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    nemo · angelegt
     

    BURNOUT

    BOURNOUT

    Hallo Alexander, darf ich (Jahrgang 1953) hier auch mitdiskutieren, obwohl es bei der Europawerkstatt ja eigentlich um junge Europäer geht? Ich tue es trotzdem mal!

    Was deine Hauptfrage betrifft, weiß ich auch keine konkrete Antwort und was das Brennen für Europa angeht, konstatiere ich wie du eher ein allgemeines Burnout. Soweit so schlecht.

    Allerdings haben wir zumindest hier auf publixphere häufig über Europafragen diskutiert. Ich selbst habe mich z.B. über die Maut aufgeregt. Andere Themen kamen eher an Rande vor. Mit der Folge, dass CETA und damit auch TTIP realpolitisch eigentlich „gelaufen“ sind. (Übrigens kommt dabei ACTA auch durch die Hintertür wieder zurück.)

    Zwei weitere Gründe, die ich allerdings ausmachen kann sind a) die Komplexität der meisten Themen, weil es in der EU primär immer um wirtschaftliche Zusammenhänge (Binnenmarkt) geht und b) dass Europapolitik noch immer in erster Linie die Summe der nationalen Politiken der Mitgliedsstaaten ist. So entstehen quasi nationale Diskurse, die nur bedingt auf Europa verweisen. Und wo sie dies tun, z.B. bei der wirtschaftlichen Situation in Süd-und Osteuropa, sind die Menschen mit dem Überleben beschäftigt, nicht mit dem Diskutieren.

    Wir bewegen uns aber alle leider auch in einer Art diskursiven Blase, aus der der kaum etwas in den erweiterten politischen Raum gelangt. Jakob Augstein (Spiegel, Freitag) hat in seinem Buch Sabotage (Hanser, 2013) für Deutschland etwas verdruckst die Rückkehr der Körperlichkeit in die politische Auseinandersetzung gefordert und schreibt dazu: „ … ohne Mut zur Radikalität wird das schwer.“ (o.a., S.288) Gemeint ist hier natürlich so etwas wie der Druck der Straße, die Manifestationen und nachdrückliche Demonstration politischen Willens und politischer Forderungen in den Zentren und auf den Plätzen unserer Städte und Metropolen. Eine Aktionsform und ein Recht, das nicht umsonst in unserem GG einen solch hohen Stellenwert genießt.

    Ich komme damit auf meine rhetorische Eingangsfrage zurück und damit schließt sich der Kreis. Wer seine politische Sozialisation Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre erlebt hat, weiß um die Bedeutung solcher politischer Aktionen! Ein Grund für die Nichtexistenz einer erfolgreichen oder wenigstens folgenreichen europäischen politischen Streit- und Debattenkultur ist m.E. dass wir insbesondere in der BRD stets brav auf die Reaktion der Politiker auf unsere Kritik, Vorschläge Anregungen warten, anstatt selbst den Worten Taten (s.o.) folgen zu lassen.

    Diesen öffentlichen politischen Raum haben wir in Deutschland beklagenswerter Weise Rechtsradikale, Islamisten, Antisemiten, Hooligans und Anti-Europäern überlassen !

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    nemo · angelegt
     

    BOURNOUT

    Hallo Alexander, darf ich (Jahrgang 1953) hier auch mitdiskutieren, obwohl es bei der Europawerkstatt ja eigentlich um junge Europäer geht? Ich tue es trotzdem mal!

    Was deine Hauptfrage betrifft, weiß ich auch keine konkrete Antwort und was das Brennen für Europa angeht, konstatiere ich wie du eher ein allgemeines Burnout. Soweit so schlecht.

    Allerdings haben wir zumindest hier auf publixphere häufig über Europafragen diskutiert. Ich selbst habe mich z.B. über die Maut aufgeregt. Andere Themen kamen eher an Rande vor. Mit der Folge, dass CETA und damit auch TTIP realpolitisch eigentlich „gelaufen“ sind. (Übrigens kommt dabei ACTA auch durch die Hintertür wieder zurück.)

    Zwei weitere Gründe, die ich allerdings ausmachen kann sind a) die Komplexität der meisten Themen, weil es in der EU primär immer um wirtschaftliche Zusammenhänge (Binnenmarkt) geht und b) dass Europapolitik noch immer in erster Linie die Summe der nationalen Politiken der Mitgliedsstaaten ist. So entstehen quasi nationale Diskurse, die nur bedingt auf Europa verweisen. Und wo sie dies tun, z.B. bei der wirtschaftlichen Situation in Süd-und Osteuropa, sind die Menschen mit dem Überleben beschäftigt, nicht mit dem Diskutieren.

    Wir bewegen uns aber alle leider auch in einer Art diskursiven Blase, aus der der kaum etwas in den erweiterten politischen Raum gelangt. Jakob Augstein (Spiegel, Freitag) hat in seinem Buch Sabotage (Hanser, 2013) für Deutschland etwas verdruckst die Rückkehr der Körperlichkeit in die politische Auseinandersetzung gefordert und schreibt dazu: „ … ohne Mut zur Radikalität wird das schwer.“ (o.a., S.288) Gemeint ist hier natürlich so etwas wie der Druck der Straße, die Manifestationen und nachdrückliche Demonstration politischen Willens und politischer Forderungen in den Zentren und auf den Plätzen unserer Städte und Metropolen. Eine Aktionsform und ein Recht, das nicht umsonst in unserem GG einen solch hohen Stellenwert genießt.

    Ich komme damit auf meine rhetorische Eingangsfrage zurück und damit schließt sich der Kreis. Wer seine politische Sozialisation Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre erlebt hat, weiß um die Bedeutung solcher politischer Aktionen! Ein Grund für die Nichtexistenz einer erfolgreichen oder wenigstens folgenreichen europäischen politischen Streit- und Debattenkultur ist m.E. dass wir insbesondere in der BRD stets brav auf die Reaktion der Politiker auf unsere Kritik, Vorschläge Anregungen warten, anstatt selbst den Worten Taten (s.o.) folgen zu lassen.

    Diesen öffentlichen politischen Raum haben wir in Deutschland beklagenswerter Weise Rechtsradikale, Islamisten, Antisemiten, Hooligans und Anti-Europäern überlassen !