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Europawahl: Wer gewann das #TVDuell?


Foto: picture alliance / dpa

Waren sie "ziemlich beste Freunde" oder echte Kontrahenten? Eine Frage, die sich nach dem TV-Duell zwischen Martin Schulz (SPD/S&D) und Jean-Claude Junker (CSV/PCS) stellt.


Ein Diskussionsanstoß der Redaktion

Liebes Forum,

rund 90 Minuten dauerte er, der Schlagabtausch zwischen dem sozialdemokratischen und dem konservativen Spitzkandidaten für die Europwahl: Martin Schulz und Jean-Claude Juncker. Im ZDF diskutierten sie über Wege aus der Arbeitsmarktkrise in Südeuropa, den Frauenanteil in der EU-Kommission, die Erweiterung der EU, den Freihandel mit den USA ("Chlorhühnchen") und Steuerdumping in Europa. 1,79 Millionen Menschen schalteten ein - ein Marktanteil von 5,8 Prozent. Zum Vergleich: die folgende Talkshow "Maybrit Illner" hatte 2,66 Millionen Zuschauer.

Wir wollen eure Meinung hören:

  • Welcher Kandidat hatte die besseren Argumente?
  • Waren ihre Positionen unterscheidbar oder nicht?
  • Welche Punkte sind euch bei der Wahl wirklich wichtig - und wurden sie im Duell thematisiert?
  • Fehlten euch die anderen KandidatInnen (der europäischen Liberalen, Grünen, Linken...)?
  • War am Ende die - manchmal wenig beachtete - EU-Politik selbst der Gewinner?

....

Viele Fragen, eine Diskussion:

Hier der Link zur ZDF-Mediathek: TV-Duell zur Europawahl (8. Mai 2014)


Kommentare

  • Auch wenn sich die Positionen der beiden Spitzenkandidaten doch oft sehr ähnlich waren, hat für mich Martin Schulz das TV-Duell gewonnen. Vor allem dessen, weil er emotionaler war und ich ihm sein Engagement eher abkaufe als Jean-Claude Juncker und er das Thema Jugendarbeitslosigkeit noch deutlicher in den Fokus gestellt hat.

    Einen interessanten Nebeneffekt des Duells fand ich, dass da an verschiedenen Stellen deutlich wurde, wie komplex das Mehrebenensystem der EU ist. Ob das Duell allerdings einen Beitrag dazu geleistet hat, dies besser zu erklären, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube eher, dass vieles noch zu abstrakt war, da die jahrzehntelangen EU-Insider Schulz und Juncker mit einem ganz anderen Blick auf die EU schauen. Auch das Publikum war nicht wirklich eine Hilfe, wirkte es doch arg zusammengecastet aus jungen, politikinteressierten Leuten, die sich ordentlich auf ihren Einsatz vorbereitet haben. Ich glaube, dass Menschen, die sich nicht dauernd mit Politik befassen, jetzt nicht wesentlich besser durchblicken.

    Trotzdem ist es gut, dass dieses Duell überhaupt stattgefunden hat und dass es generell bei dieser Wahl eine intensivere Berichterstattung gibt. Dass die nächste Diskussion, mit allen europäischen Spitzenkandidaten, aber nur auf Phoenix gezeigt wird und nicht im Hauptprogramm der öffentlich-rechtlichen Sender, ist schade und nicht zuträglich, um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.

    • Liebe Kathrin,

      danke für deinen Beitrag! Da du das TV-Duell aller Spitzenkandidaten, das nur auf Phoenix ausgestrahlt wird, ansprichst, könnte dich auch folgende Diskussion interessieren: "Europäische Präsidentschaftsdebatte zur Prime Time". Die Diskussion bezieht sich auf eine Petition der Jungen Europäischen Föderalisten und auch die Pressestellen von ARD und ZDF haben sich darin bereits mit einer Erklärung geäußert.

  • CarstenWag ist dafür
    +3

    Die Wortwahl "Duell" oder "Schlagabtausch" finde ich im Nachhinein zu übertrieben. Eine nette Erzählstunde mit zwei älteren Herren war das. Da sich die Inhalte nicht wirklich unterscheiden beurteile ich erstmal den Sympatiewert: Juncker war mir zu emotionslos und cool, bei Schulz zumindest sieht man das Feuer in den Augen und die Begeisterung. Auch wenn ich ihm persönlich näher stehe, muss ich dennoch eingestehen, dass Juncker dann doch manchmal einen Schritt voraus war...

    ZB in der Debatte um einen einheitlichen Steuersatz, als Schulz sagte "wir brauchen einen Mindeststeuersatz" und dann " Ja, ich bin für eine einheitlichen Steuersatz". Juncker nur antwortete "Wenn Sie für einen Mindeststeuersatz sind, gehen sie ja von Grund her davon aus, dass es unterschiedliche Steuersätze geben muss."

  • Also erstmal:

    • das Duell war weit weniger langweilig als befürchtet
    • wenn jetzt Zeit Online gleich wieder schreibt, das Duell war "eine ziemlich deprimierende Sache", dann denke ich meine Güte, das ist zu billig, es war doch immerhin spannender als Merkel vs. Steinbrück! Was wollt ihr denn noch?
    • wer gewonnen hat, weiß ich nicht. Aber Juncker war die Coolness in Person, geschätzter Puls: 60, beeindruckend.
    • Überraschend fand ich, dass es laut Juncker in den nächsten 5 Jahren kein neues EU-Land geben soll! Was ist mit Serbien? Montenegro? Albanien? Mazedonien? Was machen die jetzt bis 2019?
    • ich finde ohnehin gut, dass das thema zunächst mal überhaupt stattgefunden hat. aber reicht so ein duell als maßstab für eine europäische öffentlichkeit? - und spitzt sich die große europa-debatte durch zwei personifizierte kontrahenten nicht in der falschen weise zu? oder braucht es gerade diese agonismen um interesse zu schaffen?

    • Ich war beeindruckt von dem" europäischen Format" der Diskussion und fand sie gar nicht langweilig, sondern sehr sympathisch. Wenn so fair und elegant und zuweilen auch humorvoll auf höchster europäischer Ebene Meinungen ausgetauscht und um richtiges Vorgehen gerungen wird, dann wäre ich jetzt, wenn ich es nicht schon wäre, proeuropäisch eingestellt. Die beiden Kontrahenten unterschieden sich m.E. in Wenigem. Martin Schulz möchte, so weit ich das als Laie verstanden habe, die Macht der Finanzinstitute stärker eindämmen (Transaktionssteuer), kein steuerlicher Wettbewerb mehr in den EU-Ländern und Großkonzerne sollen dort Steuern zahlen, wo sie vor Ort agieren. Aber auch Juncker meint, Banken sind für die Realwirtschaft da und nicht fürs Spekulieren. Gefallen hat mir, dass Martin Schulz die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in allen EU-Ländern zu seiner obersten Priorität machte. Und dass er in Sachen Freizügigkeit für eine EU-Einwanderungspolitik plädierte, die Quoten für die Mitgliedsländer festlegt, welche Einwanderungwilligen aus Nicht-EU-Ländern die legale Einwanderung möglich macht. Also Ordnung ins System bringt. Insgesamt erschien mir Martin Schulz agiler, schärfer und differenzierter denkend als J.-C. Juncker. Und vielleicht mit mehr Herz für die "kleinen Leute" in der EU. Aber das "Herz" für die EU im Großen möchte ich auch Juncker nicht absprechen. Vermisst habe ich die Frage, warum die EU in Sachen "Ukraine-Krise" nicht mit einer Stimme sprechen kann. Warum es so erscheint, als sei Frau Merkel unsere EU-Außenbeauftragte. (Aber vielleicht hat sie auch die beste Art und größte Kompetenz in dieser Frage.)