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Nach Köln - Was ist zu tun?


Foto: AWSo titelte die BILD-Zeitung. Foto: AW

Was sind Deine Lehren aus den Übergriffen in der Silversternacht? Das fragt Alexander Wragge.


Ein Beitrag von Alexander Wragge

Ohne große Recherche oder tiefgründige Gedanken zum Thema - hier eine schnelle Fragerunde an alle. Was sind für euch die Lehren aus den Übergriffen in der Silvesternacht - in Köln und anderswo?

Mehr Polizei? Mehr Videoüberachung? Die mutmaßliche Herkunft der Täter ignorieren oder problematisieren? Eine neue Art der Grundwerte-Vermittlung an Migranten? Verhaltens-Tipps für Frauen? Aufklärung? Neue Gesetze? Ermittlungsergebnisse abwarten? Brauchen wir nur eine eine Debatte über eine nur Form von Kriminalität oder ist auch eine Debatte über Werte, Kultur und Migration zu führen? Und wenn ja - mit wem? Mit Männern aus bestimmen Kulturkreisen? Und wenn ja, dann wie?

Ich weiß das alles selber grade nicht so genau.

Aber anstatt überall in diversen Facebook-Filterblasen rauf und runter zu diskutieren, fände ich es cool, hier gemeinsam und in Ruhe alles durchzugehen. Denn im Facebook-Stream verschwindet alles nach ein paar Stunden aus dem Blickfeld - das hier bleibt dauerhaft im Netz auffindbar.

Hier noch ein aktueller Faktencheck:


Kommentare

  • Keine Lust auf das Vorhersehbare

    Hallo Alex!

    Punkt eins: ich finde das alles zum Kotzen. Ich weiß fast eine Woche danach schon mal, worauf ich keine Lust habe:

    Dass alle Flüchtlinge oder auch nur alle muslimischen Männer unter Generalverdacht gestellt werden. Dass das dazu führt, dass sie sich ausgrenzt und von der Polizei diskriminiert und sowieso nie richtig integriert fühlen und sich dann auch noch verhalten, wie man es von ihnen 'erwartet'

    Dass die Täter, und Menschen, die sowas auch tun würden, glauben, sie kommen mit so erbärmlichen Taten durch und sie noch mal begehen.

    Dass wir alle eine "Armlänge" Abstand halten und lieber nicht mit einander Kontakt aufnehmen, vor Fremden verängstigt.

    Dass wir keine Gesellschaft werden, die zusammenwächst und zusammenhält, sondern eine geteilte, hasserfüllte.

    Dass wir bei dem Gedanken feststecken bleiben, wir könnten ja alle wieder rausschmeißen, obwohl jeder halbswegs informierte Mensch weiß, dass das rechtlich gar nicht geht. Wohin denn rausschmeißen? Nach Syrien? Nach Libyen? In den Knast stecken können wir Täter für ihre widerlichen Taten, aber hört rechtzeitig auf mit euren Phantasien, rechtlich schutzberechtigte Menschen rauszuschmeißen. Das führt nur dazu, nicht daran zu arbeiten, gemeinsam in einer Gesellschaft klarzukommen. So kommen die Ankommenden nie an und finden nie ihren guten Platz.

    Wir alle wissen tief im Herzen, dass wir alle in Harmonie und Frieden zusammenleben können, wenn wir es nur wollen.

    • Hallo Katta, ja schön. Ich hoffe die Debatte wandert jetzt mal zum Wie? Wie werden unsere Gesetze und Werte an alle Männer vermittelt, die sie nicht respektieren (ich denke das ist politisch korrekt genug formuliert). In Workshops und Seminaren? Via BILD-Zeitung? Wie wie wie? Wenn es stimmt, dass Fiktionen von großer Bedeutung sind, Männer "Sex and the city" falsch verstanden haben (vor allem das mit der Selbstbestimmtheit der Frau und der beiseitigen Freiwilligkeit des Körperkontakts), wie wäre es dann mit einem Spielfilm oder einer Serie, die mit fundamentalen Missverständnissen aufräumt?

      Ich würde auch zu gerne wissen, wie sich Täter 'läutern' lassen. Also was hat in der Vergangenheit Erfolg gehabt und Männer so geändert, dass sie Frauen respektieren? - Harte Strafen und Angst vor der Polizei / der Abschiebung? Wenn das hilft, Straftaten zu verhindern, bin ich dafür. Die Einstellung gegenüber Frauen wird das aber noch nicht zwanhsläufig ändern - oder? Da helfen nur lange Kontakt-, Erlebnis- und Erkenntnisprozesse würde ich mal tippen, ein Welcome in der modernen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts (nicht nur für Migranten versteht sich)

      • Hallo Bastian,

        diese Werte werden meiner Meinung nach konstant und über sämtliche verfügbaren Medien vermittelt, wobei ich jetzt zum Beispiel an Spielzeuge und Kleidung denke, an Verhalten im Arbeitsleben, Zuhause, im Supermarkt und, du hast es angesprochen, in Unterhaltungsprodukten, wie Serien und Filmen. Zum letzten Punkt habe ich eben eine neue Diskussion gestartet.

  • Noch keine Lehren

    Mir fällt es schwer eine Lehre daraus zu ziehen. Meines Erachtens gilt hier dasselbe wie für jede Straftat: Täter ermitteln und nach Maßgabe des Gesetzes verurteilen.

    Es sollte herausgefunden werden, wie sowas vor den Augen der Polizei stattfinden konnte und was die Täter dazu gebracht hat, diese Straftaten zu begehen. Erst dann können Lehren gezogen werden.

    Was den Umgang der Presse anbelangt: Die erste PM war falsch, die zweite kam spät und die PK noch später. Das lief bei der Polizei schlecht. Die Presse hat zu langsam reagiert.

    *edit: wir müssen uns allerdings auch fragen, was den nachrichtenwert ausmacht. Die rund 200 Vergewaltigungen (Dunkelziffer, http://www.taz.de/!5156348/) auf dem Oktoberfest bekommen weniger Aufmerksamkeit und sind mittlerweile wohl was, womit wir uns merkwürdigerweise abgefunden haben. Zweierlei Maß?

    • Hallo miracle,

      was willst Du damit sagen, dass die rund 200 Vergewaltigungen auf dem Oktoberfest in München weniger Aufmerksamkeit bekommen haben als die Vorgänge jetzt in Köln? Dass man den Kölner Vorgängen auch, bitte schön, nicht so viel Aufmerksamkeit zuwenden sollte? So was kommt vor? Ob Menschen mit ausländischem Hintergrund oder Deutsche - nicht an die große Glocke hängen. Es ist nicht schön, aber viele Männer sind eben Schweine, und alle sitzen in einem Boot. Die Frauen sollten mehr auf sich aufpassen. Ist es das, was Du sagen willst?

      Demnächst steht der Karneval im Rheinland an. Ich fürchte Schlimmstes hinsichtlich ausländischer Männer bei uns, die den Karneval mißverstehen...

      • Nee, ich wollte genau das Gegenteil sagen. Ich wollte damit vorschlagen, zu hinterfragen, weshalb Köln so viel Aufmerksamkeit bekommt, während das beim Oktoberfest nicht der Fall ist. Von mir aus, dürfen die Vergewaltigungen auf dem Oktoberfest noch stärkere mediale Aufmerksamkeit bekommen. Mr. Ede hats verstanden.

      • Vielleicht soll das ja auch sagen, dass es verdammt seltsam ist, wie viel Beachtung Straftaten finden, wenn bei den Tätern ein Migrationshintergrund vermutet wird.

        Nur so ein Gedanke.

  • Die emanzipierte Frau ist ungewohnt

    Lieber Alexander,

    ich denke, es ist sicher ein Fehler zu meinen, all die vielen Menschen, die zu uns kommen, sind wie wir. Haben die gleiche Erziehung genossen, sind in der gleichen Zivilisation aufgewachsen. Man muss ihnen bei uns nur die gleichen Chancen geben, dann sind sie wir wir. Das ist m.e.E ein grundlegender Irrtum.

    Das Verhältnis der Geschlechter zueinander ist in anderen Kulturen ein grundlegend anderes. Die Frau ist dem Manne untergeordnet, ist sein aus- schließlicher Besitz. Verschleierung etc.

    Die unverschleierte und emanzipierte Frau bei uns ist für viele Neuankömmlinge etwas Ungewohntes. Legt sie es nicht darauf ab? Will sie nicht genommen werden? Ist sie nicht Freiwild?

    Ein ganz wichtiges Kapitel in der Erziehung zur Integration wäre für mich, nicht nur die Sprache und unsere Demokratie zu vermitteln, sondern auch ein Feeling zu erzeugen, für unser geschichtlich gewordenes gleichberechtigtes Miteinander der Geschlechter.

    Bei uns ist Diebstahl ein schweres Delikt. Erst recht gegenüber einer schwächeren Person wie einer Frau. Es ist einfach feige. Gepaart mit sexuellen Übergriffen ist es absolut obsolet. Da gibt es keine Entschuldigung von wegen anderer Kultur. Auch kein Finger auf die Frau bei uns, die sich doch bitte mit Rücksicht auf die Kultur der Neuen bei uns züchtiger anziehen und gebärden sollte. Nein, die Neuen haben sich unserer Kultur anzu- passen, und nicht die Frauen bei uns der Kultur der Neuen, die für sie ein Rückschritt bedeuten würde.

    • Liebe Doro,

      ich glaube, es ist ein ebenso großer Fehler anzunehmen, dass es ein "Wir" gibt, zu dem sich die anderen verschieden verhalten. Ich habe gestern einen Geflüchteten kennengelernt, der mir sicher ähnlicher ist, als viele Deutsche.

      Insgesamt stellst du eine Menge Behauptungen auf und ich würde mich sehr über Belege freuen:

      1. "Die unverschleierte und emanzipierte Frau bei uns ist für viele Neuankömmlinge etwas Ungewohntes." - Ist nicht gerade in Syrien die Kleiderordnung nicht so strikt gewesen und das Verhältnis von Frau und Mann entspannter? Wird eine weniger verschleierter Frau zwangsläufig als "Freiwild" wahrgenommen?

      2. "[...] ein Feeling zu erzeugen, für unser geschichtlich gewordenes gleichberechtigtes Miteinander der Geschlechter." - Puh, da haben wir sicher auch bei Deutschen Nachholbedarf.

      3. "Bei uns ist Diebstahl ein schweres Delikt. Erst recht gegenüber einer schwächeren Person wie einer Frau." - Come on! "ein schweres Delikt." Punkt! "Die schwache Frau" - DAS ist wirklich obsolet.

      4. "Da gibt es keine Entschuldigung von wegen anderer Kultur." - Niemand mit dem ich gesprochen habe, versucht das Verhalten in Köln auf diese Weise zu entschuldigen oder zu legitimieren. Im Gegenteil: Zuletzt habe ich gehört, dass es sich um Täter handle, die sich vollkommen bewusst seien, dass es sich bei diesem Verhalten um Straftaten handle. (Hörensagen. Kann ich nicht belegen.)

      5. Natürlich sollen sich Frauen nicht anders kleiden. Das verlangen nur Leute, die auch bei sonstigen Vergewaltigungen victim blaming betreiben.

      • Das ist für mich auch ein entscheidender Punkt. Wenn sich die Täter komplett bewusst sind, dass sie sowohl Straftaten begehen, als auch moralisch falsch handeln, dann bringt der Wertediskurs ihnen gegenüber recht wenig. Sie wissen schon, dass sie falsch handeln, sogar niederträchtig - 10 Mann gegen eine Frau (by the way: 10 Mann gegen einen Mann ist ebenfalls feige). Ich kenne auch keinen Wertekodex, der das legitimiert. Selbst eine fundamentalistische, frauenverachtende Interpretation des Islam (wie sie etwa der IS praktiziert) kommt glaube ich nicht in Frage. Es war viel Alkohol im Spiel. Und Diebstahl ist bei wahhabitischen 'Ultras' ein so schwerwiegendes Delikt, dass wie in Saudi-Arabien Handabhacken droht. Also sind die unterschiedlichen Wertvorstellungen (die es ja zweifellos gibt) wirklich das entscheidende Erklärungsmuster für die Übergriffe?

        Das einzige Vergleichbare was mir einfällt, sind die Hooligan-Krawalle bei der WM 1998. Bereits ein Jahr zuvor skandierten deutsche Hools in den Stadien "Seid ihr dabei, beim Frankreich-Überfall?". Und dann fuhren sie hin, verübten 100fache Körperverletzung und erschlugen einen französischen Polizisten - mit Ansage. Auch eine Demonstration von Macht durch Masse und Brutalität. Was hat die Hools geritten?

        Ich will mit diesem Vergleich die Taten an Silvester nicht relativieren. Nur scheint mir die pauschale Erklärung "Schuld hat ihre Kultur" nicht so wannsinnig hilfreich. Was ist die Psychologie hinter dieser Machtdemonstration?

        Später mehr, muss noch weiter drüber nachdenken.

        • Hallo Alexander Wragge,

          Hooligan-Krawalle sind doch nicht vergleichbar mit dem, was in Köln passierte. Haben Hooligans Frauen umzingelt, ausgeraubt und sexuell belästigt?

          Ich meine schon, dass die Kultur anderer Länder, was das Verhältnis der Geschlechter zueinander angeht, eine Rolle spielt. Unsere westliche Kultur ist da schon einen Schritt weiter in Richtung "Sich-auf-Augenhöhe begegnen." Das kennt man so in vielen muslimisch geprägten Ländern noch nicht. Und in schwarzafrikanischen Ländern, unabhängig von der Religion, gibt es noch viel Triebhaftigkeit der Männer, die sie noch nicht gelernt haben zu sublimieren. Weiße Frauen, die mal in Ghana gelebt haben, berichten, dass sie noch nie so viele "Heiratsanträge" bekommen haben. "I want to marry you". Wobei sie sich bewusst sind, was wirklich damit gemeint war...

          • Hallo Doro,

            Hooligan-Krawalle sind doch nicht vergleichbar mit dem, was in Köln passierte. Haben Hooligans Frauen umzingelt, ausgeraubt und sexuell belästigt?

            Ich finde es schlimm genug, dass die Hooligans einen Polizisten erschlagen haben. Aber ja, wir können froh sein, dass die nicht noch einer Frau an den Hintern gelangt haben. Zum Rest muss ich sagen, dass ich das für eine ziemlich überhebliche Einstellung gegenüber anderen Kulturen halte – und auch gegenüber Männern.

      • Hallo miracle,

        Zu 1. Seit wann sind Syrer Nordafrikaner?

        Zu 2. Es besteht schon ein großer Unterschied in Sachen Nachholbedarf an Gleichberechtigung der Geschlechter bei uns im Vergleich zu nordafrikanischen Ländern. Sind Sie mal in Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten gewesen? Merkwürdigerweise hat man vom Tahir-Platz in Kairo gehört, dass dort bei Massendemonstrationen Frauen vergewaltigt wurden. Bei uns gab es so etwas bisher nicht. Ich hoffe, dass so etwas bei uns nicht Schule macht.

        Zu 3. Diebstahl ist immer ein schwerer Übergriff. An Frauen ist er besonders feige. Frauen sind nun mal körperlich unterlegen. Aber das ändert sich vielleicht bald, wenn man ihnen nahelegt, Selbstverteidigungskurse zu belegen.

        • Hallo Doro,

          1. Sie haben doch oben gar nichts von Nordafrikanern geschrieben, sondern von "all den Leuten die zu uns kommen". Stand Dezember 2015 waren das zu 54% Syrer. Nordafrikanische Herkunftsländer werden in dem Diagramm (s.u.) nicht mal namentlich erwähnt.(https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/statistik-anlage-teil-4-aktuelle-zahlen-zu-asyl.pdf?__blob=publicationFile) Aber zugegeben. In der Berichterstattung ist meist von Nordafrikanern die Rede. Woran das erkannt wurde, möchte ich gerne Wissen.

          Vielleicht ist diese Unterscheidung auch vollkommen irrelevant. Es geht mir nämlich darum, dass Sie mit Ihren Unterstellungen Männer einer kompletten Weltregion unter den Verdacht stellen, frauenverachtend eingestellt und potenzielle Vergewaltiger zu sein.

          1. Nein, ich bin bisher in keinem dieser Länder gewesen. Ich bin aber optimistisch, dass ich dort nicht Zeuge eines solchen Vorfalls geworden wäre. - Zum Rest der Argumentation: Doch, es gibt immer wieder Großveranstaltungen, auf denen Frauen Opfer von Grapschereien und Vergewaltigungen werden. Eventuell nicht in Verbindung mit Diebstählen, das muss ich einräumen.

          2. Wenn eine größere Gruppe von Leuten einen Diebstahl begeht, kann sich auch ein Mann nicht wehren. Vermutlich stehen dann selbst mit Selbstverteidigungserfahrung die Chancen schlecht.

    • "ich denke, es ist sicher ein Fehler zu meinen, all die vielen Menschen, die zu uns kommen, sind wie wir."

      Sollten wir darüber nicht froh sein? Was ist denn typisch deutsch? Krieg führen, Genozid und besoffen Ausländer jagen? Das scheint uns zumindest irgendwie in den Genen zu liegen, wenn man sich anschaut, wie 80 Jahre nach der Judenverfolgung oder 20 Jahre nach Lichtenhagen heute wieder Asylunterkünfte brennen und eine Hatz auf Ausländer stattfindet.

      Insofern weiß ich wirklich nicht, ob ich möchte, dass Ausländer diese typisch deutsche Mentalität, sich als Krone der Schöpfung zu begreifen, wirklich übernehmen.

      • To be honest: Frank Plasberg hat mich angekotzt gestern und der Gastkommentar in der FAZ heute ist fast unerträglich, ich weiß nicht... ich habe eine Menge europäischer Freundinnen, die keine Schwierigkeiten hatten sich in der arabischen Welt frei zu bewegen, ebenso habe ich eine Menge arabischer Freunde, die sich in der europäischen Welt hervorragend zurechtfinden - aber das was ich hier mache ich doch genau was wir nicht tun sollten: mit polemischen Beispielen kommen; ich kenn wen der sagt so und der andere kennt wen der ist so; das ist mein guter Moslem usw. - wo kommen wir da hin? Fakt ist: sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist und bleibt ein Tabuthema - in jeder Kultur, in jedem Patriarchat, auch in Deutschland. Ich spucke auf die Leute, die dies Kulturen, Religionen oder gar genetischen Gruppen zuordnen - in welchem Jahrhundert leben wir? Nun spannen sich die Recht die Unterdrückung der Frau vor den Karren - was für ein Treppenwitz; wie zynisch!

  • Nach den ganzen Meinungen und Vermutungen möchte ich einen Bericht der verstorbenen Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig aus dem Jahr 2010 empfehlen. Die Verbrechen von Köln sind alles andere als neu, nur die Dimension ist dieses Mal größer. Es ist zu tiefst beschämend, dass seit der öffentlichkeitswirksamen Analyse vor sechs Jahren nichts geschehen ist. Neben dem Festellen des Versagens aller vier Gewalten, muss man sich auch fragen was in der gesellschaftlichen Debatte im Allgemeinen schief gelaufen ist. Die Politik hat es versäumt die Ursachen anzugehen, die Justiz war überfordert, die Polizisten wurden im Stich gelassen und die Medien haben nicht angemessen über das sich schon lange zusammenbrauende Unheil berichtet. Und wir Bürger verharren in Ohnmacht und geben uns der Lethargie hin.

    Hier ist der Anfang des Artikels zitiert:


    [ Angst ist ein schlechter Ratgeber

    Einblicke in die Parallelgesellschaft Neuköllns Von Kirsten Heisig

    Ein Großteil der zurzeit etwa 550 Intensivtäter, die bei der Berliner Staatsanwaltschaft registriert sind, wohnen und "wirken" in Neukölln. Es sind gegenwärtig 214.

    Als Intensivtäter werden in Berlin Personen bezeichnet, die innerhalb eines Jahres mindestens zehn erhebliche Delikte begangen haben. Diejenigen, die knapp unterhalb dieser Grenze liegen, werden zwar als Mehrfachtäter angesehen, finden jedoch in der Intensivtäterstatistik keine Berücksichtigung.

    Schwerkriminelle, die häufig 30 und mehr erhebliche Taten aufweisen, haben zu etwa 90 Prozent einen Migrationshintergrund, 45 Prozent geben an, arabischer Herkunft zu sein, 34 Prozent haben türkische Wurzeln. Diese Tatsachen sind insofern von Bedeutung, als etwa 10 000 dieser Araber in Neukölln leben, aber mehr als viermal so viele türkischstämmige Menschen. Die Araber stellen also gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil die Mehrheit der Intensivtäter. Deutsche Vielfachtäter gibt es in Neukölln kaum.

    Die jugendlichen Intensivtäter entstammen meist vor vielen Jahren aus dem Libanon oder der Türkei zugewanderten Familien mit sechs Kindern und mehr. Viele Einwanderer haben inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit, die meisten leben von Kindergeld und staatlichen Transferleistungen. Die Mütter haben nie Deutsch gelernt. Sie überlassen speziell die Jungen schon früh sich selbst, wobei dies nicht auf mangelnde Fürsorge, sondern eher auf kulturelle Traditionen zurückzuführen ist. Söhne sind kleine Männer, und während die Töchter oft erfolgreich versuchen, eine Qualifikation für den ersten Arbeitsmarkt zu erlangen, und dabei hoffen müssen, nicht verheiratet zu werden, treiben sich die Brüder im Kiez herum. Es kommt zu ersten Straftaten, die überwiegend aus der Gruppe heraus begangen werden.

    So abstrakt hört sich das harmlos an. Aus der Opferperspektive sieht es jedoch anders aus, wenn man verprügelt wird, weil man einen Araber angeblich zu lange angeschaut hat. Oder wenn eine alte Dame zu später Abendstunde um etwas Ruhe bittet und dann von drei Arabern ins Gesicht geschlagen wird. Oder wenn der Polizeibeamte, der eine Anzeige aufnehmen muss, weil die Jugendlichen einen Zeitungsständer angezündet haben, zu hören bekommt: "Ich scheiß auf Deutschland. Du bist Dreck unter meinen Schuhen. Du bist tot." Oder wenn ein Lehrer einen schulfremden Jugendlichen des Hofes verweist und dieser dem Lehrer mit den Fäusten in das Gesicht schlägt und mit den Füßen in den Unterleib tritt.

    Das sind nur einige Einstiegstaten der Intensivtäter, die zu diesem Zeitpunkt oft noch nicht strafmündig sind. Was geschieht daraufhin?

    Manchmal wird seitens des Jugendamts eine Familienhilfe eingerichtet. Wegen der Größe der Familien werden mitunter bis zu drei Sozialarbeiter benötigt. Deren Bemühungen werden von den Familien häufig abgelehnt, oft unterbleibt jede Mitwirkung. Im weiteren Verlauf geschieht dann staatlicherseits oftmals nicht mehr viel, wenn man davon absieht, dass sich Schulwechsel bei den Kindern aneinanderreihen.

    ...]

    Der ganze Artikel steht ist unter folgendem Link auf der Homepage des Spiegel zu finden:

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-71892545.html


    Wie sollen wir Bürger nun auf dieses Staatsversagen reagieren?

    Ich glaube, dass alle, die sich hier an Diskussionen beteiligen, schon den wichtigsten Schritt getan haben, in dem sie nach Lösungen suchen und sich nicht der Ohnmacht hingeben. Wir müssen dafür sorgen, das eigentlich selbstverständliche Maßnahmen in der Strafverfolgung durchgesetzt werden. Dazu sollten wir uns zuallererst fragen, wie es dazu kommen kann, das es überhaupt Intensivtäter gibt. Mit was für einem kaputten Justizsystem leben wir, wenn es Menschen in diesem Land möglich ist, zehn erhebliche Straftaten in einem Jahr zu begehen? Wie borniert waren Politik und Medien diesen Missstand weitestgehend zu ignorieren? Wie frustrierend muss es für die nun kritisierten Polizisten sein, wenn sie immer wieder die gleichen Täter festnehmen, nur damit diese bald wieder die nächste Straftat begehen?

    Ich bin erst heute auf diese Seite gestoßen und halten den hier betriebenen Ansatz der Partizipation für sehr vielversprechend. Bei dem hoffentlich langsamen aber kontinuierlichen Wachstum dieser Plattform, können Strukturen entwickelt werden, mit deren Hilfe nicht nur diskutiert wird, sondern viele Menschen gemeinsam Lösungen erarbeiten - die Grundlage für eine funktionierenden Demokratie. Aber auch unsere Kultur muss das noch lernen.

    • Ich muss sagen, dass das für mich doch ein wenig wie bei einem Politiker klingt. Viel schimpfen auf die anderen, ohne dabei Lösungsansätze aufzuzeigen. Die Integration läuft schlecht? Dann schlagen Sie doch was vor, wie man die Integration verbessern könnte!

      Wie wäre es denn damit: Wir bezahlen Asylberechtigte, wenn sie Deutsch lernen oder einen Integrationskurs besuchen oder erfolgreich abschließen. 500 Euro zusätzlich, wenn ein einmonatiger Deutsch-Intensivunterricht für den Einstieg (gibt es sowas?) bei einem wie auch immer gearteten Test mit „sehr gut“ abgeschlossen wird, 300 Euro bei gut. Darauf aufbauend 2, 3 weitere Kurse nach demselben Muster und dazu noch ein, zwei Kurse für Integration und nach round about einem halben Jahr sollte jedem Neuankömmling klar sein, dass er in dieser Gesellschaft eine faire Chance bekommt, wenn er sich an die Spielregeln hält.

  • Hochschaukelei

    Ich finde, das wird alles extrem hochgeschaukelt. Allerdings machen die verschiedenen Ebenen mit ihren gegenseitigen Schuldzuweisungen keine glückliche Figur. Den Shitstorm gegen Reker finde ich allerdings völlig daneben. Nur weil man jemandem darauf hinweist, seine Wertsachen nicht offen im Auto liegen zu lassen, gibt man doch nicht den Opfern von Straftaten eine Mitschuld.

    Die Vermischung mit dem Flüchtlingsthema ist aus meiner Sicht sinnbefreit. Wir diskutieren wegen Hoeneß ja auch nicht über die Steuerehrlichkeit von Bayern-Fans.

    www.mister-ede.de – Reaktion auf Übergriffe in Köln: Wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen

    • Hallo MisterEde,

      es ist m.E. typisch für Sie, dass Sie für das Thema "Mann und Frau. Gleichberechtigung etc" blind sind. Eher meinen Sie, der Mann brauche heute mehr Gleichberechtigung. Die Frauen seien in unserer Kultur zu beherrschend.

      Aber davon abgesehen, geht es bei den Kölner Vorfällen nicht darum, dass Frauen ihre Wertsachen nicht im Auto liegen lassen sollten und sich dann beschweren, wenn sie geklaut werden.

      Es geht um massive körperliche Übergriffe. Der Vergleich mit Hoeneß hinkt.

      Ich bin nicht der Ansicht, dass man die Vorfälle so herunterspielen sollte. Es könnte in Zukunft mehr davon geben, und Deutschland sollte eine Strategie entwickeln und klar sagen, wie es bei uns läuft. In die Sprach- und Integrationskurse gehört unbedingt eine Aufklärung darüber, wie das Verhältnis der Geschlechter bei uns geordnet ist, nämlich auf Gleichberechtigung, keine Unterordnung, gleiche Würde und auf Augenhöhe.

      • Hallo Doro, ich bin ganz bei Dir, wenn es darum geht, den Austausch überhaupt zu ermöglichen. Ich finde den Vorschlag der Grünen gar nicht blöd, Integrationszentren einzurichten, die auch als Orte des Austauschs dienen. Ich wage mal die These, dass sich Menschen, die sich kennen und begegnen, sowas nicht antun. Ich hoffe jedenfalls, dass die Männer, die das kollektiv taten (aktiv und passiv, auch durch "abschirmen" der Polizei) so schnell wie möglich aus dieser 'Gruppe' herauskommen. Ganz ehrlich, es ist kein neues Phänomen, dass sich junge Männer in der Gruppe selbst ermächtigen und den Rechtsstaat und die Gesellschaft mit Gewalt herausfordern, dass haben Hools genauso gezeigt wie Neonazis.

      • Ich finde die Frauenquote für Aufsichtsräte vertretbar, fordere eine Reform des Vergewaltigungsparagraphen im Strafgesetzbuch, damit Vergewaltiger auch zur Rechenschaft gezogen werden können, und trete allgemein für Gleichberechtigung ein.

        Mir also zu unterstellen, ich sei blind für die Gleichberechtigung, nur weil ich mir erlaube eben auch zu fordern, dass man Jungs in der Schule fördert, damit diese nicht abgehängt werden, ist irrwitzig.

        Es geht um massive körperliche Übergriffe.

        Genau darum geht es. Das ganze Jahr über gibt es bei solchen Feierlichkeiten massive körperliche Übergriffe auf Frauen. Um dem Vorzubeugen sind Fachleuchte beschäftig und werden komplette Schutzkonzepte erstellt. So zu tun, als sei an Silvester etwas völlig neues passiert was nur an den Flüchtlingen liegt, ist abstrus, auch wenn das Ausmaß in Köln natürlich schon besonders war.

        Ich bin nicht der Ansicht, dass man die Vorfälle so herunterspielen sollte.

        Meine Einordnung kommt zwar nicht von ungefähr, aber es bleibt natürlich jedem freigestellt sich dennoch an dieser Hysterie zu beteiligen.

        "Der Vergleich mit Hoeneß hinkt."

        Wenn Sie von den Vorfällen in Köln auf Menschen aus anderen Kulturkreisen schließen, ist das so sinnvoll, wie von Hoeneß auf alle anderen Menschen mit Lieblingsverein FC Bayern zu schließen.