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Was kann der Westen Russland anbieten?


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Ein Beitrag von Klaus

Die Lage in der Ukraine ist einigermaßen unübersichtlich. Da sich niemand einen neuen kalten oder gar heißen Krieg wünschen kann, und allenthalben von der "Stunde der Diplomatie" die Rede ist, frage ich mich, wie der Westen auf Russland zugehen kann, um die Krise zu entschärfen.

Die "Zeit" schreibt, es gehe Russland in der Ukraine um sicherheitsstrategische Interessen. Moskau wolle den russischen Marinestützpunkt auf der Krim sichern und einen Nato-Beitritt der Ukraine verhindern.

Ganz pragmatisch kann ich das auch verstehen. Was würden wohl die USA sagen, würde Mexiko einem pro-russischen Militär-Bündnis beitreten wollen? Was wäre, wenn etwa US-Militärstützpunkte in Südkorea in Gefahr gerieten, weil es dort beispielsweise zu einem pro-chinesischen Regierungsumsturz käme?

Also meine Frage: Wäre es falsch, den Status der Ukraine als Nicht-NATO-Mitglied festzuschreiben und die russische Einflusssphäre zu respektieren? Oder lassen wir dann die Ukraine hängen? Und noch etwas utopisch: Könnte man Russland nicht irgendwann selbst in die NATO und in die EU einbinden? Oder zumindest diesen Weg für die kommenden Jahrzehnte aufzeigen?


Kommentare

  • Liebe Community,

    ebenfalls interessant für euch könnten die Thesen von Rebecca Harms, MdEP Bündnis 90 / Die Grünen, zur Rolle Europas im Ukraine-Konflikt sein. Diskutiert hier dazu mit. Alle Argumente können dann auch am 18. Mai live in die online Videodiskussion mit ihr per Google Hangout im Rahmen der Initiative "Euro Wahl Gang" eingebracht werden. Weiter Informationen dazu findet ihr hier.

  • Ich halte die erneuten Drohgebärden, durch die USA und den Schulterschluß Merkels mit Obama für nichts anderes als geostrategische Machtspiele, die auf wirtschaftlichen Interessen fußen. Bei Betrachtung der Historie der Entwicklung in der Ukraine erscheint es mir auch höchst fragwürdig aus welcher Richtung der Funken der Destabilisierung ursprünglich gekommen ist. Anstatt mit der Schatztruhe Rußland einen fairen und nachhaltigen Weg zu suchen, versucht man sich freien Zugang zu diesen Schätzen zu verschaffen, was auf Dauer das gegenseitige Vertrauen deutlich stören könnte. Mit Sicherheit wird dieses Vorgehen auch von der uralten chinesischen Kultur mit Argwohn betrachtet. Tatsächlich hat Europa die einmalige Chance sich jetzt für die Zukunft aufzustellen, ein eigenes Profil, eine eigene Vision zu entwickeln!

    • Hallo Thorsten, geostrategische Machtspiele, ja. Aber bleiben wir mal im großen Bild. Es klingt vielleicht ein wenig seltsam, aber denken wir mal "planetenpolitisch", wo gehts mit der Erde hin? Das hab ich mich neulich gefragt.

      Nach der Wende wurde uns gesagt, das ist das Ende der Geschichte. Marktwirtschaft und Demokratie hatten gesiegt (nur in manchen Regionen hieß es noch auf die Umsetzung warten). Wir konnten uns also endlich als "Welt" mit dem Klimaschutz beschäftigen, mit den Milleniumszielen zur Armutsbekämpfung usw.

      Nun geht die Geschichte doch weiter. Mit neuen Systemkämpfen. Amerikaner und Briten wollen offensichtlich im 21. Jahrhundert die Welt beherrschen (Vorsprung durch Spähtechnik), Europa will gegen Asien nicht verlieren, Russland will nicht mehr Verlierer der Geschichte sein, usw.. Alle gegen alle bei den Rohstoffen.

      Das ist alles ziemlich fad und schal und plump. Und ich glaube, die aufgeklärten Menschen von Peking über Moskau bis New York sind auch zu schlau, um den ganzen Muff des 20.Jahrhunderts noch mal mitzumachen (Nationalismus, Propaganda, Wettrüsten, usw.).

      Das hatten wir alles schon. Wir waren schon mal weiter!

      • Hallo Emil, die aufgeklärten Menschen dieser Welt sind ja auch nicht das Problem. Ich sage es mal so. Wenn Menschen, aus welchem Grund auch immer, eine bestimmte politische Einstellung haben, dann wäre ein ehrlicher Konservativer, von dem rasanten Wandel, der in der Welt von statten geht, derart betroffen, dass er kaum hinterher käme. Trotzdem ist es diese Spezies die keine Alternative findet und deshalb eisern zu den vertrauten Mustern hält, auch wenn sie sich schon lange verraten fühlt. Längst haben wir es auf der Welt mit verschiedenen Klassen zu tun. Es sind nicht die Amerikaner oder Briten als solches, denn die Menschen identifizieren sich mit dieser Erfolgsstory allenfalls wie mit ihrem Fußballverein, auch wenn sie davon nicht direkt profitieren. Ganz oben eine kleine Elite, deren Macht wirtschaftlich begründet ist und politisch abgestützt wird, während darunter Wohlstand, Kultur und Bildung auf dem Rückzug zu sein scheinen. Allenthalben ist eine Destabilisierung wahrzunehmen. Diese wird auch ganz oft unter einem Deckmantel der Moral betrieben und beworben. Lange Rede kurzer Sinn. Da Du von der Wende sprichst, fällt mir dazu nur ein paradoxer Satz ein. Nach der Wende war vor der Wende.

    • Es gibt immer noch Probleme mit dem bedienungsunfreundlichen Kommentarfeld oben. Es lässt sich während des Schreibens nicht vergrößern, was das Schreiben anstrengend macht!

      • Hallo Thorsten,

        danke für den Hinweis. Du kannst während des Schreibens die untere rechte Ecke des Kommentarfeldes nach unten ziehen, hierdurch vergrößert sich das Kommentarfeld in seiner Länge und man bekommt die Möglichkeit, auch einen längeren Kommentar ganz dargestellt zu bekommen.

        • Ja, das weiß ich, allerdings schließt es sich beim Schreiben wieder! Probiert es mal aus! Oder ist mit meinem System was kaputt? Wirkt auf mich alles sehr teuer von der Mache her, allerdings mit einigen Fehlern. ;) Man Leute!

  • Ein kurzer Hinweis der Redaktion: Michael Gahler, Europaabgeordneter der CDU und Vizepräsident der Europäischen Bewegung Deutschland (EBD), hat sich in einem Standpunkt zur EU-Politik in der Ukraine-Krise geäußert.

    Zum Umgang mit Russland schreibt Gahler:

    "Gegenüber Russland muss die Haltung deutlich bleiben: geordneter Rückzug von der Krim bis auf den Rahmen, der durch das Stationierungsabkommen gedeckt ist, Unterlassen weiterer Provokationen im Osten des Landes, Verpflichtung zur konstruktiven Zusammenarbeit im Rahmen der OSZE-Mission."

    (...)

    "Und wenn wir über russische Interessen sprechen, dann sind die insofern zu berücksichtigen, als sie legitim sind. Und legitim ist (nur) das, was durch bestehendes Völkerrecht, multilaterale und bilaterale Verträge und gemeinsame Mitgliedschaften in internationalen Organisationen gedeckt ist. Wir müssen dafür werben, dass es für alle um eine Win-Win-Situation in der Region geht, mit dem Fokus auf das Wohl und den politischen Willen der Bürger der Ukraine, deren stabile Entwicklung zum allseitigen Vorteil ist."