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Steen: "Sie wollten mich politisch zerstören"


Foto: Screenshot PhoenixNach Johannes Steens Rede auf der Bundesdeligiertenkonferenz der Grünen ging es los. Foto: Screenshot von Phoenix

Sie beschimpften ihn als Nazi. Sie unterstellten ihm, Drogen zu nehmen und korrupt zu sein. Online schlug Johannes Steen nach seiner Rede zur Ukraine-Krise geballter Hass entgegen. Publixphere hat ihn gefragt, wie er damit umgeht. Was wäre aus seiner Sicht gegen Aggressionen im Netz (#pxp_thema) zu tun?


Ein Beitrag von Johannes Steen

Hinweis: Dieser Text ist zunächst auf meinem Blog steenjohannes.wordpress.com erschienen.

Am 23.November 2014 traf ich eine folgenschwere Entscheidung.

Ich ging nach vorne auf der Bundesdeligiertenkonferenz der Grünen und warf mich ein in einer Debatte zur Ukraine-Krise.

Vorher waren Sätze gefallen, die meiner Meinung so nicht stehen bleiben konnten.

Die Ukraine wurde als fremdgesteuert dargestellt, so habe ich es in Erinnerung.

Auf jeden Fall bekam ich eine sehr gute Position zum Reden. Vor Rebecca Harms am relativen Anfang der Debatte.

Ich hielt meine Rede und sie wurde innerhalb meiner Partei sehr positiv aufgenommen.

Das freute mich und ich stellte, auch auf nachdrücklichen Wunsch von einigen Menschen die Rede online (Youtube-Video).

Eine Woche lang wurde sie gefeiert und dann fing es an. Auf einmal erreichten mich Nachrichten wie „du scheiß Faschist, was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist?“ Oder auch explizite Gewaltandrohungen.

Mir war es aber auch relativ egal, da es keinen Einfluss auf mein persönliches Leben hatte.

Aber dann kamen auf einmal die Posts, an den ersten kann ich mich noch erinnern, er lautete: „Die HJ spricht auf dem Grünen Parteitag“.

Das war das erste mal, dass ich dachte, es könnte jetzt ein bisschen eskalieren.

Ein bisschen war untertrieben.

Innerhalb von wenigen Tagen wurde mein Video über 40.000 mal angeklickt, über 1300 mal wurde es negativ bewertet.

Das hätte ja auch alles passieren können, hätte ich das gemacht, was an mir kritisiert wurde.

Hätte ich Menschenverachtendes gesagt, dann wäre es ja verständlich, dass fundiert Kritik geäußert würde.

Ich kann genauso gut verstehen, wenn mich jemand aufgrund von Inhalten kritisiert.

Stattdessen wurde diskutiert, welche Drogen ich genommen hätte (in der Auswahl standen neben den beliebtesten Drogen Koks und Gras, auch eigentlich alle anderen üblichen Drogen, die es so gibt, von Kaffee bis zu Crystal).

Auch wurde diskutiert, ob mir entweder in meinen Kopf oder in meine Mütze geschissen wurde (Jürgen Elsässer hat wirklich diese Theorie aufgestellt).

Wer meinen Kopf gewaschen hätte oder wer mich bestochen hätte, um die Rede zu halten.

Zwei Wochen genoss ich den schönen Shitstorm. Mal waren die Würste, die auf mich geworfen wurden, größer, mal kleiner.

Andauernd wurde ich gefragt, wie ich damit umgehen würde.

Hätte ich es gewollt, hätte ich so locker ein paar Personen verklagen können.

Möglicherweise hat Jürgen Elsässer eine Menge Straftaten begangen mit seinem Post. Beleidigung? Üble Nachrede? Gegen manches ließe sich wohl gerichtlich vorgehen. Bis es soweit kommt, muss allerdings zu viel passieren

Die meisten Aggressionen im Internet sind nun mal nicht strafbar.

Könnte man bei jeder Beleidigung im Internet jemanden anzeigen, dann wären bald alle Bushido- und alle Kay-One-Fans im Knast.

Regeln im Internet, das wird nichts

Also wie umgehen mit Internetaggressionen?

Ich hab die Menschen einfach pöbeln lassen.

Und am Ende war es zu Ende und hat sich auch nicht ausgewirkt auf die Menschen, die mit mir politisch oder persönlich befreundet sind. Wenn dann nur positiv.

Also haben die Menschen das Gegenteil erreicht, von dem was sie wollten.

Sie wollten mich politisch zerstören mit einer Mischung aus einfacher Pöbelei, abstrusen Vorwürfen und persönlichem Hate, stattdessen sitze ich gefestigter im Sattel als vor dem Shitstorm.

Gibt es nun aber andere Möglichkeiten, um das Aggressionspotenzial des Internets zu reduzieren?

Ich sehe kaum welche.

Niemand wird jemals den Menschen vorschreiben können, dass sie sich mit Klarnamen anmelden sollten, es wird nicht funktionieren.

Regeln im Internet aufzustellen, das wird nichts.

Und mit der geringen Medienkompetenz an unseren Schulen sehe ich zur Zeit kaum Möglichkeiten, etwas zu verändern.

Solange Informatik noch kein Pflichtfach an Schulen ist, gibt es keine richtige Medienkompetenz.

Ich habe gelernt, dass es schlauer ist, seinen Mund zu halten, denn dann hört der Hate auf. Nicht wenn du den Mund aufmachst. Solange Schulen uns nichts anderes beibringen, solange aber auch kaum ein Politiker den Menschen Paroli bieten kann, die andere Menschen mit Hassbotschaften antreiben, wird das nichts mit weniger Aggressionen im Internet.

Ich sehe es echt alles ernüchtert, ich glaube echt nicht, dass es in absehbarer Zeit Lösungen gibt.

Links:


Kommentare

  • Hallo Johannes,

    danke, dass du uns so detailliert davon erzählst! Trotzdem meine Frage: Würdest du alles nochmals genau so machen, die selben Worte wählen, dich im Nachgang so verhalten?

    Ich kenne einige Leute, die nach solchen Online-Angriffen ihr Handeln bzw. ihre Wortwahl verändert haben, vorsichtiger geworden sind...nicht, dass man es gleich als Selbstzensur bezeichnen kann, aber die emotionale Belastung während des "Shitstorms" ist doch nicht spurlos an ihnen vorbei gegangen.

    • Nein, mein Handeln habe ich nicht eingeschränkt. Ich streite und poste immer noch genauso gerne wie vor der Rede. Und nein, ich würde diese Rede nicht noch einmal so halten. Sie hat Schwachstellen, dass ist klar. Allerdings bemerkt man in der Tat viel zu häufig Selbstzensur nach Shitstorms. Mir hat es halt geholfen, dass Freunde mich nicht darauf angesprochen haben und dass wenn nur herumgealbert wurde über den Shitstorm. Mir hat es geholfen, dass mein politisches Umfeld sich nicht gegen mich gewandt hat. Heutzutage sitze ich nur gefestigter im Sattel. Bei Menschen, die leider nicht diese Gegebenheiten haben, wie ich sie habe und Shitstorms erleiden, ist das leider bestimmt anders.

      • Das wäre das Schlimmste: (junge) Menschen, die nichts politisches mehr sagen. Aus Angst vor den Zampanos und Krawall-Erbsen da draußen. Fehler machen alle. Lest mal ur-alte Artikel eines Jakob Augstein. Da lacht der sich selber tot. Dieses ganze Land braucht hundert Mal mehr Mut.

  • Hallo Johannes,

    drei Anmerkungen:

    1. Nachdem du keine Anzeige erstattet hast, ist das für mich ein weiterer Beleg dafür, dass es keine neuen Strafgesetze oder einer Vorratsdatenspeicherung braucht, sondern eher die Plattformen in die Pflicht genommen werden sollten, so etwas von sich aus zu verhindern.

    2. Mein persönlicher Eindruck zu deinem Ukraine-Text ist, dass er recht nichtssagend ist. Dass die Situation schlimm ist, würde niemand bestreiten und Gespräche lehnt auch keiner ab. Daneben konnte ich aber keine weiteren verwertbaren Inhalte (Positionen, Bewertungen, Meinungen) erkennen. Kiew hat die Wahl zwischen Chaos und Verhandlungen mit Russland – 14.04.2014

    3. Ich denke man muss den Kontext sehen und ein Parteitag oder das Wissen um deine politische Aktivität rückt dich und deine Beiträge in einen neuen Kontext. Ein rauerer Ton scheint mir deshalb durchaus zulässig, was aber natürlich nicht heißt, dass deshalb Beleidigungen akzeptabel sind.

    • Natürlich ist rau zulässig, cool und souverän geht aber anders, und beleidigend: nein. Und die im Text geschilderten Sprüche sind unter aller Kanone. Wir müssen uns auch nicht daran gewöhnen, nur weil so ein Klima so gewöhnlich geworden ist.

  • Lieber Johannes Steen, sind Sie sicher, dass Sie nicht einen Anwalt einschalten wollen? Wenn ich Ihren Namen auf Google suche, steht an vierter Stelle "Johannes Steen: Young Hitler". Das geht doch nicht. Würden Sie die Rede so nochmal halten? Ich hoffe doch!

    • Moin, so im Wortlaut garantiert nicht nochmal. Ich würde Elsässer noch stärker angreifen und ein, zwei Sachen abändern. Und einen Anwalt? Es ist verdammt schwierig, solche Videos entfernen zu lassen. Vielleicht nach dem Abi.

  • Hallo Johannes! Danke Danke Danke! Lass Dich nicht einschüchtern. Ich war inhaltlich nicht ganz Deiner Meinung, trotzdem habe ich schon ewig nicht so eine mutige und , Knoten lösende Rede gehört.

  • Naja, der junge Mann inszeniert sich ja auch offenbar gerne und Übertreibungen sind wohl auch eines seiner Hobbys.

    "Sie wollten mich politisch zerstören" ist ja mal auch ein schönes Beispiel von Fremd- und Eigenwahrnehmungsverzerrung. Da gefällt sich jemand klammheimlich auch ein wenig in der Opferrolle.

    Leider gibt der Blogpost nicht genügend Links, um den Ablauf des "Shitstorms" und die Aktivitäten von Johannes darin nachvollziehen zu können. Es entsteht somit hier nur ein kleines Fenster, das dadurch nur bedingt hilft, sachbezogen in diesem Thema zu argumentieren.

    Soweit ich das nachvollziehen kann auf die Kürze, gab es wohl eine Potenzierung der Gegenwelle, weil eine bekannte Person aus dem neurechten Lager (Elsässer) das Video verlinkt oder anderweitig darauf verwiesen hat. Das Potenzieren einer Gegenwelle zieht immer eine Reihe von Leuten an, die dem Thema nur noch in ihrem eigenen sehr beschränkten Kontext, den sie überall drüberlegen, begegnen. An einem solchen Punkt macht es tatsächlich wenig Sinn noch irgendwelche Interaktion zu betreiben. Hier ist aber auch dann meist keine Gefahr einer Langzeitwirkung mehr gegeben - oder wie es so schön heisst "hater gonna hate".

    Offenbar hat Johannes im heise-Forum auch an einigen Stellen populistisch "zurückgeschossen". Nun ist das heise-Forum, zusammen mit den youtube-Kommentarebene unter politischen Videos sicher nicht der Ort, wo man eine gepflegte Diskussion mit überdurchschnittlichem Respekt für den politisch Andersdenkenden erwarten kann. Das mag man nun beklagen, aber die meisten gehen ja auch nicht in irgendwelche südbrandenburgischen Bahnhofskneipen, um dort die geopolitische Gesamtlage hochphilosophisch zu besprechen.

    Johannes ist impulsiv. Das merkt man sowohl dem Video als auch dem Blogpost an. Das ist, zumindest in meinen Augen nichts Schlimmes, aber es besteht halt die Gefahr, dass man dabei so stark simplifiziert, dass man mehr Müll als (emotional und inhaltlich) Substantielles von sich gibt.

    Auch dieser Satz im Blogpost: "Solange Informatik noch kein Pflichtfach an Schulen ist, gibt es keine richtige Medienkompetenz." lässt einem, fernab jeglicher geopolitisch noch schwierigeren Themen, das kalte Grausen über den Rücken fahren.

    Zwischen Problemerkennung und sinnvoller Problembehandlung steht eben mehr als nur impulsives Tralala. So glauben, dass das Fach "Informatik" irgendetwas mit sozialer Kompetenz zu tun hat in der Ausbildung, kann getrost als abenteuerlich benannt werden. Die Gleichsetzung von Informatik = Medienkompetenz offenbart eine ggf. gefährlich einfache Denke, die eben auch in der Parteitagsrede bei einem noch viel komplizierteren Thema durchbricht. Zwischen Problemerkennung und sinnvoller Problembehandlung steht eben mehr als nur impulsives Tralala.

    Insgesamt sehe ich, egal ob impulsiv oder sachlich, das Problem aggressiver und beleidigender Ereignisse sowohl in der Dekontextualisierung des Ausgangs-Statements als auch in der fehlenden Moderierung/Selbstmoderierung, wenn Menschen online aus verschiedenen sozialen, inhaltlichen und emotionalen Kontexten zu einem Thema aufeinandertreffen.

    Der digitale Raum bietet eine mindest ebenso große Vielfalt in den Möglichkeiten der Zusammenkunft wie der physische Raum. Die kulturellen Rahmenbedingungen eines jeweiligen online-Zusammentreffens befinden sich (trotz einer bestehenden "Tradition" der Netiquette) noch in einem Werdungsprozess. Zusätzlich bildet der online-Raum auch nur die Fähigkeiten der Teilnehmenden ab, die sie in ihrem Leben erlernt haben. Insofern ist es ein - wenn auch häufiger - Fehler, die Ursachen für negative Aspekte des Web im Web zu suchen. Medienkompetenz ist soziale Kompetenz. Diese lehrt nicht die Informatik, sondern die Gesellschaft als Ganzes in ihrer jeweiligen individuellen Ausprägung (Familie, Peergroup, Bildungsstätten, Vorbilder etc.)

    • PhiKuro ist dagegen
      +1

      Widerlich. Zwar werden Sie, lieber Herr Best, nicht ausfällig, bleiben gewählt in Ihrer Wortwahl. Dennoch ist Ihr Beitrag ein Beispiel für verrohte Dikussionskultur. Sie gehen sofort auf die Ebene persönlicher Charakter-Kritik. Das Reden in Dritter Person ohne Namensnennung ist zusätzlich respektlos. So mit jemandem umzugehen, der gerade über übelste Anfeindungen berichtet, und gerade seinen Verzicht auf Widerstand und Rechtsmittel erklärt, ist: widerlich.

      • Liebes Forum

        ganz kurz. Die Diskussion hier hat nun eine gewisse Schärfe.

        Ich sehe noch keinen Verstoß gegen unsere Netiquette. Trotzdem möchte ich mal - profilaktisch - daraus zitieren:

        Wir legen Wert darauf, dass ihr euch auf Publixphere mit Respekt begegnet.

        Es wäre supercool, wenn wir diese Diskussion gern hart in der Sache, aber fair führen können.

        Grüße, Alex

      • Ich würde mal sagen, wenn wir über "verrohte Diskussionskultur" sprechen wollen, schauen wir uns alle nochmal das Video von Johannes an. DAS ist nämlich ein geeignetes Beispiel für populistische Verrohung - einem sehr schwierigen geopolitschen Thema mit einer solch jugendlich-naiven Ignoranz und Besserwisserei zu begegnen, ist der zentrale Auslöser für diese Debatte.

        Ihr rheorischer Trick, nämlich die Opferrolle von Johannes hier mir gegenüber zu betonen, um ihren Beitrag damit einen pseudo-moralischen Schein zu geben, ist ehrlich gesagt ermüdend und trägt nichts dazubei, hier mal einen guten Punkt zu berühren. Für ein bisschen Ringelpietz mit Anfassen und dem Herunterbeten der Netiquette ist diese Diskussion sicher nicht gestartet geworden.

    • Liebes Forum, nur ein Punkte zum Redaktionellen:

      • auf Publixphere können alle Politik-Interessierten ihre Diskussionen starten, wir bieten hierfür eine gemeinnützige, überparteiliche Plattform

      • unsere Schwerpunkt-Themen, in diesem Fall #Aggressionen im Netz vernetzen wir aktiv, das heißt wir fragen gezielt Menschen an, die Expertise und Erfahrungen zum gemeinsamen Austausch beisteuern können - so kam auch Johannes Steen 's Text zustande

      • zur Titelwahl: Der Hintergrund ist banal. Wir hatten "Aggressionen im Netz" schon sehr oft. Ich habe also ein Zitat aus dem Text genommen. Falls zu reißerisch, nehme ich das auf meine Kappe (Alex). Andererseits ist es in Online-Medien (auch wenn wir kein klassisches sind) nicht unüblich, Zitate zum Titel zu machen (meist bei Interviews)

      • generell gilt: Titel, Vorspann, Foto und ggf. Zwischenüberschriften gestalten oder bearbeiten wir als Redaktion. Die Texte kommen von den NutzerInnen. Das war in der Vergangenheit nicht immer gleich erkennbar. Deshalb haben wir den Trenn-Strich und das "Ein Beitrag von ..." eingeführt.

      • Videos können wir leider nicht in Diskussions-Texte einbetten - rein technische Gründe

      • beim Punkt Verlinkungen möchte ich zu Bedenken geben, das man gerade bei diesem Thema nicht unbedingt alles verlinken möchte und muss.

      Das Ausgangsinteresse unseres #pxp_themas liegt zum einen darin, sich ein Bild von der Situation / Problematik zu machen, zum anderen in der Frage, wie mit Aggressionen im Netz umzugehen ist: gar nicht? mit neuen Gesetzen? mit einer neuen Diskussionskultur? usw. - das Ergebnis ist offen bzw. liegt in der Hand der NutzerInnen

      Liebe Grüße! Alex (Wragge)

      • Naja, der Satz "sie wollten mich politisch zerstören" stammt ja durchaus von Johannes selbst, insofern bleibt meine Bewertung für diesen Punkt auch nach dem Hinweis auf die Überschriftswahl durch die Redaktion bestehen.

        Wir lesen hier nur eine Seite eines Streites, eine Seite, die dann auch noch stark über die andere Seite, die ihn angegriffen hat, urteilt. Es ist also durchaus sinnvoll, sich die andere Seite anzuschauen. Wenn dies durch bewusstes Auslassen von Links verhindert oder erschwert wird (ich habe ja schnell einige Sachen gefunden), dann dient das kaum einer ausgewogenen Diskussion - auch und gerade bei einem solchen mit starken Emotionen unterlegten Thema

    • Johannes Steen ist dagegen
      +1

      Moin, schön, was du mir alles vorwirfst. Schau mal auf meinen Blog, meine Headline heißt dort: "Aggressionen im Internet - ein persönlicher Erfahrungsbericht" diese wurde vom Publixphere Team geändert in die jetzige Überschrift. Die Entscheidung fiel nicht bei mir, sondern bei Publixphere. Mir war das egal. Wenn sie dadurch den Artikel besser platzieren können, dann ist soetwas für mich in Ordnung.

      Danke auch für Begriffe wie den, dass ich "zurückgeschossen" hätte. Das suggeriert, dass ich die gleichen Mittel wie diese Menschen benutzt hätte. Das habe ich aber nicht. Mir ist nicht bekannt, dass ich auf Heise-Online derartig kommentiert habe. Und übrigens bin ich mir bewusst, dass es nicht nur reicht, Informatikunterricht einzuführen. Es wäre aber ein richtiger Schritt für mehr Internetkompetenz.

      • Hallo Johannes, mir wäre es nicht egal, wenn jemand mir ein solches Etikett aufdrücken würde. Aber was soll´s gut plaziert scheint der Artikel gemessen an der Resonanz ja zu sein.

        Bei dem Thema selber, mit seiner recht einseitigen Vorstellung es hier mit so etwas wie einem agierenden Imperialismus zu tun zu haben, spalten sich natürlich die Geister. Ich habe mir die Rede angesehen. Auch ich fand sie hier und da etwas theatralisch. Jedoch bin ich immer der Meinung, dass eine Unterhaltung im Internet nur sachlich geführt fruchtbar ist.

      • Lieber Johannes, dein selektives Wahrnehmen meiner ausführlichen Antwort bestätigt das Bild, das du im Video und mit dem Blogpost bei einem neutralen Beobachter entstehen lässt.

        Ich las durchaus einen heise-Kommentar, der logisch dir zugeordnet werden kann, der im Tonfall nicht unbedingt dazubeitragen hat, eine sachliche Diskussion zu führen. Das ist schon okay, es wurde im Video schnell deutlich, dass du bei diesem geopolitischen Thema eine schwarz/weiss-Haltung bevorzugst, die dem Thema eben nicht gerecht wird. Und genau auf diesem Niveau bewegt sich auch allgemein das heise-Forum. Es gab da vom Niveau her also ein gewisses Matching. Ob das aber in irgendeiner Weise produktiv ist - naja, das ist beim heise-Forum ja schon seit sehr langem mit großen Fragezeichen versehen.

        Deine Äußerung hat aber im Kontext eines Parteitages als emotionale Stellungnahme durchaus ihren Platz. Nur die Ent-Kontextualisierung durch das Einstellen auf youtube forderte sicherlich Menschen mit anderen Kontexten in Bezug auf die Ukraine-Thematik heraus. Deine naive Emotionalität und die Simplifizierung einiger geopolitischen Sachverhalte wurde damit nur noch als unausgewogen und zurecht als populistisch wahrgenommen. Wie gesagt: Wie man in den Wald reinruft, so schallt es (oft) heraus.

        PS: Schön, dass dir bewusst ist, dass es "es nicht nur reicht, Informatikunterricht einzuführen." - Aber dann bleibt die Frage, warum du den Satz "Solange Informatik noch kein Pflichtfach an Schulen ist, gibt es keine richtige Medienkompetenz." überhaupt in deinen Blogpost eingefügt hast. Denn: Nein, Informatik hat in Bezug auf das Thema Medien-/Internetkompetenz eine völlig nachgeordnete Bedeutung. Durch das Erlernen von Programmier-Kenntnissen entsteht keine Kompetenz für den sozialen Austausch in online-basierter Kollaboration/Diskussion.

        • PhiKuro ist dagegen
          +2

          Geht doch. Auch wenn ich Ihren Beitrag immer noch unangemessen belehrend finde, reden Sie hier Johannes wenigstens persönlich an, wenn Sie mit ihm reden. Aber Sie schummeln. Sie tricksen. Sie definieren sich als "neutralen Beobachter" der Sie nicht sind. Johannes ist mir sympathischer. Er steht als Person für seine Meinung ein. Sie analysieren und kommentieren auf einem pseudoobjektiven Niveau. Sehen Sie, ich kann das auch.

    • Zwar teile ich inhaltlich an vielen Stellen Ihre Auffassung, Ihre Wortwahl und insbesondere Ihren ersten Satz finde ich aber gänzlich unangemessen.

      • Na hier ist ja mal was los. Aber ich finde wir nähern uns endlich dem Kern dieser ganzen Aggressions-Diskussion, der mir hier auf Publixphere nicht immer ganz eingeleuchtet hat.

        Trennen wir endlich Inhalt und Form von Debatten!

        Jede/r kann und soll alles kritisieren:

        • die Ukraine-Einlassung von Johannes Steen

        • das Treiben von Jürgen Elsässer

        • den Feminismus und die Gender-Theorie

        • den Anti-Feminismus

        • PEGIDA

        • ALLES

        Eine komplett andere Frage ist, wie wir das tun:

        • beleidigend?

        • bedrohlich?

        • ausrastend?

        • mit Unterstellungen und Verleumdungen?

        Oder mal anders:

        Meine liebsten Freunde sind mir die, die überhaupt gar nicht meiner Meinung sind, ich habe immer jede Menge mit ihnen zu bereden, und am Ende oder währenddessen trinken wir ein Bier, und freuen uns, dass wir so viel zum Streiten haben.

        So sollte es immer sein können. Diskutiere so, dass der andere noch ein Bier mit Dir trinken würde.

        • Das ist ein hehrer Wunsch, jkippenberg. Das war schon der Wunsch als "ganz am Anfang" die Netiquette entwicklet wurde - damals, als sich genauso gezofft wurde, aber das Internet noch klein und unschuldig war. :)

          Aber mit diesen Wünschen kommst du nur den halben Weg. (immerhin!)

          Du wirst immer mal wieder Statements wie die von Johannes haben, die ausrastend sind und mit Unterstellungen arbeiten. Dennoch kann man solche Statements ja einordnen (hier im Rahmen einer Parteitagsdebatte). Was du auch nicht verhindern können wirst, ist die "rhetorische Behandlung" durch Andersdenkende. Da ist auch niemand vor gefeit. Heute auf Twitter unterstellte mir aus heiterem Himmel der Grünen Jugend-Sprecher ich würde ja "Morddrohungen verteidigen". Abgesehen davon, dass der Meinungsaustausch für mich damit zuende war, kam hier ein klassiches rhetorisches Mittel zum Einsatz, indem durch Überspitzung meine Argument ad absurdum geführt wurde. Rhetorik ist ein Bestandteil des menschlischen Diskurses, genauso wie die Darlegung von Fakten (inkl. dem auslassen von Fakten, die irgendwie nicht so zur eigenen Argumentation passen).

          All das ist Bestandteil eines menschlichen Diskurses und kann schwer unterdrückt werden. Wir sind ja keine Meinungsroboter.

          PS: Das mit dem Bier ist immer ein guter Massstab, aber ab und an diskutierst du in einer offenen Gesellschaft auch mal gezwungenermaßen mit Leuten, mit denen du dann eben kein Bier trinken willst.

          • Sie vertrauen aber hoffentlich nicht darauf, dass Sie als völlig anonymer Nutzer, der sich anmeldet und als erstes und einziges auf einen Beitragsschreiber losgeht, sonderlich glaubhaft wirken?

            Ich fasse das einfach mal zusammen: Eine Inszenierung in der Müll geredet wird, die substanzlos und unsachlich ist, bei der impulsiv populistisch zurückgeschossen und ausrastend unterstellt wird! So urteilen Sie über Steen, aber sagen Sie, sollte das nicht eher Selbsterkenntnis sein?

          • Hallo Jens Best,

            Die von Dir beschriebenen fiesen Rhetorik-Tricks sind ein guter Punkt. Tragen sicher zum Ausrasten bei. Hatten wir hier nur gar nicht wirklich, als Aggressions-Ursache. Trotzdem würde ich sie nicht als menschliche Konstante hinnehmen. Es klingt vielleicht naiv. Aber stellen wir uns vor, in der Schule gibt's einen Grundkurs Diskutieren. Bestimmte Rethorische Figuren - zum Beispiel dem anderen was vorwerfen, was der gar nicht behauptet hat - bekommen einen Namen, oder ein Geräusch, 'Dingdong' oder so.

            Das haben wir nun alle gelernt. Und wenn's jemand macht, macht der andere Dingdong. Und alle wissen, was gemeint ist. Und der 'Täter' fühlt sich ertappt und wird ein wenig rot.

            Ist ein wenig quatschig. Ich will nur sagen, wir können uns auch auf Umgang verständigen. Nicht mit allen. Aber mit so vielen wie möglich.

            • Hallo Johannes,

              ich gebe Dir recht. "Medienkompetenz" müsste unbedingt in den Schulen vermittelt werden!

              Und, obwohl es hier nicht Dein Thema ist, darf ich es hier mal hinzufügen: Das Fach "Ökonomie" fehlt in den Schulen absolut!

              • Hallo Doro, Johannes Steen,

                es kommt nie auf ein "Schulfach" an, weil auch in anderen Fächern diese Themen bearbeitet werden können. Mehr Medienkompetenz und Ökonomie sollten durchaus stärker vermittelt werden. Aber ob man dafür ein Fach macht oder Ökonomie im Politikunterricht mit einbindet oder Medienkompetenz im Deutschunterricht vermittelt ist doch egal.

                P.S. Informatik ist im Übrigen noch mal etwas anderes als Medienkompetenz. Wobei auch hier egal ist, ob man Informatik in den Mathe-Unterricht einbindet oder es ein eigenes Fach gibt.

                • Hallo MisterEde,

                  Das Thema "Medienkompetenz" kann und sollte im Ethik- und ggf auch im Religionsunterricht einen breiten Raum einnehmen, denn es ist ja zuerst und vor allem auch ein ethisches Thema.

                  Für die "Ökonomische Bildung" würde ich ähnlich wie Bundeswirtschaftsminister Gabriel für ein eigenes Fach an allgemein bildenden Schulen plädieren. Weniger "hohe Mathematik", dafür hat man Taschenrechner, es reicht, die einfachen Rechenarten wie Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Bruchrechnung und den Dreisatz zu beherrschen. Aber es ist unverantwortlich, junge Menschen ohne eine Ahnung über ökonomische Regeln (und Ideologien), die ja auch das Private betreffen, ins Leben zu entlassen. Es reicht nicht, irgendwann in der gymnasialen Oberstufe im Fach PW so nebenbei ein paar unkonkrete, allgemeine Kenntnisse dazu zu vermitteln. Dazu ein, wie ich finde, wichtiger Beitrag von G.Turner, Wissenschaftssenator a.D. in Berlin im Tagesspiegel vom 23.2.2015:

                  http://www.tagesspiegel.de/wissen/turnerså-thåesen-wirtschaft-schnell-in-die-schulen-bringen/11407084.html

                  Sind nicht die meisten Menschen Autodidakten beim Thema "Wirtschaft"? Die meisten Journalisten, ja, auch sogar Politiker? Aber alle reden mit über die "Eurokrise" und Griechenland, oftmals nur aus dem Bauchgefühl heraus. Das ist verwirrend. Ich selbst nehme mich dabei nicht aus, bedauere es, nicht mehr Wirtschaftswissen zu haben und nur, als allerdings intensiver Zeitungsleser, "Autodidaktik" zu sein. Das Manko muss sich ändern, angefangen in unseren Schulen.

                  Aber wir entfernen uns jetzt von Johannes Steens Denkanstoß zum Thema "Aggression im Netz" und seinem eigenen Erfahrungsbericht dazu. Das Thema "Schule" bedürfte einer eigenen Diskussion.

                  • Hallo Doro,

                    Du schreibst, Schule braucht eine eigene Diskussion. Das finde ich auch!

                    Manchmal scheint mir, endet jede Debatte irgendwann bei der Schule. Die Schule soll alles richten. Medienkompetenz, Wirtschaftskompetenz, Digitalkompetenz, Sozialkompetenz, Ernährungskompetenz. Dazu die Klassiker; Deutsch, Mathe, Englisch, Biologie, Chemie...eben das ganze Programm. Überfordern und Überfrachten wir die Schule nicht? Das fände ich spannend.

                  • Hallo Doro,

                    ich hatte gerade deshalb geantwortet, weil es eben auch Bestandteil von Johannes‘ Beitrag war und ich zwar Informatik-Unterricht kenne, es dort aber eben nicht um Medienkompetenz geht. Ihre Ausführung teile ich da schon eher (explizit nicht die zur Mathematik), wobei ich eben auch diese Rufe nach einem Fach, sagen wir, nicht so zielführend finde, weil ein Fach alleine ja nicht viel aussagt. Was also genau heißt Medienunterricht? Ich sage es mal so, wir brauchen keinen Fahrunterricht an der Schule und wir brauchen, denke ich, jetzt auch keine Anleitung dafür, wie man mit Facebook umgeht. Man könnte aber z.B. die Themen Datenschutz, Privatsphäre oder „wie schütze ich mich im Netz“ mit 1984 im Deutschunterricht behandeln oder in den Politikunterricht oder auch andere Fächer einbinden.