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Tempelhofer Feld für alle statt Luxusbebauung


Frank Essers (CC BY-NC-SA 2.0)Drachen über dem Tempelhofer Feld mit dem Logo der Bürgerinitiative 100% Tempelhofer Feld. Foto & Teaser: Frank Essers (CC BY-NC-SA 2.0)


Ein Beitrag von Lucia Schnell

In Berlin tobt derzeit ein stadtpolitischer Kampf um das Tempelhofer Feld. Es geht um die Frage, wem die Stadt gehört, den Menschen oder den Investoren? Von Lucia Schnell, Sprecherin DIE LINKE.Neukölln

DIE LINKE ruft dazu auf, dem Gesetz der Bürgerinitiative 100%Tempelhofer Feld zuzustimmen und das Gesetz des Abgeordnetenhauses abzulehnen.

Der Senat will das öffentliche Feld privatisieren

Das Feld ist als kostenloses Erholungsgebiet für viele Tausend Menschen aus den angrenzenden und sehr dicht besiedelten Gebieten besonders wichtig. Die Mehrheit der Kinder in Nord­Neukölln muss von Hartz IV leben. Viele Neuköllner können sich keinen Urlaub leisten, manche können ihren Kiez selten bis nie verlassen. Der Volksentscheid kann die Privatisierung an Investoren verhindern und das Feld für alle erhalten.

Der Senat plant zu 82 % Luxusbebauung

Versprochen sind 850 Wohnungen von 6 bis 8 Euro Netto­-Kaltmiete pro Quadratmeter ­von städtischen Wohnungsgesellschaften gebaut. Dies ist kein „bezahlbarer Wohnraum“, wie der Senat behauptet, und schon gar keine Sozialwohnungen. Es sind teure Wohnungen, die den Mietspiegel weiter nach oben treiben. Diese Preisbindung gilt zudem nicht dauerhaft. Es ist illusorisch, dass diese 850 preisgebundenen Wohnungen auf dem Feld den Wohnungsmarkt in Berlin entspannen. Sie sind ein schlechtes Feigenblatt, um die Bebauung des Tempelhofer Felds gegen den Widerstand der anliegenden Bevölkerung durchzusetzen.

Die übrigen 3.850 von den insgesamt 4.700 Wohnungen – also 82 Prozent der Neubauten – sollen Luxuswohnungen sein. Nur ein Drittel der gesamten Bebauung sollen zu Wohnungen werden, der Rest sind Gewerbe, Zufahrten und Bibliothek. Senatsvertreter werben bereits auf internationalen

Immobilienmessen um Investoren für das Feld

Gleichzeitig lässt SPD-­Bausenator Müller auch in anderen Stadtteilen keine Sozialwohnungen bauen. 200.000 städtische Wohnungen wurden in den vergangenen Jahren privatisiert. Diese Politik bei gleichzeitigem Bau von Luxuswohnungen lassen die Mieten in ganz Berlin steigen. Es gibt Alternativen zur Bebauung des Tempelhofer Felds

Der Senat listet in Berlin ausgewiesene Bauflächen für Wohnen und Gewerbe mit 2.900 Hektar auf, also ein Vielfaches des Tempelhofer Felds. Diese Flächen sind preiswerter als das Feld, das besonders hohe Erschließungskosten hat: 600 Millionen Euro will das Land Berlin für die Bebauung und Erschließung zahlen. Alle Berliner würden somit den Bau der teuren Wohnungen und Gewerbegebäude auf dem Tempelhof subventionieren.

Der Vorschlag des Senats ist kein Zugeständnis

Der Senat verkauft sein Gesetz, 230 Hektar unbebaut zu lassen, als Zugeständnis, aber seine Bebauungspläne hat er nicht um einen Millimeter geändert. Gerade die Ränder des Feldes werden stark benutzt, ob zum Joggen, Grillen oder Picknicken, weil sie in der Nähe der Siedlungen liegen. Das Besondere am Feld ist seine Größe. Es versorgt die Stadt mit Frischluft und kühlt sie an heißen Sommertagen ab. Dies ginge mit der Randbebauung verloren.

Der Senat sollte privatisierte Wohnungen zurückkaufen

Der Markt ist nicht in der Lage, die Bedürfnisse der Mieterinnen und Mieter nach bezahlbarem Wohnraum zu befriedigen. Deshalb sollte Wohnen eine öffentliche Aufgabe sein. Der Senat sollte privatisierte Wohnungen zurückkaufen. Die vorhandenen Wohnungen müssen zu bezahlbarem Wohnraum werden. Leerstand, Umwandlungen in Eigentumswohnungen und Ferienwohnungen müssen verboten werden. Mit gesetzlichen Regelungen wie Milieuschutz müssen die Interessen der Mieter durchgesetzt werden. Der Volksentscheid ist ein erster Schritt, um Luxuswohnen auf Kosten der Allgemeinheit zu verhindern und die größte Grünfläche der Stadt zu erhalten. Mit den Geldern für die Erschließung des Feldes könnte stattdessen wirklich sozialer Wohnraum geschaffen werden.


Kommentare

  • Severin ist dagegen
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    Liebe Frau Schnell, das grenzt ja schon an bewusste Falschinformation, die sie hier betreiben. So sehr ich die Initiative schätze und Sympathie für das Anliegen habe, sollte man sich schon inhaltlich mit den Dingen auseinandersetzen und nicht Verschwörungstheoretiker bedienen. Hier mal ein paar Richtigstellungen: - Privatisierung: Davon war nie die Rede und das wird auch nicht geschehen. Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sollen für den Bau verantwortlich sein. Die Tatsache, dass noch keine Verträge unterzeichnet sind, liegt ja am frühen Termin des Volksentscheids und nicht am Unwillen der Beteiligten. - 82% Luxuswohnung: Wo nehmen Sie denn diese Zahl her? Das ist frei erfunden, oder? Wenn 4700 Wohnungen gebaut werden sollen und die Hälfte davon für 6 bis 8 Euro pro Quadratmeter, dann komme ich auf 2350. Das bedeutet günstiger Wohnraum für knapp 5000 Menschen. Das macht dann schon einen Unterschied. - Lieber auf den 2.900 Hektar in Berlin bauen: Wäre davon nicht der Großteil in privater Hand, wäre das in der Tat die günstigere Alternative. Wenn das Ziel aber lautet, Wohnraum für alle Einkommenskategorien zu schaffen, dann fällt ein Großteil weg. Abgesehen davon, sind Nachverdichtungen überall unbeliebt und dauern lang. Auch DIE LINKE hat sich beispielsweise gegen öffentlichen Wohnungsbau an den Buckower Feldern positioniert. Das stärkt ihre Position in diesem Zusammenhang nicht unbedingt...

    • Flugfeldkapitäne ist dafür
      +1

      50% sozial verträgliche Wohnungen wird es nach eigenen Angaben des Senats nur in den Gebäuden am Tempelhofer Damm geben. Die anderen Quartiere haben nicht diese Quote. Grüße

    • liebe frau schnell, woher also nehmen sie ihre zahlen? ich weiß ja, dass es schwierig ist echte informationen zum thema zu bekommen, man wundert sich tatsächlich wie unterschiedlich die hektar-angaben allein innerhalb der presse gehandelt werden, und auch die geplante anzahl der wohnungen und deren verpreisung scheint informationell unsicher. woran liegt das? mangelte es dem verfahren tatsächlich an soviel transparenz oder allen beteiligten schlicht an expertise? und sie wollen stadt planen?!

  • Liebe Frau Schnell, eine Frage: Meines Wissen fällt die Zeit des Masterplans auch in rot-rote Zeit. Ihren Meinungsumschwung zu erklären oder zumindest zu erwähnen, fände ich da nur redlich. Sonst ist es wie oft bei der Linken - von der Revolution nur labern kostet ja nichts und in der Regierung hat man dann Gedächtnisschwund. Und weil wir das Jahr 2014 haben, erwähne ich die DDR-Bausünden jetzt nicht.