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    Alexander Wragge · angelegt
     

    Lieber Henrik, danke für Deine Thesen! Ich verfolge die Debatte - etwa den aktuellen Oxfam-Bericht zur Vermögensungleichheit oder die IWF-Zweifel an Reagans Trickle-Down-Economics.

    Allerdings habe ich hierzu noch keine abschließend Meinung. Auch die Wohlstands-Effekte der Globalisierung können recht überzeugend ins Feld geführt werden.

    Wer hat's so gewählt?

    Wo ich allerdings immer etwas vorsichtig bin: bei der Schuld- bzw. Verantwortungszuweisung an 'Eliten'. Was die politische Elite angeht - in unseren Demokratien ist sie von den BürgerInnen gewählt. Für die von Dir beschriebene Politik gab es seit Jahrzehnten demokratische Mehrheiten. Die BürgerInnen hatten die Wahl. So hat es beispielsweise Rot-Grün mit Steuererhöhungs-Ideen 2013 in Deutschland nicht an die Regierung geschafft. Da würde ich mich - unabhängig von meinen persönlichen politischen Wünschen - schon fragen, warum das so ist. Die oberen Zehntausend sind nicht wahlentscheidend. Die Mittelschicht wählt sich letztlich ihre Eliten und das Programm.

    Ich habe mich zuletzt viel mit einem US-Amerikaner unterhalten. Die Panik mit der dort auf Steuer-Erhöhungs-Ideen oder neue Instrumente der Solidargemeinschaft (Obama Care) reagiert wird - und zwar gerade von Menschen eher am unteren Ende der Einkommensskala (Tea Party) - ist schon frappierend. Schon Obama gilt bei vielen als gefährlicher Sozialist, da muss man hier mit der DDR vor Augen schon etwas lachen. Also ich glaube auch die Psychologie hinter dem schlanken Staat ist zu reflektieren. Warum ist diese Idee so ungemein attraktiv? Ist es das ewige Heilsversprechen an das Individuum, das den Sozialstaat so unterwandern kann? Nach dem Motto: 'Ich bin zwar arm, aber gegen Steuern für Superreiche - denn wenn ich mal superreich bin, will ich ja auch keine Steuern zahlen'?

    Wir wählen unsere Eliten selbst

    Dass Das sich Eliten zu einer bestimmten System-Agenda verabreden, etwa bei einer Bilderberg-Konferenz, und der Rest der Menschheit von Medien getäuscht wird, glaube ich nicht. Was aber glaube ich allen FunktionsträgerInnen schwer fällt, ist eine grundlegende Infragestellung des Systems, in dem sie sich tagespolitisch bewegen. Kurz nach der Finanzkrise gab es dieses Zeitfenster, alles zu überdenken. Ob es sinnvoll genutzt wurde, wäre eine eigene Analyse wert (es ist nicht so, dass in Punkto Finanzmarktreform nichts geschehen wäre).

    Liebe Grüße, Alex

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    Alexander Wragge · angelegt
     

    Lieber Henrik, danke für Deine Thesen! Ich verfolge die Debatte - etwa den aktuellen Oxfam-Bericht zur Vermögensungleichheit oder die IWF-Zweifel an Reagans Trickle-Down-Economics.

    Allerdings habe ich hierzu noch keine abschließend Meinung. Auch die Wohlstands-Effekte der Globalisierung können recht überzeugend ins Feld geführt werden.

    Wer hat's so gewählt?

    Wo ich allerdings immer etwas vorsichtig bin: bei der Schuld- bzw. Verantwortungszuweisung an 'Eliten'. Was die politische Elite angeht - in unseren Demokratien ist sie von den BürgerInnen gewählt. Für die von Dir beschriebene Politik gab es seit Jahrzehnten demokratische Mehrheiten. Die BürgerInnen hatten die Wahl. So hat es beispielsweise Rot-Grün mit Steuererhöhungs-Ideen 2013 in Deutschland nicht an die Regierung geschafft. Da würde ich mich - unabhängig von meinen persönlichen politischen Wünschen - schon fragen, warum das so ist. Die oberen Zehntausend sind nicht wahlentscheidend. Die Mittelschicht wählt sich letztlich ihre Eliten und das Programm.

    Ich habe mich zuletzt viel mit einem US-Amerikaner unterhalten. Die Panik mit der dort auf Steuer-Erhöhungs-Ideen oder neue Instrumente der Solidargemeinschaft (Obama Care) reagiert wird - und zwar gerade von Menschen eher am unteren Ende der Einkommensskala (Tea Party) - ist schon frappierend. Schon Obama gilt bei vielen als gefährlicher Sozialist, da muss man hier mit der DDR vor Augen schon etwas lachen. Also ich glaube auch die Psychologie hinter dem schlanken Staat ist zu reflektieren. Warum ist diese Idee so ungemein attraktiv? Ist es das ewige Heilsversprechen an das Individuum, das den Sozialstaat so unterwandern kann? Nach dem Motto: 'Ich bin zwar arm, aber gegen Steuern für Superreiche Supperreiche - denn wenn ich mal superreich bin, will ich ja auch keine Steuern zahlen'?

    Wir wählen unsere Eliten selbst

    Das sich Eliten zu einer bestimmten System-Agenda verabreden, etwa bei einer Bilderberg-Konferenz, und der Rest der Menschheit von Medien getäuscht wird, glaube ich nicht. Was aber glaube ich allen FunktionsträgerInnen schwer fällt, ist eine grundlegende Infragestellung des Systems, in dem sie sich tagespolitisch bewegen. Kurz nach der Finanzkrise gab es dieses Zeitfenster, alles zu überdenken. Ob es sinnvoll genutzt wurde, wäre eine eigene Analyse wert (es ist nicht so, dass in Punkto Finanzmarktreform nichts geschehen wäre).

    Liebe Grüße, Alex

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    Alexander Wragge · angelegt
     

    Lieber Henrik, danke für Deine Thesen! Ich verfolge die Debatte - etwa den aktuellen Oxfam-Bericht zur Vermögensungleichheit oder die IWF-Zweifel an Reagans Trickle-Down-Economics.

    Allerdings habe ich hierzu noch keine abschließend Meinung. Auch die Wohlstands-Effekte der Globalisierung können recht überzeugend ins Feld geführt werden.

    Wer hat's so gewählt?

    Wo ich allerdings immer etwas vorsichtig bin: bei der Schuld- bzw. Verantwortungszuweisung an 'Eliten'. Was die politische Elite angeht - in unseren Demokratien ist sie von den BürgerInnen gewählt. Für die von Dir beschriebene Politik gab es seit Jahrzehnten demokratische Mehrheiten. Die BürgerInnen hatten die Wahl. So hat es beispielsweise Rot-Grün mit Steuererhöhungs-Ideen 2013 in Deutschland nicht an die Regierung geschafft. Da würde ich mich - unabhängig von meinen persönlichen politischen Wünschen - schon fragen, warum das so ist. Die oberen Zehntausend sind nicht wahlentscheidend. Die Mittelschicht wählt sich letztlich ihre Eliten und das Programm.

    Ich habe mich zuletzt viel mit einem US-Amerikaner unterhalten. Die Panik mit der dort auf Steuer-Erhöhungs-Ideen oder neue Instrumente der Solidargemeinschaft (Obama Care) reagiert wird - und zwar gerade von Menschen eher am unteren Ende der Einkommensskala (Tea Party) - ist schon frappierend. Schon Obama gilt bei vielen als gefährlicher Sozialist, da muss man hier mit der DDR vor Augen schon etwas lachen. Also ich glaube auch die Psychologie hinter dem schlanken Staat ist zu reflektieren. Warum ist diese Idee so ungemein attraktiv? Ist es das ewige Heilsversprechen an das Individuum, das den Sozialstaat so unterwandern kann? Nach dem Motto: 'Ich bin gegen Steuern für Supperreiche - denn wenn ich mal superreich bin, will ich ja auch keine Steuern zahlen'?

    Wir wählen unsere Eliten selbst

    Das sich Eliten zu einer bestimmten System-Agenda verabreden, etwa bei einer Bilderberg-Konferenz, und der Rest der Menschheit von Medien getäuscht wird, glaube ich nicht. Was aber glaube ich allen FunktionsträgerInnen schwer fällt, ist eine grundlegende Infragestellung des Systems, in dem sie sich tagespolitisch bewegen. Kurz nach der Finanzkrise gab es dieses Zeitfenster, alles zu überdenken. Ob es sinnvoll genutzt wurde, wäre eine eigene Analyse wert (es ist nicht so, dass in Punkto Finanzmarktreform nichts geschehen wäre).

    Liebe Grüße, Alex