mobilfunkkunden oder der Mobilfunkunternehmen usw.? Was ist marktfeindlich? Wo muss der Staat eingreifen? All diese Diskussionen lassen sich anhand einfacher Fälle zum Beispiel mit Schulklassen führen - wir taten das etwa in Berlin mit der Eurowahlgang zum Thema [europäischer Mindestlohn - ja oder nein]((https://publixphere.net/d/552)? Als wir die SchülerInnen kurzerhand zu Parlamentariern erklärten, entwickelte sich eine engagiert geführte Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern. Es wurde gestritten und damit stieg der Informationshunger. Wer streitet, will sich mit Argumenten ausstatten - wo klappt der Mindestlohn? Wo nicht? Was sind die Folgen? Darf die EU das überhaupt? Usw.. Man braucht die Infos, um andere zu überzeugen. Dieser Moment ist meines Erachtens motivierender und einprägsamer, als wenn man einfach einen Schulbuchtext: 'So funktioniert die EU' liest, ohne jede situative Motivation (außer einer bestandenen Klassenarbeit).

    Natürlich ist Europa durch das Mehrebenensystem komplexer als das nationale System 'Parlament, Regierung, Opposition'...Aber auch diese Komplexität lässt sich glaube ich am Besten vermitteln, indem wir sie ausprobieren, simulieren, nachmachen, uns in sie hineinversetzen. Hier machen zum Beispiel die JEF/JEB mit SIMEP tolle Arbeit - also mit aufwendigen EU-Simulationen.

    Transnationale Interessen sehen

    Inzwischen wichtig erscheint mir auch wieder, die Jugend dafür zu sensibiliseren, dass die EU keineswegs selbstverständlich ist. Sie könnte auch zurückgebaut und aufgelöst werden - viele nationalistische und rechte Bewegungen zielen in diese Richtung. Ich weiß, das kann sich niemand vorstellen. Aber dieses Bewusstsein für die Umkehrbarkeit Europas scheint mir wichtig. Erst wenn wir es mal einen Moment ganz wegdenken, es mal wegdenken wissen wir das europäische Projekt wieder zu schätzen.

    Im besten Fall ist am Ende die Europäische Union das Eigene, nicht das Fremde/Komplexe/Abstrakte. Sie ist das, was wir wählen. Das, was wir bestimmen können über unsere RepräsentantInnen auf allen Ebenen, aber auch durch unsere Einmischung (Bürgerinitiativen, Diskussionen, Kritik usw.). Im besten Fall merken wir, dass wir an der Stelle vielleicht als Verbraucher diesselben Interessen haben wie der spanische und finnische Verbraucher. Und als Konservativer oder Linker haben wir an der anderen Stelle diesselben Interessen wie ein schwedischer und slowakischer Konservativer oder Linker. Usw.

    Ok, wenn's wenns interessiert: hier haben wir eine lange Diskussion zur EU-Streitkultur.

    Liebe Grüße! Alex

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    Hallo Fwd: Europe, als Alex (Redaktion Publixphere) diskutiere ich hier einmal mit, weil die Frage nach der europäischen Streitkultur für uns so zentral ist - genau eine solche wollen wir auch mit Publixphere ermöglichen.

    Ich kann die Furcht vor dem Streit um Europa verstehen. Er kann natürlich auch Gift für das europäische Projekt sein - wenn es etwa heißt: "Die" Franzosen sind schuld, "die" Griechen, "die" Deutschen usw., wenn wir also zu den nationalen Grabenkämpfen vergangener Jahrhunderte zurückkehren. Die alte nationale Hetze ist übrigens schneller wieder da als man denkt - sie lauert an vielen Ecken im Netz.

    Auf der anderen Seite müssen wir uns im demokratischen Europa um den besten politischen Weg streiten - und das möglichst auch in der Jugendbildung simulieren und mitvollziehen. Denn wenn nicht mehr deutlich wird, dass Europa im Diskurs entsteht, im Wettstreit um die beste Politik, um Alternativen, wird es erst Recht gefährlich für die europäische Idee. So entsteht das Feinbild Brüssel. So entsteht das Gefühl, von "Europa" der eigenen Handlungsmacht und Souveränität beraubt zu sein, in einer 'Euro-Diktatur' zu leben (genau an dieses Ohnmachtsgefühl appelieren zahlreiche Populisten nicht ohne Erfolg). Die EU darf nicht als Monolith erscheinen, an dem sich doch nichts ändern lässt.

    Europa ist änderbar

    Der Königsweg wäre für mich - auch in der politischen Bildung - zu vermitteln, wie verschiedene Interessen und Positionen am Ende in unserer EU-Gesetzgebung münden, und zwar möglichst abstrahiert von der Nationalität: wie gestalten europäische Konservative, Grüne, Liberale, Linke usw. diese Richtlinie? Wie tun es Wirtschaftsverbände, Verbraucherorganisationen, Gewerkschaften, NGOs?

    Für mich gehört auch die Frage dazu: wie würdest Du entscheiden? Für welche europäische Roaming-Preis-Grenze wärst Du? Was wiegt schwerer, die Interessen der Mobilfunkkunden oder der Mobilfunkunternehmen usw.? Was ist marktfeindlich? Wo muss der Staat eingreifen? All diese Diskussionen lassen sich anhand einfacher Fälle zum Beispiel mit Schulklassen führen - wir taten das etwa in Berlin mit der Eurowahlgang zum Thema [europäischer Mindestlohn - ja oder nein]((https://publixphere.net/d/552)? Als wir die SchülerInnen kurzerhand zu Parlamentariern erklärten, entwickelte sich eine engagiert geführte Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern. Es wurde gestritten und damit stieg der Informationshunger. Wer streitet, will sich mit Argumenten ausstatten - wo klappt der Mindestlohn? Wo nicht? Was sind die Folgen? Darf die EU das überhaupt? Usw.. Man braucht die Infos, um andere zu überzeugen. Dieser Moment ist meines Erachtens motivierender und einprägsamer, als wenn man einfach einen Schulbuchtext: 'So funktioniert die EU' liest, ohne jede situative Motivation (außer einer bestandenen Klassenarbeit).

    Natürlich ist Europa durch das Mehrebenensystem komplexer als das nationale System 'Parlament, Regierung, Opposition'...Aber auch diese Komplexität lässt sich glaube ich am Besten vermitteln, indem wir sie ausprobieren, simulieren, nachmachen, uns in sie hineinversetzen. Hier machen zum Beispiel die JEF/JEB mit SIMEP tolle Arbeit - also mit aufwendigen EU-Simulationen.

    Transnationale Interessen sehen

    Inzwischen wichtig erscheint mir auch wieder, die Jugend dafür zu sensibiliseren, dass die EU keineswegs selbstverständlich ist. Sie könnte auch zurückgebaut und aufgelöst werden - viele nationalistische und rechte Bewegungen zielen in diese Richtung. Ich weiß, das kann sich niemand vorstellen. Aber dieses Bewusstsein für die Umkehrbarkeit Europas scheint mir wichtig. Erst wenn es mal wegdenken wissen wir das europäische Projekt wieder zu schätzen.

    Im besten Fall ist am Ende die Europäische Union das Eigene, nicht das Fremde/Komplexe/Abstrakte. Sie ist das, was wir wählen. Das, was wir bestimmen können über unsere RepräsentantInnen auf allen Ebenen, aber auch durch unsere Einmischung (Bürgerinitiativen, Diskussionen, usw.). Im besten Fall merken wir, dass wir an der Stelle vielleicht als Verbraucher diesselben Interessen haben wie der spanische und finnische Verbraucher. Und als Konservativer oder Linker haben wir an der anderen Stelle diesselben Interessen wie ein schwedischer und slowakischer Konservativer oder Linker. Usw.

    Ok, wenns interessiert: hier haben wir eine lange Diskussion zur EU-Streitkultur.

    Liebe Grüße! Alex

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    Plädoyer für den Streit

    Hallo Fwd: Europe, als Alex (Redaktion Publixphere) diskutiere ich hier einmal mit, weil die Frage nach der europäischen Streitkultur für uns so zentral ist - genau eine solche wollen wir auch mit Publixphere ermöglichen.

    Ich kann die Furcht vor dem Streit um Europa verstehen. Er kann natürlich auch Gift für das europäische Projekt sein - wenn es etwa heißt: "Die" Franzosen sind schuld, "die" Griechen, "die" Deutschen usw., wenn wir also zu den nationalen Grabenkämpfen vergangener Jahrhunderte zurückkehren. Die alte nationale Hetze ist übrigens schneller wieder da als man denkt - sie lauert an vielen Ecken im Netz.

    Auf der anderen Seite müssen wir uns im demokratischen Europa um den besten politischen Weg streiten - und das möglichst auch in der Jugendbildung simulieren und mitvollziehen. Denn wenn nicht mehr deutlich wird, dass Europa im Diskurs entsteht, im Wettstreit um die beste Politik, um Alternativen, wird es erst Recht gefährlich für die europäische Idee. So entsteht das Feinbild Brüssel. So entsteht das Gefühl, von "Europa" der eigenen Handlungsmacht und Souveränität beraubt zu sein, in einer 'Euro-Diktatur' zu leben (genau an dieses Ohnmachtsgefühl appelieren zahlreiche Populisten nicht ohne Erfolg). Die EU darf nicht als Monolith erscheinen, an dem sich doch nichts ändern lässt.

    Europa ist änderbar

    Der Königsweg wäre für mich - auch in der politischen Bildung - zu vermitteln, wie verschiedene Interessen und Positionen am Ende in unserer EU-Gesetzgebung münden, und zwar möglichst abstrahiert von der Nationalität: wie gestalten europäische Konservative, Grüne, Liberale, Linke usw. diese Richtlinie? Wie tun es Wirtschaftsverbände, Verbraucherorganisationen, Gewerkschaften, NGOs?

    Für mich gehört auch die Frage dazu: wie würdest Du entscheiden? Für welche europäische Roaming-Preis-Grenze wärst Du? Was wiegt schwerer, die Interessen der Mobilfunkkunden oder der Mobilfunkunternehmen usw.? Was ist marktfeindlich? Wo muss der Staat eingreifen? All diese Diskussionen lassen sich anhand einfacher Fälle zum Beispiel mit Schulklassen führen - wir taten das etwa in Berlin mit der Eurowahlgang zum Thema [europäischer Mindestlohn - ja oder nein]((https://publixphere.net/d/552)? Als wir die SchülerInnen kurzerhand zu Parlamentariern erklärten, entwickelte sich eine engagiert geführte Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern. Es wurde gestritten und damit stieg der Informationshunger. Wer streitet, will sich mit Argumenten ausstatten - wo klappt der Mindestlohn? Wo nicht? Was sind die Folgen? Darf die EU das überhaupt? Usw.. Man braucht die Infos, um andere zu überzeugen. Dieser Moment ist meines Erachtens motivierender und einprägsamer, als wenn man einfach einen Schulbuchtext: 'So funktioniert die EU' liest, ohne jede situative Motivation (außer einer bestandenen Klassenarbeit).

    Natürlich ist Europa durch das Mehrebenensystem komplexer als das nationale System 'Parlament, Regierung, Opposition'...Aber auch diese Komplexität lässt sich glaube ich am Besten vermitteln, indem wir sie ausprobieren, simulieren, nachmachen, uns in sie hineinversetzen. Hier machen zum Beispiel die JEF/JEB mit SIMEP tolle Arbeit - also mit aufwendigen EU-Simulationen.

    Transnationale Interessen sehen

    Inzwischen wichtig erscheint mir auch wieder, die Jugend dafür zu sensibiliseren, dass die EU keineswegs selbstverständlich ist. Sie könnte auch zurückgebaut und aufgelöst werden - viele nationalistische und rechte Bewegungen zielen in diese Richtung. Ich weiß, das kann sich niemand vorstellen. Aber dieses Bewusstsein für die Umkehrbarkeit Europas scheint mir wichtig. Erst wenn es mal wegdenken wissen wir das europäische Projekt wieder zu schätzen.

    Im besten Fall ist am Ende die Europäische Union das Eigene, nicht das Fremde/Komplexe/Abstrakte. Sie ist das, was wir wählen. Das, was wir bestimmen können über unsere RepräsentantInnen auf allen Ebenen, aber auch durch unsere Einmischung (Bürgerinitiativen, Diskussionen, usw.). Im besten Fall merken wir, dass wir an der Stelle vielleicht als Verbraucher diesselben Interessen haben wie der spanische und finnische Verbraucher. Und als Konservativer oder Linker haben wir an der anderen Stelle diesselben Interessen wie ein schwedischer und slowakischer Konservativer oder Linker. Usw.

    Ok, wenns interessiert: hier haben wir eine lange Diskussion zur EU-Streitkultur Link: https://publixphere.net/d/1219 . ]lange Diskussion zu EU-Streitkultur](https://publixphere.net/d/1219).

    Liebe Grüße! Alex

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    Hallo Fwd: Europe, als Alex (Redaktion Publixphere) diskutiere ich hier einmal mit, weil die Frage nach der europäischen Streitkultur für uns so zentral ist - genau eine solche wollen wir auch mit Publixphere ermöglichen.

    Ich kann die Furcht vor dem Streit um Europa verstehen. Er kann natürlich auch Gift für das europäische Projekt sein - wenn es etwa heißt: "Die" Franzosen sind schuld, "die" Griechen, "die" Deutschen usw., wenn wir also zu den nationalen Grabenkämpfen vergangener Jahrhunderte zurückkehren. Die alte nationale Hetze ist übrigens schneller wieder da als man denkt - sie lauert an vielen Ecken im Netz.

    Auf der anderen Seite müssen wir uns im unsim demokratischen Europa um den besten politischen Weg streiten - und das möglichst auch in der Jugendbildung simulieren und mitvollziehen. Denn wenn nicht mehr deutlich wird, dass Europa im Diskurs entsteht, im Wettstreit um die beste Politik, um Alternativen, wird es erst Recht gefährlich für die europäische Idee. Idee So entsteht das Feinbild Brüssel. So entsteht das Gefühl, von "Europa" der eigenen Handlungsmacht und Souveränität beraubt zu sein, in einer 'Euro-Diktatur' zu leben (genau an dieses Ohnmachtsgefühl appelieren zahlreiche Populisten nicht ohne Erfolg). Die EU darf nicht als Monolith erscheinen, an dem sich doch nichts ändern lässt. lässt

    Europa ist änderbar

    Der Königsweg wäre für mich - auch in der politischen Bildung - zu vermitteln, wie verschiedene Interessen und Positionen am Ende in unserer EU-Gesetzgebung münden, und zwar möglichst abstrahiert von der Nationalität: wie gestalten europäische Konservative, Grüne, Liberale, Linke usw. diese Richtlinie? Wie tun es Wirtschaftsverbände, Verbraucherorganisationen, Gewerkschaften, NGOs?

    Für mich gehört auch die Frage dazu: wie würdest Du entscheiden? Für welche europäische Roaming-Preis-Grenze wärst Du? Was wiegt schwerer, die Interessen der Mobilfunkkunden oder der Mobilfunkunternehmen usw.? Was ist marktfeindlich? Wo muss der Staat eingreifen? All diese Diskussionen lassen sich anhand einfacher Fälle zum Beispiel mit Schulklassen führen - wir taten das etwa in Berlin mit der Eurowahlgang zum Thema [europäischer Mindestlohn zum Thema europäischer Mindestlohn Link: https://publixphere.net/d/552 - ja oder nein]((https://publixphere.net/d/552)? nein? Als wir die SchülerInnen kurzerhand zu Parlamentariern erklärten, entwickelte sich eine engagiert geführte Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern. Es wurde gestritten und damit stieg der Informationshunger. Wer streitet, will sich mit Argumenten ausstatten - wo klappt der Mindestlohn? Wo nicht? Was sind die Folgen? Darf die EU das überhaupt? Usw.. Man braucht die Infos, um andere zu überzeugen. Dieser Moment ist meines Erachtens motivierender und einprägsamer, als wenn man einfach einen Schulbuchtext: 'So funktioniert die EU' liest, ohne jede situative Motivation (außer einer bestandenen Klassenarbeit). liest.

    Natürlich ist Europa durch das Mehrebenensystem komplexer als das nationale System 'Parlament, Regierung, Opposition'...Aber auch diese Komplexität lässt sich glaube ich am Besten vermitteln, indem wir sie ausprobieren, simulieren, nachmachen, uns in sie hineinversetzen. Hier machen zum Beispiel die JEF/JEB mit SIMEP tolle Arbeit - also mit aufwendigen EU-Simulationen.

    Inzwischen wichtig erscheint mir inzwischen auch wieder, die Jugend dafür zu sensibiliseren, dass die EU keineswegs selbstverständlich ist. Sie könnte auch zurückgebaut und aufgelöst werden - viele nationalistische und rechte Bewegungen zielen in diese Richtung. Ich weiß, das kann sich niemand vorstellen. Aber dieses Bewusstsein für die Umkehrbarkeit Europas scheint mir wichtig. Erst wenn es mal wegdenken wissen so wisse wir das europäische Projekt wieder zu schätzen.

    Im besten Fall ist am Ende die Europäische Union das Eigene, nicht das Fremde/Komplexe/Abstrakte. Sie ist das, was wir wählen. Das, was wir bestimmen können über unsere RepräsentantInnen Repräsentanten auf allen Ebenen, aber auch durch unsere Einmischung (Bürgerinitiativen, Diskussionen, usw.). Im besten Fall merken wir, dass wir an der Stelle vielleicht als Verbraucher diesselben Interessen haben wie der spanische und finnische Verbraucher. Und als Konservativer oder Linker haben wir an der anderen Stelle diesselben Interessen wie ein schwedischer und slowakischer Konservativer oder Linker. Usw.

    Ok, wenns interessiert: hier haben wir eine ]lange Diskussion zu EU-Streitkultur](https://publixphere.net/d/1219).

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    Hallo Fwd: Europe, als Alex (Redaktion Publixphere) diskutiere ich hier einmal mit, weil die Frage nach der europäischen Streitkultur für uns so zentral ist - genau eine solche wollen wir auch mit Publixphere ermöglichen.

    Ich kann die Furcht vor dem Streit um Europa verstehen. Er kann natürlich auch Gift für das europäische Projekt sein - wenn es etwa heißt: "Die" Franzosen sind schuld, "die" Griechen, "die" Deutschen usw., wenn wir also zu den nationalen Grabenkämpfen vergangener Jahrhunderte zurückkehren. Die alte nationale Hetze ist übrigens schneller wieder da als man denkt - sie lauert an vielen Ecken im Netz.

    Auf der anderen Seite müssen wir unsim demokratischen Europa um den besten politischen Weg streiten - und das möglichst auch in der Jugendbildung simulieren und mitvollziehen. Denn wenn nicht mehr deutlich wird, dass Europa im Diskurs entsteht, im Wettstreit um die beste Politik, um Alternativen, wird es erst Recht gefährlich für die europäische Idee So entsteht das Feinbild Brüssel. So entsteht das Gefühl, von "Europa" der eigenen Handlungsmacht und Souveränität beraubt zu sein, in einer 'Euro-Diktatur' zu leben (genau an dieses Ohnmachtsgefühl appelieren zahlreiche Populisten nicht ohne Erfolg). Die EU darf nicht als Monolith erscheinen, an dem sich doch nichts ändern lässt

    Europa ist änderbar

    Der Königsweg wäre für mich - auch in der politischen Bildung - zu vermitteln, wie verschiedene Interessen und Positionen am Ende in unserer EU-Gesetzgebung münden, und zwar möglichst abstrahiert von der Nationalität: wie gestalten europäische Konservative, Grüne, Liberale, Linke usw. diese Richtlinie? Wie tun es Wirtschaftsverbände, Verbraucherorganisationen, Gewerkschaften, NGOs?

    Für mich gehört auch die Frage dazu: wie würdest Du entscheiden? Für welche europäische Roaming-Preis-Grenze wärst Du? Was wiegt schwerer, die Interessen der Mobilfunkkunden oder der Mobilfunkunternehmen usw.? Was ist marktfeindlich? Wo muss der Staat eingreifen? All diese Diskussionen lassen sich anhand einfacher Fälle zum Beispiel mit Schulklassen führen - wir taten das etwa in Berlin zum Thema europäischer Mindestlohn - ja oder nein? Als wir die SchülerInnen kurzerhand zu Parlamentariern erklärten, entwickelte sich eine engagiert geführte Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern. Es wurde gestritten und damit stieg der Informationshunger. Wer streitet, will sich mit Argumenten ausstatten - wo klappt der Mindestlohn? Wo nicht? Was sind die Folgen? Darf die EU das überhaupt? Usw.. Man braucht die Infos, um andere zu überzeugen. Dieser Moment ist meines Erachtens motivierender und einprägsamer, als wenn man einfach einen Schulbuchtext: 'So funktioniert die EU' liest.

    Natürlich ist Europa durch das Mehrebenensystem komplexer als das nationale System 'Parlament, Regierung, Opposition'...Aber auch diese Komplexität lässt sich glaube ich am Besten vermitteln, indem wir sie ausprobieren, simulieren, nachmachen, uns in sie hineinversetzen. Hier machen zum Beispiel die JEF/JEB mit SIMEP tolle Arbeit - also mit aufwendigen EU-Simulationen.

    Inzwischen wichtig erscheint mir inzwischen auch wieder, die Jugend dafür zu sensibiliseren, dass die EU keineswegs selbstverständlich ist. Sie könnte auch zurückgebaut und aufgelöst werden - viele nationalistische und rechte Bewegungen zielen in diese Richtung. Ich weiß, das kann sich niemand vorstellen. Aber dieses Bewusstsein für die Umkehrbarkeit Europas scheint mir wichtig. Erst so wisse wir das europäische Projekt wieder zu schätzen.

    Im besten Fall ist am Ende die Europäische Union das Eigene, nicht das Fremde/Komplexe/Abstrakte. Sie ist das, was wir wählen. Das, was wir bestimmen können über unsere Repräsentanten auf allen Ebenen, aber auch durch unsere Einmischung (Bürgerinitiativen, Diskussionen, usw.). Im besten Fall merken wir, dass wir an der Stelle vielleicht als Verbraucher diesselben Interessen haben wie der spanische und finnische Verbraucher. Und als Konservativer oder Linker haben wir diesselben Interessen wie ein schwedischer und slowakischer Konservativer oder Linker. Usw.

    Ok, wenns interessiert: hier haben wir eine ]lange Diskussion zu EU-Streitkultur](https://publixphere.net/d/1219).

    Liebe Grüße! Alex