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Die Rückkehr des Tragischen


„Dein bin ich, Vater! Rette mich! Ihr Engel! Ihr heiligen Scharen, lagert euch umher, mich zu bewahren! Heinrich! Mir graut’s vor dir.“ Gretchen empfiehlt sich Gott, Mephisto zieht Faust mit sich. Lithografie von Wilhelm Hensel nach den Angaben des Fürsten Radziwill (1835)Gretchen empfiehlt sich Gott, Mephisto zieht Faust mit sich. Lithografie von Wilhelm Hensel (1835)

Mit aller Kraft kehren alte Geister auf die Weltbühne zurück, beobachtet Oliver Weber. Seine These: Linke, Liberale und Konservative wirken deshalb hilflos gegenüber Rechtspopulisten, weil sie keine glaubhaften Antworten auf Identitätsfragen geben.


Ein Beitrag von Oliver Weber

„Es ziehen aber Konflikte herauf, die sich nicht mehr ökonomisch befrieden lassen.” Diesen, im Februar 1993 lakonisch dahingeschriebenen Satz, ignorierten die Entrüsteten, als Botho Strauß’ umstrittener Essay „Anschwellender Bocksgesang” in den Feuilletons der Nachwendezeit die Runde machte. „Anschwellender Bocksgesang” – das meinte: die Tragödie kehrt zurück, laut, plötzlich und zerstörerisch. Sie wird sich nicht von volkswirtschaftlichen Wachstumspunkten klein halten lassen. Mit einem Schlag platzt sie wuchtig und unaufhaltsam in die ökonomisch domestizierten Gesellschaften des Westens – mit all ihrer unerträglichen Größe und Bestimmtheit. Dieser Satz wurde in seiner prophetischen Kraft nicht ignoriert, weil seine Erfüllung als unwahrscheinlich galt. Im Gegenteil: Die nationalistischen und rassistischen Aufwallungen in Ost- und Mitteleuropa ließen bereits ahnen, dass sich in der weltgeschichtlichen Leere, die der Kalte Krieg hinterlassen hatte, auch wieder Ideologien, Identitäten, Religionen, Kulturkämpfe und mythisches Allerlei tummeln werden. Gerade in seiner Wahrscheinlichkeit lag hingegen der Anlass ihn frei heraus zu ignorieren. So konnte man die Folgezeit des auslaufenden 20. Jahrhunderts noch zivilisiert genießen, ohne sich zu groß um das an die Tür klopfende, neue Jahrtausend zu sorgen.

Was ist mit dem Westen los?

Die sorgenlose Zeit ist allerdings vorüber. Mit aller Kraft kehren die alten Geister auf die Weltbühne zurück. Der Nationalismus feiert seinen neuen Auftritt und erhofft sich ein großes Finale – von Washington, über Paris, London, Berlin bis nach Warschau. Die Religion wird nicht – wie erwartet – zu einem persönlichen Konsumartikel frei wählender Individuen, sondern ist in der Einwanderungsdebatte erneut zum transzendentalen Streitpunkt ganzer Kollektive avanciert. Auch Kulturen und ihre Identitäten kehren begrifflich in die Diskursräume zurück, während Ökonomen daraus verschwinden. Man kann über diese Tatsachen hinwegsehen und hoffen sie würden durch Ignoranz weniger wahr, bisher erfreute sich diese Strategie aber wenigen Erfolgen: Die Briten haben unter tosendem Lärm dafür gestimmt, die Europäische Union zu verlassen. In Cleveland wurde Donald Trump von den Republikanern zum Präsidentschaftskandidaten gekürt. In Österreich zog um ein Haar ein Rechtspopulist in die Wiener Hofburg ein. Im Élysée-Palast könnte 2017 Marie Le Pen ihres Amtes als französische Präsidentin walten und in der eigentlich so populismusresistenten Bundesrepublik greift die AfD nach dem Amt der größten Oppositionspartei. Was ist los in den Staaten des Westens? Was verschiebt sich hier? Diese Frage wird in den Politik-Ressorts, Feuilletons, Parteizentralen und Fernsehsendern dieses Landes nur unzureichend gestellt und folglich noch unzureichender beantwortet.

Die Logik des Brexits

Die Linke wagt trotz aller Nervosität eine letzte laute These und verkündet, soziale Ungleichheit, Sparmaßnahmen, Konkurrenzdruck und Arbeitslosigkeit seien die tieferen Triebfedern der heutigen zornpolitischen Aufwallungen. Die Liberalen und Konservativen stehen meist ganz rat- und erklärungslos daneben. Doch die Analyse geht nicht tief genug. Wer meint, die neue soziale Unruhe, die sich hie und da in aufgebrachtem Protest transformiert, sei mit den alten Umverteilungs-Rezepten der zweiten, guten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu behandeln, der irrt gewaltig und kratzt allenfalls an der Oberfläche. Hier „ziehen Konflikte auf, die sich nicht mehr ökonomisch befrieden lassen.” Die Briten – als Exemplum -, ein Volk rational und pragmatisch denkender Menschen, haben alle Ökonomen ignoriert, alle volkswirtschaftlichen Schäden auf sich genommen, nur um nicht mehr Teil eines bindungslosen Staatenbundes zu sein. Jürgen Habermas, selbst noch etwas darüber verwundert, beschreibt in einem Zeit-Interview den neuen Zustand treffend: Hier haben sich „Identitätsfragen gegen Interessenlagen” durchgesetzt. Die großen Streitpunkte der westlichen Welt drehen sich nicht mehr um volkswirtschaftliche Verteilungskämpfe oder gesellschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnungen, hier geht es ums Eingemachte: Identitäten, Kulturen, Selbstvergewisserung. Die Brexit-Wähler votierten nicht für die, aus ihrer Sicht gewinnbringendere Entscheidung – auch wenn solche Argumente im Diskurs eine Rolle gespielt haben mögen-, sie entschieden sich für einen nationalen Selbstfindungstrip. Wenn auch noch etwas unbestimmt, stimmten die Briten für glorreiche, viktorianische Zeiten, real Britishness und Träume von kultureller Homogenität und Hegemonie, statt für ökonomisch-soziale Zugangsvorteile zum Kontinent. Der Ausgang des Referendums war nicht irrational, er folgte nur einer anderen Logik. Einer Logik, in der nationale Identität, kulturelle Kohärenz und kollektive Abschottung zu erhöhten Argumenten zählen, während wirtschaftliche Angenehmheiten nicht mehr zur Konfliktbefriedung taugen.

Streben nach Eindeutigkeit

Der tiefere Grund hierfür findet sich in der Grundtendenz unserer Zeit. Moderne, Globalisierung, Mobilität und ihre nivellierenden Surrogate haben ein nihilistisches Klima geschaffen, indem sich die Frage nach der Selbstverortung des Menschen in Familie, Nation, Welt und Natur mehr denn je aufdrängt. Weil auch Herkunft und Religion nichts mehr zur Sache zu sagen haben, ist der moderne Bürger weitgehend identitätslos geworden. Ihm fehlt nicht nur „metaphysisches Obdach” (Heidegger), auch andere sinnstiftende Mythen wie Nation, Stand und nun sogar Geschlecht sind aufklärerischen Diskreditierungsversuchen ausgesetzt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts scheint es, als könnte nun auch die Möglichkeit des Konsums und Wohlstands diese Identitätsschwäche nicht mehr narkotisieren. „Angry white Man”, diese im anglo-amerikanischen Raum verwendete Beleidigung für die Wähler und Anhänger populistischer Zornpolitiker, steht für eine größer werdende Gruppe Aufgebrachter, die in den Wirren unserer Zeit nach Halt und Eindeutigkeit streben.

Offene vs. geschlossene Gesellschaft

Die neuen Konflikte sind tragischer Natur. Das heißt: Gekämpft wird um die psychopolitische Verfassung der Westbürger, die Schützengräben verlaufen quer durch das emotionale Gemüt der Wähler aller Schichten. „Wer sind wir? Wer wollen wir sein?” Wer auf diese Identitätsfragen glaubhafte Antworten bietet, erhält Sympathien. Auch deswegen ist es beinahe hilflos, wenn die etablierte Linke sowie die Liberalen und Konservativen darauf nur mit Steuergeschenken oder Umverteilungsdiskursen antworten können. Diese Zeiten sind vorüber. Je weiter sich Moderne und Globalisierung drehen, desto weniger lassen sich die westlichen Gesellschaften ökonomisch domestizieren. So titelt beispielsweise der Economist, die neue politische Konfliktlinie verlaufe zwischen „open” und „closed” – ökonomisch wie gesellschaftlich. Was es heißt „geschlossen” zu sein, verraten dem Wähler auf Identitätssuche Jahrhunderte von geschichtlicher Herkunft. Was es existenziell bedeuten kann „offen” zu sein, bleibt ungeklärt. Um aber nicht von Populisten jeder Couleur in die Ecke getrieben und aus den Palästen verjagt zu werden, müssen die etablierten politischen Kräfte den Bürgern selbst vernünftige identitäre Konstrukte vorhalten. Das heißt: in der Leere des 21. Jahrhunderts Visionen, Zivilreligionen und „metaphsyisches Obdach” bieten. Ansonsten verliert auf absehbare Zeit der rational-technokratische Diskurs gegen die populistischen Aufwallungen unserer Tage.

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Kommentare

  • Hallo Doro,

    oh, verrutscht.

  • Ein schönes Thema, die Frage der Identität, individuell, regional, national, europäisch, global betrachtet.

    Ehe ich hier etwas dazu schreibe, muss ich noch länger darüber nachdenken.

    Aber vorab zwei Fragen an Oliver Weber: Was meinen Sie damit, dass "die etablierten politischen Kräfte den Bürgern selbst vernünftige identitäre Konstrukte vorhalten" müssen." Das heißt: in der Leere des 21. Jahrhunderts Visionen, Zivilreligionen und "metaphysisches Obdach" bieten" müssen. Ist das nicht eine Überforderung der Politiker? Ist das nicht eher eine Sache der Philosophen, Theologen, Soziologen, der Dichter und Denker und aller Kreativen in Kunst und Gesellschaft?

    Und eine Verständnisfrage: Was bedeutet "Zivil-religion"?

    Und eine Bitte an MisterEde: ein Vorabdruck seines Artikels "Die Herkunft der Deutschen und ihre Verwandtschaft zu anderen Völkern".

    Gruß! Doro

    • Hallo Doro,

      ich blicke neben der Geschichtsschreibung hauptsächlich auf sprachliche und genetische Merkmale, wobei ich zur Genetik noch nichts geschrieben habe. Ich weiß auch noch nicht, ob ich Herodots „Germanioi“ bzw. „Carmania“ (Stamm/Provinz im östlichen Persien ab spätestens 200 v. Chr.) einbauen soll.

      Was ich bislang habe, kann ich Ihnen aber gerne zuschicken, einfach kurze Mail an MisterEde(-at-)mister-ede.de, damit ich weiß wohin.

      Liebe Grüße, Mister Ede

    • Hallo Doro,

      erstmal Glückwunsch, dass du beabsichtigst über eine Meinung länger nachdenken möchtest, bevor du darauf antwortest. Das ist - vorsichtig ausgedrückt - in unseren Tagen nicht gerade üblich.

      Mit deiner Anmerkung, dass der Identitätsauftrag Politiker überfordern muss, hast du natürlich recht. Dieser Imperativ ist eher an die politisch-kulturelle-wissenschaftliche Elite gerichtet, die sich vornehmlich auf ökonomische Debatten versteift hat. Ich möchte hinzufügen: so etwas ist nicht mal eben machbar, sondern eher eine neue Grundtendenz die ich einfordere. Dagegen: vielleicht ist die Moderne so weit fortgeschritten, dass nicht nur alle Metaphysik vorbei ist, sondern sogar Visionen, Ideen, Identitäten keine Chance mehr haben, weil sich die Individualisierung ins Totale gesteigert hat.

      Zur Verständnisfrage: Der Begriff ,,Zivilreligion" stammt von Jürgen Habermas, der damit folgendes meinte: Da wir in mehrheitlich atheistischen Zeiten leben, der Mensch aber - quasi ontologisch - ein Transendenzbedürfnis besitzt, sucht er sich neue Religionen. Diese kennen keinen Gott und keine Kirchen mehr, haben aber sakrale Elemente. Beispiele sind: Liberalismus (Naturrechts-Gedanke), Narionalismus (heilige Nation), zum Teil auch der Konsumismus (,.Wohlstand steigert die Tugendhaftigkeit jeder Zivilisation") oder auch die aufklärerische Wissenschaft. Es geht also um die Erkenntis, dass wir zwar die Religion weitgehend dekonstruiert haben mittels der Ratio, dass unseren neuen Götter aber die Argumente, die Wissenschaft, die Aufklärung geworden sind.

      Liebe Grüße Oliver

  • Currywurst oder Hot Dog - Hauptsache Berlin

    Lieber Oliver, gute Fragen. Ich finde es tatsächlich schwer, mich noch in diese Identitäts-Sehnsüchte hineinzuversetzen. Nun wohne ich in Berlin. Berlin ist für mich der Prototyp einer offenen, freien Gesellschaft, die unglaublich glücklich macht. Die Berliner "Identität" besteht aus seiner Offenheit. Und dieses "Berlin" ist eben auch in New York, Tel Aviv, London, Barcelona, es ist nicht mal phsysisch eingrenzbar, es ist ein Modus. Die Menschen, die Gedanken, es fließt doch längst alles, digital ermöglicht. Wenn Du ein paar Jahre "Berliner" warst, kannst Du über Nationen und Ethnien, Blut und Boden, eigentlich nur noch lachen. Und ich glaube die ganze Welt könnte Berlin werden. Niemand würde im Nachhinein noch etwas anderes vermissen :)

    • Hallo Alexander,

      Zuvörderst:Danke für deinen Kommentar. Im Prinzip versuchst du ja genau das, was ich beschreibe - eine offene Identität zu entwerfen. Eben genau das geschieht bei Linken und Liberalen derzeit kaum - dort führt man nur Umverteilung- und Rechtsdiskurse.

      Weiterhin: Bei aller Liebe zu Berlin, hat diese Stadt nicht die NoGo-Areas und Problemviertel erfunden? Die Idealisierung sollte man nicht zu weit treiben. Ich glaube auch nicht, dass man - hat man sich einmal zu dem modus vivendi der offenen Berliner Art, die du hier skizziert hast, benannt - so ohne Weiteres über das hinweg gehen kann was du „Blut und Boden" nennst. Peter Sloterdijk nannte das mal die Kränkungs-Kette der Moderne: Der Erste, der an der Spitze des Menschheitskeils marschiert, verkündet er habe endlich das Neue enteckt, während es hinten schon rumort, dass das Alte doch von Wert sei. Der Aufklärer kann seine Weltbild-Kränkung mit der neuen Erkenntnis kompensieren, die Hintermänner bekommen nur noch die Kränkung verabreicht. Soll heißen: Wenn die Moderne also nun an einem Punkt ist, dass sie selbst Konstrukte wie Nationen als inexistent und unbrauchbar verwirft, sollte sie verstehen, dass nicht jeder in den hinteren Reihen diese Wende problemlos in sein Selbst- und Gesellschaftsbild aufnehmen will und kann. „Jede neue kopernikanische Wende erzeugt Verlierer, mit denen man reden muss", heißt es so schön bei Sloterdijk. Deswegen sehe ich deinen offenen Aufklärungshochmut kritisch. Die Welt kann nicht mal eben „Berlin werden", denn sie ist anders.

      Liebe Grüße Olli

      • Eben genau das geschieht bei Linken und Liberalen derzeit kaum - dort führt man nur Umverteilung- und Rechtsdiskurse.

        Sehe ich so nicht. "Leitkultur"; "Deutschpflicht für Ausländer"; "Der Islam gehört zu Deutschland"; "Wir sind ein Einwanderungsland"...

        Das Thema "Identität" ist doch nahezu omnipräsent. Und die ständigen Diskussionen um die doppelte Staatsbürgerschaft sind doch auch sowohl in die eine wie in die andere Richtung von der Frage geprägt - wer gehört dazu und wer nicht.

      • Natürlich gibt es auch Probleme. Aber es ist doch gerade das Lösen dieser Probleme im Miteinander, das zu jenem gegenseitigen Verständnis führt, das offene Gesellschaften prägt.

        Meine Wunschgesellschaft ist Europia. Vielleicht könnte eine solche Gesellschaft auch die Identitätskrise lösen. Früher lief das unter dem Schlagwort „Die freie Welt“.

      • Lieber Oliver! Danke für die Antwort ich hatte es oben absichtlich mal mit provozierender Arroganz probiert. Ein ernsthafterer Gedanke kam mir jetzt doch.

        Es ist wie Du schreibst: es gibt Verlierer. Männer verlieren, wenn das Patriachat fällt. Großbritannien verliert, wenn der Kolonialismus aus und vorbei ist. Rassisch Stolze verlieren in einer Republik, die sich nicht mehr ums Blut schert, sondern nur noch um BürgerInnen und ihre Gleichheit vor dem Gesetz. Und ehrlich gesagt, mein Mitleid mit diesen Gekränkten hält sich arg in Grenzen. Denn die Jahrhunderte zuvor hatten eben all die anderen guten Grund gekränkt zu sein, die von der alten Gesellschaft ausgeschlossen, bevormundet, gegängelt, unterdrückt und klein gehalten wurden.

        Und zu Berlin. Es ist komisch. Neukölln wirkt auf den Rest der Republik wohl wie der Hort der Kriminellen, ein großes Problemviertel und Sinnbild gescheiterter Integration. Ich will gar nicht abstreiten, dass es in Neukölln Kriminalität gibt. Ich würde es trotzdem unter die 5 schönsten Orte dieses Landes wählen, weil hier Menschen aus 163 verschiedenen Staaten weitgehend friedlich miteinander leben und enorm viel daraus machen, Kunst, Kultur & Anarchie zum Beispiel (zum Durchklicken das [lokale Online-Portal). Aber das wäre wohl noch mal eine eigene Diskussion. Am besten Du kommst mal her!

        • Ein ernsthafterer Gedanke kam mir jetzt doch.

          Das mir der Ernsthaftigkeit scheint mir ein wenig das Problem zu sein.

          Und zu Berlin

          Gut, dann diskutiert darüber, ob Berlin die schönste Stadt ist. Auf frohen Erkenntnisgewinn.

    • Ihre Wahrnehmung stimmt schon. Nur ist München seit Jahrzehnten SPD-regiert und auch Linke oder auch Grüne schneiden in großen Städten im Schnitt erheblich besser ab.

      Es ist jetzt also nicht so die bahnbrechende Erkenntnis, dass dort wo Menschen sich begegnen, Offenheit entsteht. Hat man ja auch bei der Ausländerfeindlichkeit, die dort am größten ist, wo es keine Ausländer gibt.

      P.S. In Deutschland leben gerade mal 25 - 35 Millionen Menschen in größeren Städten.

  • Ich unterteile üblicherweise in ökonomische, politische und emotionale Ebene. Ich denke allerdings auch, dass wirtschaftliche Fragen zu oft im Vordergrund stehen und die politischen Strukturprobleme der EU (u.a. zu viel Macht bei den Regierungen, zu wenig bei den Parlamenten) und die emotionale Ebene (Europäische Identität, „not only a space but also a place“, Heimat in der globalisierten Welt, Gesamteuropäische und grenzüberschreitende Öffentlichkeit) vernachlässigt werden.

    Auch deswegen ist es beinahe hilflos, wenn die etablierte Linke sowie die Liberalen und Konservativen darauf nur mit Steuergeschenken oder Umverteilungsdiskursen antworten können.

    Das finde ich insofern interessant, als ich in den letzten Wochen immer mal wieder an einem Artikel „Die Herkunft der Deutschen und die Verwandtschaft zu anderen Völkern“ arbeite.