Gewalt im Internet - Helfen mehr Gesetze?
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Ein Beitrag von Jana
Dass das Internet nicht nur ein gemütliches Wohnzimmer zum Quatschen und Austauschen ist, ist den meisten Nutzer_innen irgendwie klar. Aber gerade Menschen, die sich zu Feminismus, Sexismus, Rassismus u.s.w. in emanzipativem Sinne äußern, kennen die Schattenseiten - oder auch Personen, die von Sexismus, Rassismus etc. betroffen sind, selbst wenn sie sich zu irgendetwas Beliebigem äußern. (Wie oft passiert es zum Beispiel, dass eine Frau sich in eine Diskussion einbringt - egal welchen Themas - und beschimpft wird?) Das Ausmaß ist schwer zu überblicken: Es geht von Beleidigungen innerhalb von Diskussionen, über das Schreiben von Hassnachrichten, dem Erstellen von verhöhnenden Videos gegen diese Personen zu anderen Formen von Stalking...
Versuche, Anzeige zu erstatten, scheitern meistens. Da werden auf der Polizeistation schon einmal Morddrohungen, die per Email oder in Blogs eingehen, als "Beleidigung" verharmlost , oder den Attackierten wird das Gefühl vermittelt, sie reagierten überspannt. Die Dringlichkeit, tätig zu werden und zu ermitteln, wird nicht gesehen. Gewaltandrohungen (die ja schon eine Form der Gewalt sind) werden von Ermittlungsbehörden meist erst ernst genommen (wenn überhaupt), wenn sie in der persönlichen face-to-face-Kommunikation ausgesprochen werden, oder auf Papier geschrieben sind - im Internet ist doch alles nicht ganz "echt".
Wie können wir uns dagegen wehren, dagegen vorgehen?
Wie sind eure Erfahrungen mit Anzeigen? Brauchen wir neue, bessere Gesetze, die konkret auf diese Taten und die Internet-Übergriffe eingehen? Wie könnten diese aussehen? Oder haltet ihr Gesetze für den falschen Ansatz? Welche Lösungsideen oder Verhaltensweisen habt Ihr in solchen Fällen sonst? Und welchen Stellenwert hat in der Diskussion für euch die Rolle von Anonymität (der Attackierten und der Angreifer_innen)?
Seelenoede
Ich sehe Gesetze für das Internet immer etwas differenziert. Auf der einen Seite braucht man Regeln, aber auf der anderen Seite schränken sie uns ein. Gleichzeitig sprechen wir auch von einem globalem Problem. In erster Linie würde ich eher die einzelnen Communitys, Blogs, Netzwerke, etc. dazu auffordern eine Nettiquette einzuführen und diese auch umzusetzen. Klar hat diese Strategien viele Schwächen, aber ich denke, dass es auch die Einfachheit ist jemanden zu beleidigen und auch positives Feedback von anderen (Trollen) weiter aufstacheln (s. Beitrag von GeertV). Wenn man dem pöbelden Mob diese Einfachheit nimmt, wird dies zwar den harten Kern dieser Menschen nicht abhalten weiter ihr Unwesen zu treiben, aber eher die anderen davon abhalten. Dementsprechend finde ich die Social Media-Strategie von einigen Nachrichtenmedien ganz interessant. Da wird gegen Trolle zurückgepöbelt und aktiviert sogar die eigene Community sich dem Troll entgegenzustellen, wodurch dieser dann signalisiert bekommt, dass er nicht erwünscht ist.
Das wird zwar die Gewalt im Netz nicht verhindern, aber ich denke doch, dass sie damit einigermaßen begrenzt wird.
Ansonsten bin ich gegen den Klarnamenzwang, weil nicht jeder Mensch, der mich googelt gleich herausfinden muss, was ich mag, bin und denke.