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    Alexander Wragge · angelegt
     

    Ich würde die Diskussion gern noch etwas prinzipieller führen...

    Wer spricht für wen und warum?

    Das ist für mich die sehr schwierige Frage bei den großen Talkshows. Und sie bleibt auch dann, wenn einzelne 'Zuschauer' oder 'Normalbürger' eingebunden werden.

    PolitikerInnen

    Bei PolitikerInnen scheint die Sache klar. Sie vertreten ihre Parteien, Fraktionen, WählerInnen. Weil sie entscheiden, hat ihr Stimme besonderes Gewicht. Wobei auch hier die redaktionelle Auswahl nicht unproblematisch ist. Wir hatten hier mal die These, dass die CDU sehr gut damit fährt, sich hinter Talkshow-Dauergast Wolfgang Bosbach verstecken zu können, und so den eigentlichen Fragen an die eigene Politik aus dem Weg geht. zu gehen. Ob sie stimmt weiß ich nicht, aber sie zeigt zumindest, wie 'machttaktisch' sensibel auch die Auswahl auch von PolikerInnen in Talkshows ist.

    ExpertInnen

    Bei ExpertInnen ist es noch schwieriger. Manchmal wird hier eine "Objektivität" suggeriert, die es kaum (nie?) geben kann. Die ZuschauerInnen können oft kaum erkennen, aus welcher Denkschule heraus jemand spricht, welche Interessen ein/e Experte eine Expertin so vertritt (und sei es nur das Selbstmarketing als TV-Experte/Expertin). Wie Katta sehe ich hier außerdem die Problematik, dass beim Expertenwesen eben nicht nur Inhalte zählen. Auf das fernsehgerechte Verkaufen/Präsentieren kommt es mindestens genauso an, was zu einer Verzerrung der dargestellten 'Fachdebatte' führen kann, weil eben die telegenen Zuspitzer mit den knalligsten und selbstsichersten Behauptungen das Wort bekommen - nicht die Zweifler und 'Wir wissen es nicht"-Menschen (obwohl wir es ganz oft nicht wissen).

    Generell kenne ich kaum wichtige grundsätzliche Konfliktfragen, bei denen nicht auch unter ExpertInnen unzählige verschiedene Einschätzungen herrschen würden. Die Auswahl eines Experten / einer Expertin ist also immer eine politische Entscheidung, einer bestimmten Sicht ein Millionenpublikum zu bescheren.

    NormalbürgerInnen

    Ich finde wir sollten mal ernsthaft darüber nachdenken, wie "die Bürger" überhaupt einbezogen werden können. "Den Bürger" gibt es überhaupt nicht (alle sind verschieden) und da einfach ein paar Leute aus dem Publikum zu Repräsentanten "der" Bürger zu verklären ist grotesk willkürlich. Das ist immer Schein-Repräsentanz. Repräsentanz geht höchstens über Umfragen, auch wenn die manchmal extrem problematisch sind, zum Beispiel wegen der irreführender Fragestellungen. Also was soll die Zuschauer-Beteiligung? Sie kann interessante Fragen und Aspekte in die Debatte einspeisen. Der einzelne Bürger als Ideengeber für die gesellschaftliche Debatte. Ideen, auf die die Redaktion selbst nicht gekommen wäre. Aber auch da bleibt natürlich ein Gatekeeper, eine Redaktion die bestimmt, was gesendet wird und was nicht, was durchkommt. Das geht auch nicht anders. Wir können kein Gespräch mit 80 Millionen Menschen führen. Salomonisch scheint es da, möglichst unterschiedliche Bürgerstimmen zu mixen. Aber dann entsteht ständig ein "Die einen sagen so, die anderen sagen so", was auch zu einem Brei werden kann. Was ist damit inhaltlich gewonnen? Und suggeriert man so nicht eine völlige Beliebigkeit, die eben auch so nicht stimmt, weil eben eine Meinung eine absolute Minderheitenmeinung ist?

    "Betroffene und Gemeinte..."

    sollten immer mit am Tisch sitzen. Nichts ist schlimmer, als wenn da 5 Leute "über" den Islam sprechen ohne einen einzigen Moslem am Tisch. Auch da ist die Auswahl natürlich extrem schwer und der Anspruch an Repräsentanz kaum erfüllbar. Da erwarte ich von den Redaktionen einfach krass gute Recherche. Wie bekommt man zum Beispiel mal eine Runde zusammen, die die ganze Vielfalt des deutschen Islams abbildet, in seinen ganzen Facetten und Unteschieden?

    Was ist der Zweck?

    Und schließlich könnte ich mir auch schlicht andere Formate vorstellen. Zum Beispiel völlig gemischte Runden, die gemeinsam eine politische Frage 'bewältigen' (wie bei unseren PXP-Community-Abenden, Eigenwerbung Ende). Es würde also nicht um die Kommunikation und die Repräsentanz bestehender politischer Positionen gehen (hier wünsche ich mir auch eher kritischen Journalismus, der diese hinterfragt), sondern darum, gemeinsam diesen Prozess zu durchlaufen, sich einer Frage zu nähern, die eigene Denkweise einzubringen, sich überzeugen zu lassen, zum wunden Punkt und zu den Knackpunkten vorzudringen. Das kann dann auch bedeuten, dass jemand mit einer gegenteiligen Meinung wieder raus geht. Das finde ich spannender, als 'Sprechpuppen', die bei ihrer Meinung bleiben müssen, komme was wolle.

    Okay, das hier ist alles noch nicht so ganz zu Ende gedacht und ausgereift. Aber eure Sicht würde mich interessieren.

    Grüße! Alex

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    Alexander Wragge · angelegt
     

    Ich würde die Diskussion gern noch etwas prinzipieller führen...

    Wer spricht für wen und warum?

    Das ist für mich die sehr schwierige Frage bei den großen Talkshows. Und sie bleibt auch dann, wenn einzelne 'Zuschauer' oder 'Normalbürger' eingebunden werden.

    PolitikerInnen

    Bei PolitikerInnen scheint die Sache klar. Sie vertreten ihre Parteien, Fraktionen, WählerInnen. Weil sie entscheiden, hat ihr Stimme besonderes Gewicht. Wobei auch hier die redaktionelle Auswahl nicht unproblematisch ist. Wir hatten hier mal die These Link: https://publixphere.net/i/publixphere-de/comment/3234 Link: https://publixphere.net/i/publixphere-de/comment/3234= , dass die CDU sehr gut damit fährt, sich hinter Talkshow-Dauergast Wolfgang Bosbach verstecken zu können, und so den eigentlichen Fragen an die eigene Politik aus dem Weg zu gehen. Ob sie stimmt weiß ich nicht, aber sie zeigt zumindest, wie 'machttaktisch' sensibel auch die Auswahl auch von PolikerInnen in Talkshows ist.

    ExpertInnen

    Bei ExpertInnen ist es noch schwieriger. Manchmal wird hier eine "Objektivität" suggeriert, die es kaum (nie?) geben kann. Die ZuschauerInnen können oft kaum erkennen, aus welcher Denkschule heraus jemand spricht, welche Interessen ein/e Experte eine Expertin so vertritt (und sei es nur das Selbstmarketing als TV-Experte/Expertin). Wie Katta sehe ich hier außerdem die Problematik, dass beim Expertenwesen eben nicht nur Inhalte zählen. Auf das fernsehgerechte Verkaufen/Präsentieren kommt es mindestens genauso an, was zu einer Verzerrung der dargestellten 'Fachdebatte' führen kann, weil eben die telegenen Zuspitzer mit den knalligsten und selbstsichersten Behauptungen das Wort bekommen - nicht die Zweifler und 'Wir wissen es nicht"-Menschen (obwohl wir es ganz oft nicht wissen).

    Generell kenne ich kaum wichtige grundsätzliche Konfliktfragen, bei denen nicht auch unter ExpertInnen unzählige verschiedene Einschätzungen herrschen würden. Die Auswahl eines Experten / einer Expertin ist also immer eine politische Entscheidung, einer bestimmten Sicht ein Millionenpublikum zu bescheren.

    NormalbürgerInnen

    Ich finde wir sollten mal ernsthaft darüber nachdenken, wie "die Bürger" überhaupt einbezogen werden können. "Den Bürger" gibt es überhaupt nicht (alle sind verschieden) und da einfach ein paar Leute aus dem Publikum zu Repräsentanten "der" Bürger zu verklären ist grotesk willkürlich. Das ist immer Schein-Repräsentanz. Repräsentanz geht höchstens über Umfragen, auch wenn die manchmal extrem problematisch sind, zum Beispiel wegen der irreführender Fragestellungen. Also was soll die Zuschauer-Beteiligung? Sie kann interessante Fragen und Aspekte in die Debatte einspeisen. Der einzelne Bürger als Ideengeber für die gesellschaftliche Debatte. Ideen, auf die die Redaktion selbst nicht gekommen wäre. Aber auch da bleibt natürlich ein Gatekeeper, eine Redaktion die bestimmt, was gesendet wird und was nicht, was durchkommt. Das geht auch nicht anders. Wir können kein Gespräch mit 80 Millionen Menschen führen. Salomonisch scheint es da, möglichst unterschiedliche Bürgerstimmen zu mixen. Aber dann entsteht ständig ein "Die einen sagen so, die anderen sagen so", was auch zu einem Brei werden kann. Was ist damit inhaltlich gewonnen? Und suggeriert man so nicht eine völlige Beliebigkeit, die eben auch so nicht stimmt, weil eben eine Meinung eine absolute Minderheitenmeinung ist?

    "Betroffene und Gemeinte..."

    sollten immer mit am Tisch sitzen. Nichts ist schlimmer, als wenn da 5 Leute "über" den Islam sprechen ohne einen einzigen Moslem am Tisch. Auch da ist die Auswahl natürlich extrem schwer und der Anspruch an Repräsentanz kaum erfüllbar. Da erwarte ich von den Redaktionen einfach krass gute Recherche. Wie bekommt man zum Beispiel mal eine Runde zusammen, die die ganze Vielfalt des deutschen Islams abbildet, in seinen ganzen Facetten und Unteschieden?

    Was ist der Zweck?

    Und schließlich könnte ich mir auch schlicht andere Formate vorstellen. Zum Beispiel völlig gemischte Runden, die gemeinsam eine politische Frage 'bewältigen' (wie bei unseren PXP-Community-Abenden, Eigenwerbung Ende). Es würde also nicht um die Kommunikation und die Repräsentanz bestehender politischer Positionen gehen (hier wünsche ich mir auch eher kritischen Journalismus, der diese hinterfragt), sondern darum, gemeinsam diesen Prozess zu durchlaufen, sich einer Frage zu nähern, die eigene Denkweise einzubringen, sich überzeugen zu lassen, zum wunden Punkt und zu den Knackpunkten vorzudringen. Das kann dann auch bedeuten, dass jemand mit einer gegenteiligen Meinung wieder raus geht. Das finde ich spannender, als 'Sprechpuppen', die bei ihrer Meinung bleiben müssen, komme was wolle.

    Okay, das hier ist alles noch nicht so ganz zu Ende gedacht und ausgereift. Aber eure Sicht würde mich interessieren.

    Grüße! Alex

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    Alexander Wragge · angelegt
     

    Ich würde die Diskussion gern noch etwas prinzipieller führen...

    Wer spricht für wen und warum?

    Das ist für mich die sehr schwierige Frage bei den großen Talkshows. Und sie bleibt auch dann, wenn einzelne 'Zuschauer' oder 'Normalbürger' eingebunden werden.

    PolitikerInnen

    Bei PolitikerInnen scheint die Sache klar. Sie vertreten ihre Parteien, Fraktionen, WählerInnen. Weil sie entscheiden, hat ihr Stimme besonderes Gewicht. Wobei auch hier die redaktionelle Auswahl nicht unproblematisch ist. Wir hatten hier mal die These, dass die CDU sehr gut damit fährt, sich hinter Talkshow-Dauergast Wolfgang Bosbach verstecken zu können, und so den eigentlichen Fragen an die eigene Politik aus dem Weg zu gehen. Ob sie stimmt weiß ich nicht, aber sie zeigt zumindest, wie 'machttaktisch' sensibel auch die Auswahl auch von PolikerInnen in Talkshows ist.

    ExpertInnen

    Bei ExpertInnen ist es noch schwieriger. Manchmal wird hier eine "Objektivität" suggeriert, die es kaum (nie?) geben kann. Die ZuschauerInnen können oft kaum erkennen, aus welcher Denkschule heraus jemand spricht, welche Interessen ein/e Experte eine Expertin so vertritt (und sei es nur das Selbstmarketing als TV-Experte/Expertin). Wie Katta sehe ich hier außerdem die Problematik, dass beim Expertenwesen eben nicht nur Inhalte zählen. Auf das fernsehgerechte Verkaufen/Präsentieren kommt es mindestens genauso an, was zu einer Verzerrung der dargestellten 'Fachdebatte' führen kann, weil eben die telegenen Zuspitzer mit den knalligsten und selbstsichersten Behauptungen das Wort bekommen - nicht die Zweifler und 'Wir wissen es nicht"-Menschen (obwohl wir es ganz oft nicht wissen).

    Generell kenne ich kaum wichtige grundsätzliche Konfliktfragen, bei denen nicht auch unter ExpertInnen unzählige verschiedene Einschätzungen herrschen würden. Die Auswahl eines Experten / einer Expertin ist also immer eine politische Entscheidung, einer bestimmten Sicht ein Millionenpublikum zu bescheren.

    NormalbürgerInnen

    Normalbürger

    Ich finde wir sollten mal ernsthaft darüber nachdenken, wie "die Bürger" überhaupt einbezogen werden können. "Den Bürger" gibt es überhaupt nicht (alle sind verschieden) und da einfach ein paar Leute aus dem Publikum zu Repräsentanten "der" Bürger zu verklären ist grotesk willkürlich. Das ist immer Schein-Repräsentanz. Repräsentanz geht höchstens über Umfragen, auch wenn die manchmal extrem problematisch sind, zum Beispiel wegen der irreführender Fragestellungen. Also was soll die Zuschauer-Beteiligung? Sie kann interessante Fragen und Aspekte in die Debatte einspeisen. Der einzelne Bürger als Ideengeber für die gesellschaftliche Debatte. Ideen, auf die die Redaktion selbst nicht gekommen wäre. Aber auch da bleibt natürlich ein Gatekeeper, eine Redaktion die bestimmt, was gesendet wird und was nicht, was durchkommt. Das geht auch nicht anders. Wir können kein Gespräch mit 80 Millionen Menschen führen. Salomonisch scheint es da, möglichst unterschiedliche Bürgerstimmen zu mixen. Aber dann entsteht ständig ein "Die einen sagen so, die anderen sagen so", was auch zu einem Brei werden kann. Was ist damit inhaltlich gewonnen? Und suggeriert man so nicht eine völlige Beliebigkeit, die eben auch so nicht stimmt, weil eben eine Meinung eine absolute Minderheitenmeinung ist?

    "Betroffene und Gemeinte..."

    sollten immer mit am Tisch sitzen. Nichts ist schlimmer, als wenn da 5 Leute "über" den Islam sprechen ohne einen einzigen Moslem am Tisch. Auch da ist die Auswahl natürlich extrem schwer und der Anspruch an Repräsentanz kaum erfüllbar. Da erwarte ich von den Redaktionen einfach krass gute Recherche. Wie bekommt man zum Beispiel mal eine Runde zusammen, die die ganze Vielfalt des deutschen Islams abbildet, in seinen ganzen Facetten und Unteschieden?

    Was ist der Zweck?

    Und schließlich könnte ich mir auch schlicht andere Formate vorstellen. Zum Beispiel völlig gemischte Runden, die gemeinsam eine politische Frage 'bewältigen' (wie bei unseren PXP-Community-Abenden, Eigenwerbung Ende). Es würde also nicht um die Kommunikation und die Repräsentanz bestehender politischer Positionen gehen (hier wünsche ich mir auch eher kritischen Journalismus, der diese hinterfragt), sondern darum, gemeinsam diesen Prozess zu durchlaufen, sich einer Frage zu nähern, die eigene Denkweise einzubringen, sich überzeugen zu lassen, zum wunden Punkt und zu den Knackpunkten vorzudringen. Das kann dann auch bedeuten, dass jemand mit einer gegenteiligen Meinung wieder raus geht. Das finde ich spannender, als 'Sprechpuppen', die bei ihrer Meinung bleiben müssen, komme was wolle.

    Okay, das hier ist alles noch nicht so ganz zu Ende gedacht und ausgereift. Aber eure Sicht würde mich interessieren.

    Grüße! Alex

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    Alexander Wragge · angelegt
     

    Ich würde die Diskussion gern noch etwas prinzipieller führen...

    Wer spricht für wen und warum?

    Das ist für mich die sehr schwierige Frage bei den großen Talkshows. Und sie bleibt auch dann, wenn einzelne 'Zuschauer' oder 'Normalbürger' eingebunden werden.

    PolitikerInnen

    Bei PolitikerInnen scheint die Sache klar. Sie vertreten ihre Parteien, Fraktionen, WählerInnen. Weil sie entscheiden, hat ihr Stimme besonderes Gewicht. Wobei auch hier die redaktionelle Auswahl nicht unproblematisch ist. Wir Ich hatten hier mal die These Link: https://publixphere.net/i/publixphere-de/comment/3234= , [These(https://publixphere.net/i/publixphere-de/comment/3234=), dass die CDU sehr gut damit fährt, davon profitiert, sich hinter Talkshow-Dauergast Wolfgang Bosbach verstecken zu können, und so den eigentlichen Fragen an die eigene Politik aus dem Weg zu gehen. Ob sie stimmt weiß ich nicht, aber sie zeigt zumindest, wie 'machttaktisch' sensibel auch sensitiv die Auswahl auch von PolikerInnen in Talkshows ist.

    ExpertInnen

    Bei ExpertInnen ist es noch schwieriger. Manchmal wird hier eine "Objektivität" suggeriert, die es kaum (nie?) geben kann. Die ZuschauerInnen können oft kaum erkennen, aus welcher Denkschule heraus jemand spricht, welche Interessen ein/e Experte eine Expertin so vertritt (und sei es nur das Selbstmarketing als TV-Experte/Expertin). Wie Katta sehe ich hier außerdem die Problematik, dass beim Expertenwesen eben nicht nur Inhalte zählen. Auf das fernsehgerechte Verkaufen/Präsentieren kommt es mindestens genauso an, was zu einer Verzerrung der dargestellten 'Fachdebatte' führen kann, weil eben die telegenen Zuspitzer mit den knalligsten und selbstsichersten Behauptungen das Wort bekommen - nicht die Zweifler und 'Wir wissen es nicht"-Menschen (obwohl wir es ganz oft nicht wissen).

    Generell kenne ich kaum wichtige grundsätzliche Konfliktfragen, bei denen nicht auch unter ExpertInnen unzählige verschiedene Einschätzungen herrschen würden. Die Auswahl eines Experten / einer Expertin ist also eine Expertin ist als immer eine politische Entscheidung, einer bestimmten Sicht ein Millionenpublikum zu bescheren.

    Normalbürger

    Ich finde wir sollten mal ernsthaft darüber nachdenken, wie "die Bürger" überhaupt einbezogen werden können. "Den Bürger" gibt es überhaupt nicht (alle sind verschieden) und da einfach ein paar Leute aus dem Publikum zu Repräsentanten "der" Bürger zu verklären ist grotesk willkürlich. Das ist immer Schein-Repräsentanz. Repräsentanz geht höchstens über Umfragen, auch wenn die manchmal extrem oft problematisch sind, zum Beispiel wegen der irreführender Fragestellungen Link: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/21473/wer-gegen-den-grexit-ist-muss-fuer-merkel-sein-wie-der-stern-und-forsa-stimmung-fuer-die-union-machen/ . Fragestellungen. Also was soll die Zuschauer-Beteiligung? Sie kann interessante Fragen und Aspekte in die Debatte einspeisen. Der einzelne Bürger als Ideengeber für die gesellschaftliche Debatte. Ideen, auf die die Redaktion selbst nicht gekommen wäre. Aber auch da bleibt natürlich ein Gatekeeper, eine Redaktion die bestimmt, was gesendet wird und was nicht, was durchkommt. nicht. Das geht auch nicht anders. Wir können kein Gespräch mit 80 Millionen Menschen führen. Salomonisch scheint es da, möglichst unterschiedliche Bürgerstimmen zu mixen. Aber dann entsteht ständig ein "Die einen sagen so, die anderen sagen so", was auch zu einem Brei werden kann. Was ist damit inhaltlich gewonnen?

    Und suggeriert man so nicht eine völlige Beliebigkeit, die eben auch so nicht stimmt, weil eben eine Meinung eine absolute Minderheitenmeinung ist?

    "Betroffene und Gemeinte..."

    sollten

    "Betroffene und Gemeinte"

    Sollten immer mit am Tisch sitzen. Nichts ist schlimmer, als wenn da 5 Leute "über" den Islam sprechen ohne einen einzigen Moslem am Tisch. Auch da ist die Auswahl natürlich extrem schwer und der Anspruch an Repräsentanz kaum erfüllbar. schwer. Da erwarte ich von den Redaktionen einfach krass gute Recherche. Wie bekommt man zum Beispiel mal eine Runde zusammen, die die ganze Vielfalt des deutschen Islams abbildet, in seinen ganzen Facetten und Unteschieden? Unteschieden.

    Was ist der Zweck?

    Und schließlich könnte ich mir auch schlicht andere Formate vorstellen. Zum Beispiel völlig gemischte Runden, die gemeinsam eine politische Frage 'bewältigen' (wie bei unseren PXP-Community-Abenden, Eigenwerbung Ende). Es würde also als nicht um die Kommunikation und die Repräsentanz bestehender politischer Positionen gehen (hier wünsche ich mir auch eher kritischen Journalismus, der diese hinterfragt), sondern darum, gemeinsam diesen Prozess zu durchlaufen, sich einer Frage zu nähern, die eigene Denkweise einzubringen, sich überzeugen zu lassen, zum wunden Punkt und zu den Knackpunkten vorzudringen. Das kann dann auch bedeuten, dass jemand mit einer gegenteiligen Meinung wieder raus geht. Das finde ich spannender, als 'Sprechpuppen', die bei ihrer Meinung bleiben müssen, komme was wolle. müssen.

    Okay, das hier ist alles noch nicht so ganz zu Ende gedacht und ausgereift. Aber eure Sicht würde mich interessieren.

    Grüße! Alex

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    Alexander Wragge · angelegt
     

    Ich würde die Diskussion gern noch etwas prinzipieller führen...

    Wer spricht für wen und warum?

    Das ist für mich die sehr schwierige Frage bei den großen Talkshows. Und sie bleibt auch dann, wenn einzelne 'Zuschauer' oder 'Normalbürger' eingebunden werden.

    PolitikerInnen

    Bei PolitikerInnen scheint die Sache klar. Sie vertreten ihre Parteien, Fraktionen, WählerInnen. Weil sie entscheiden, hat ihr Stimme besonderes Gewicht. Wobei auch hier die redaktionelle Auswahl nicht unproblematisch ist. Ich hatten hier mal die [These(https://publixphere.net/i/publixphere-de/comment/3234=), dass die CDU sehr davon profitiert, sich hinter Talkshow-Dauergast Wolfgang Bosbach verstecken zu können, und so den eigentlichen Fragen an die eigene Politik aus dem Weg zu gehen. Ob sie stimmt weiß ich nicht, aber sie zeigt zumindest, wie sensitiv die Auswahl auch von PolikerInnen in Talkshows ist.

    ExpertInnen

    Bei ExpertInnen ist es noch schwieriger. Manchmal wird hier eine "Objektivität" suggeriert, die es kaum (nie?) geben kann. Die ZuschauerInnen können oft kaum erkennen, aus welcher Denkschule heraus jemand spricht, welche Interessen ein/e Experte eine Expertin so vertritt (und sei es nur das Selbstmarketing als TV-Experte/Expertin). Wie Katta sehe ich hier außerdem die Problematik, dass beim Expertenwesen eben nicht nur Inhalte zählen. Auf das fernsehgerechte Verkaufen/Präsentieren kommt es mindestens genauso an, was zu einer Verzerrung der dargestellten 'Fachdebatte' führen kann, weil eben die telegenen Zuspitzer mit den knalligsten und selbstsichersten Behauptungen das Wort bekommen - nicht die Zweifler und 'Wir wissen es nicht"-Menschen (obwohl wir es ganz oft nicht wissen).

    Generell kenne ich kaum wichtige grundsätzliche Konfliktfragen, bei denen nicht auch unter ExpertInnen unzählige verschiedene Einschätzungen herrschen würden. Die Auswahl eines Experten / eine Expertin ist als immer eine politische Entscheidung, einer bestimmten Sicht ein Millionenpublikum zu bescheren.

    Normalbürger

    Ich finde wir sollten mal ernsthaft darüber nachdenken, wie "die Bürger" überhaupt einbezogen werden können. "Den Bürger" gibt es überhaupt nicht (alle sind verschieden) und da einfach ein paar Leute aus dem Publikum zu Repräsentanten "der" Bürger zu verklären ist grotesk willkürlich. Das ist immer Schein-Repräsentanz. Repräsentanz geht höchstens über Umfragen, auch wenn die oft problematisch sind, zum Beispiel wegen der irreführender Fragestellungen. Also was soll die Zuschauer-Beteiligung? Sie kann interessante Fragen und Aspekte in die Debatte einspeisen. Der einzelne Bürger als Ideengeber für die gesellschaftliche Debatte. Ideen, auf die die Redaktion selbst nicht gekommen wäre. Aber auch da bleibt natürlich ein Gatekeeper, eine Redaktion die bestimmt, was gesendet wird und was nicht. Das geht auch nicht anders. Wir können kein Gespräch mit 80 Millionen Menschen führen. Salomonisch scheint es da, möglichst unterschiedliche Bürgerstimmen zu mixen. Aber dann entsteht ständig ein "Die einen sagen so, die anderen sagen so", was auch zu einem Brei werden kann. Was ist damit inhaltlich gewonnen?

    "Betroffene und Gemeinte"

    Sollten immer mit am Tisch sitzen. Nichts ist schlimmer, als wenn da 5 Leute "über" den Islam sprechen ohne einen einzigen Moslem am Tisch. Auch da ist die Auswahl natürlich extrem schwer und der Anspruch an Repräsentanz schwer. Da erwarte ich von den Redaktionen einfach krass gute Recherche. Wie bekommt man zum Beispiel mal eine Runde zusammen, die die ganze Vielfalt des deutschen Islams abbildet, in seinen ganzen Facetten und Unteschieden.

    Was ist der Zweck?

    Und schließlich könnte ich mir auch schlicht andere Formate vorstellen. Zum Beispiel völlig gemischte Runden, die gemeinsam eine politische Frage 'bewältigen' (wie bei unseren PXP-Community-Abenden, Eigenwerbung Ende). Es würde als nicht um die Kommunikation und die Repräsentanz bestehender politischer Positionen gehen (hier wünsche ich mir auch eher kritischen Journalismus, der diese hinterfragt), sondern darum, diesen Prozess zu durchlaufen, sich einer Frage zu nähern, die eigene Denkweise einzubringen, sich überzeugen zu lassen, zum wunden Punkt und zu den Knackpunkten vorzudringen. Das kann dann auch bedeuten, dass jemand mit einer gegenteiligen Meinung wieder raus geht. Das finde ich spannender, als 'Sprechpuppen', die bei ihrer Meinung bleiben müssen.

    Okay, das hier ist alles noch nicht so ganz zu Ende gedacht und ausgereift. Aber eure Sicht würde mich interessieren.

    Grüße! Alex