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Welche Rolle soll Deutschland spielen?


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Deutschlands aktuelle Rolle in Europa polarisiert. Manchen bereitet eine "deutsche Dominanz" Unbehagen. Andere raten zur Gelassenheit. Was denkt ihr?


Ein Beitrag von Redaktion

Wie die Eurofinanzminister in ihren Krisensitzungen miteinander umgehen, bleibt in der Regel geheim. Griechenlands Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis allerdings redet darüber – und liefert teils überraschende Einblicke. Varoufakis schildert ein Gremium, das von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) dominiert werde. Die Eurogruppe sei wie ein „äußerst gut gestimmtes Orchester" mit Schäuble als „Dirigent“, so Varoufakis. Vertreter der kleinen Länder hätten „ohnehin immer nur auf Schäuble geschaut, um herauszufinden, wie sie reagieren, ob sie reden oder besser schweigen sollen“. Der finnische Finanzminister Alexander Stubb scheint diesen Eindruck nicht unbedingt zu widerlegen, wenn er zu den jüngsten Griechenland-Verhandlungen sagt: „Ja, natürlich saß Deutschland bei diesem Prozess am Steuer, das ist nicht zu leugnen“.

Also Schäuble als Dirigent?

Der EU-Journalist Eric Bonse geht noch weiter, wenn er unabhängig vom speziellen Format der Eurogruppe die These aufstellt: „Europa tickt deutsch“. Im Kreise der europäischen Regierungschefs und Minister gebe Berlin in einem Maße den Takt vor, „dass es selbst deutschen Diplomaten manchmal unangenehm wird“, so Bonse. Auch die EU-Kommission sei so „deutschlastig“ wie nie zuvor. Der New-York-Times-Kolumnist Roger Cohen formuliert schließlich: „Deutschland dominiert Europa in einem Ausmaß, das noch vor 15 Jahren unvorstellbar war.“

„Eine ganz abwegige Vorstellung“

Diese Beobachtungen klingen so gar nicht nach dem bisherigen Selbstbild deutscher Bundesregierungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht bislang lediglich von der „gestiegenen Verantwortung Deutschlands für unseren ganzen Kontinent“ (Regierungserklärung 2013).

Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) erklärte noch 2013, es sei eine „ganz abwegige Vorstellung“, die Deutschen wollten eine Sonderrolle in Europa spielen. „Ein ,deutsches Europa' – das könnten am wenigsten die Deutschen selbst ertragen“, so Schäuble in einem Essay. Europa bedeute das gleichberechtigte Miteinander seiner Staaten. Den bisherigen Kurs in der Eurokrise will Schäuble auch nicht als „deutsche Idee“ verstanden wissen. „Reformpolitik und Konsolidierung für mehr Wachstum sind europäischer Konsens. Sie beruhen auf einstimmigen Beschlüssen der Mitgliedsstaaten.“

Mahnungen und Warnungen

Ob nur unterstellt oder tatsächlich gegeben – die „deutsche Dominanz“ macht aktuell zahlreichen Kommentatoren Sorgen.

New-York-Times-Kolumnist Roger Cohen fragt: „Ist die deutsche Dominanz mit der weiteren europäischen Integration kompatibel oder wird sie sich als Spaltkraft erweisen?“ In Cohens Argumentation zwingt die Währungsgemeinschaft schwächere europäische Länder mit einer „laxeren und flexibleren, mediterranen Kultur“ dazu, deutschen Vorstellungen von „Disziplin, Berechenbarkeit und Austerität“ zu folgen. Ob Berlin es nur gut meine oder nicht: Deutschlands Dominanz schüre bei den Nachbarn Feindseligkeit. Cohen zieht den Schluss: „Deutsche Methoden sind gut für Deutsche. Aber wenn Berlin möchte, dass alle Europäer diesen Methoden folgen, wird jenes Europa auseinanderbrechen, welches dem Nachkriegsdeutschland einen Weg zur Rehabilitierung (im Original: „salvation“, Anm. der Red.) angeboten hat.“

Ähnlich klingt es beim EU-Experten Hans Kundnani (European Council on Foreign Relations). Kundnani bescheinigt Deutschland einen „neuen Wirtschaftsnationalismus“. Dieser mache es Deutschland schwieriger, die Eurokrise zu lösen.

"Auch unter Merkel kein Hegemon"

Die Liste der Mahnungen und Warnungen lässt sich leicht fortführen. Ex-Außenminister Joschka Fischer meint, bereits bei den jüngsten Griechenland-Verhandlungen sei „etwas im Innersten der Europäischen Union“ zerbrochen. „Zum ersten Mal wollte Deutschland nicht mehr Europa, sondern weniger, und das hieß im Klartext: die Verwandlung der Euro-Zone von einem europäischen Projekt quasi in eine deutsche Einflusszone.“ Es droht laut Fischer die Rückkehr des „Häßlichen Deutschen“.

Der Historiker Brendan Simms sieht nicht nur das „deutsche Problem“ zurückgekehrt. Simms macht auch einen Lösungsvorschlag: „Deutschland und die Eurozone müssen mit ihrer Vergangenheit brechen und den Schritt hin zu einer vollständigen politischen Union wagen.“

Andere raten derweil zu mehr Gelassenheit. Der Zeit-Journalist Matthias Naß meint, auch unter Angela Merkel wolle sich Deutschland nicht zum Hegemon aufschwingen. Naß zufolge gibt das Führungsduo Berlin und Paris der EU weiterhin Halt. Auch gelte immer noch: „In der Europäischen Union sind alle gleich, wie groß oder klein sie auch sein mögen. Alle haben die gleichen Rechte, jeder muss jeden respektieren.“

Diskussion

Wir möchten gerne von euch wissen:

  • Teilt ihr die Beobachtung, es gebe eine deutsche Dominanz in Europa und speziell in der Eurozone?
  • Sind die Ängste vor einem „deutschen Europa“ berechtigt?
  • Welches Selbstverständnis und welche Rolle wünscht ihr euch von Deutschland in Europa?

Links zur Debatte:


Kommentare

  • Für mich sollte Deutschland zurück zu der verbindenden Rolle kehren, die sie vor der Griechenland-Krise hatte.

    Mich nervt der Teil der Diskussion über wie in den unterschiedlichen Ländern verhandelt wird. Es ist ein falsches Argument. Es geht nicht um eine angebliche laxere und flexiblere mediterrane Kultur, sondern um die Absichte der politischen Akteure.

    Wer dieses Kultur-Argument nutzt, legt einen großen Wert auf deren nationalen Identität. Was Hollande, Merkel, oder auch Varoufakis aber tun, ist ihre politische Programme durchsetzen – oder zumindest es versuchen. Sie gehören politischen Parteien, religiösen Gemeinden, sozialen Schichten… Darauf sollte die Debatte ruhen.

    Für mich sollte Deutschland zurück zu der verbindenden Rolle kehren, die sie vor der Griechenland-Krise hatte. Mir ist auch bewusst, dass dies nie passieren wird. Mit dem abgeschlossenen Deal mit Griechenland hat Schäuble gezeigt, dass sobald ihre wirtschaftlichen Interessen an der EU bedroht werden, Deutschland keine verbindende Rolle spielen würde. Ich denke, dass dieser Fakt die Einstellung Angela Merkels und der CDU wiederspiegelt.

    Also : die CDU sollte weg von der Macht, und dann könnte Deutschland ihre (wichtige) Rolle im europäischen Projekt spielen. In den heutigen Bedingungen geht es für mich geschwind Richtung Grexit und Bredouille für die EU.

    • Hallo FelixP!

      Danke für deine Anmerkung, dass das Interesse der politischen Akteure im Vordergrund stehen sollte. Ich stimme dir zu, dass dies im munteren “Deutschland vs Griechenland vs Finland vs Italien etc” häufig untergeht. Gerade deswegen meine ich jedoch, dass du die Rolle der CDU überbewertest. So viel ich ideologisch gegen die CDU habe, ich vermute die deutsche Europolitik würde nur marginal anders aussehen, würde eine SPD-geführte Regierung am Ruder sitzen. Der Grund dafür ist gar nicht die ähnliche Ideologie der führenden Politiker, sondern vielmehr die Einstellung einer breiten Masse der Wähler, und der daraus resultierenden Anreize der SPD/Grünen-Politiker mit Blick auf die nächsten Wahlen. Merkel und Schäuble haben hohe persönliche Zustimmungswerte. Große Mehrheiten der Anhänger der SPD und Grünen sind mit der jüngsten Einigung mit Griechenland zufrieden (http://www.stern.de/politik/deutschland/angela-merkel-managt-die-griechenlandkrise-gut-laut-stern-umfrage-6345314.html).

      Die Rhetorik führender Regierungspolitiker würde vielleicht mehr die von dir geforderte “verbindende Rolle” Deutschlands betonen, aber ich bezweifle, dass sich dies substantiell in den Verhandlung niedergeschlagen hätte. Ähnlich meine Prognose für den (unwahrscheinlichen) Fall, dass die CDU nach der nächsten Bundestagswahl in die Opposition geht: Inhaltlich wird sich an der Griechenland-Politik der deutschen Regierung wenig ändern.

    • Warum sollte das nie passieren? Warum so pessimistisch?

  • Analyse zu Deutschlands Führungsrolle

    Liebes Forum, Manuel Müller Der (europäische) Föderalist macht auf seine Analyse zum Thema aufmerksam:

    Deutsche Führung und europäische Demokratie

    Darin die Thesen:

    • Deutschland fiel seine Führungsrolle durch die Eurokrise "nolens volens in den Schoß"...
    • "Ganz unwillkommen scheint diese Führungsrolle der deutschen Politik allerdings nicht zu sein"
    • Es braucht europäische Reformen, um die Europolitik demokratisch zu legitimieren

    Deutscher Euroaustritt?

    Und noch ein Lektürehinweis.

    Shahin Vallée, früherer Berater des französischen Wirtschaftsministers schreibt in der New-York-Times zur Eurozkunft:

    Regardless of what happens in Greece now, the July 13 agreement has made the prospect of a future euro breakup far more likely. The question is whether it will take the form of an orderly departure by Germany or a prolonged and economically more destructive exit by France and the south of Europe.

    • Die Bundesregierung hätte aktiv darauf hinwirken müssen, nicht in diese Rolle zu rutschen, indem sie bei Entscheidungen vor allem das gesamteuropäische Interesse berücksichtigt.

      Die Austeritätspolitik ist nicht „zumindest umstritten“, sondern war erwiesenermaßen nicht erfolgreich.

      Die ökonomische Irrfahrt der Wirtschaftsliberalen und Nationalkonservativen lässt sich nicht wegdemokratisieren. Wen hat uns das immer wieder gelobte Spitzenkandidatenverfahren denn gebracht? Einen Luxleaks-Juncker!

      Was wir brauchen, ist eine linksliberale Mehrheit und mit liberal ist so etwas wie Menschenrechte, Datenschutz oder Transparenz der politischen Entscheidungen gemeint und nicht niedrige Steuern auf Kapitaleinkünfte. Dann hat die EU auch eine Chance.

      Vamos António Costa!

      • Die Bundesregierung hätte aktiv darauf hinwirken müssen, nicht in diese Rolle zu rutschen, indem sie bei Entscheidungen vor allem das gesamteuropäische Interesse berücksichtigt.

        Die Bundesregierung hätte aktiv darauf hinwirken müssen, nicht in diese Rolle zu rutschen, in dem sie Griechenland 2010 in den Staatsbankrott hätte gehen lassen sollen. Die privaten Gläubiger (hauptsächlich französische, deutsche, britische und US-amerikanische Banken) hätten massive Verluste gemacht. Jedes Land hätte seine eigenen Banken retten können wenn es gewollt hätte. Gemeinsam mit den anderen Euroländern hätte Deutschland ein Solidaritäts-Programm (Direkt-Hilfen) auflegen sollen, um die härtesten Folgen des Staatsbankrotts und Euro-Austritts für die Menschen in Griechenland abzumildern.

        Fixed ;)

        Wahrscheinlich hätte es zwar dennoch kurz- bis mittelfristig negative öffentliche Reaktionen gegen eine solche Haltung Deutschlands gegeben. Aber verglichen mit dem seit 5 Jahren stetigen Ansehensverlust mache ich mir da wenig sorgen um Deutschland's Image.

        • Die Bundesregierung hätte aktiv darauf hinwirken müssen, nicht in diese Rolle zu rutschen, in dem sie Griechenland 2010 in den Staatsbankrott hätte gehen lassen sollen.

          Drei kurze Fragen hierzu:

          1.) Was hätte das an dem Haushaltsdefizit von 15% in Griechenland geändert?

          2.) Was hätte das an der Auseinandergelaufenen Wettbewerbsfähigkeit geändert?

          3.) Glauben Sie, dann hätte 2010 noch irgendjemand Kredite an Irland bzw. Portugal oder Spanien gegeben? Wären die dann nicht auch Bankrott gewesen?

          • 1.) Was hätte das an dem Haushaltsdefizit von 15% in Griechenland geändert? 2.) Was hätte das an der Auseinandergelaufenen Wettbewerbsfähigkeit geändert?

            Staatsbankrott und Euroaustritt hätte bedeutet (und würde heute immernoch bedeuten), dass Griechenland seine neue eigene Währung (lass sie uns Drachme nennen) abwerten kann. Das ist das Instrument mit dem Länder auf der ganzen Welt Wettbewerbsnachteile ausgleichen. Sämtliche Zahlungen/Verträge würden von Euro auf Drachme umgestellt werden. Die Abwertung würde Importe nach Griechenland verteuern, was zu steigender Binnennachfrage in Griechenland führen würde. Gleichzeitig würden Exportpreise relativ sinken. Die Tourismusbranche würde boomen, da Preise relativ zum Euro sinken würden. Das heißt nicht, dass alles rosig wäre: Staatsschulden würden ebenfalls auf Drachme umgestellt werden, was einen massiven Verlust für Gläubiger (proportional zum Wertverlust der Drachme gegenüber dem Euro) bedeuten würde. Aber das ist nunmal Marktwirtschaft. Ob in 2010 die privaten Banken, oder heute die Eurostaaten: Wer Kredite vergibt, riskiert die Gefahrt eines (teilweisen) Zahlungsausfalls. Privatbanken in Griechenland wären kollabiert. Der Private Geldmarkt in Griechenland ebenso. Versteh mich nicht falsch: Ein Austritt hätte kurzfristig massiven Schaden für die griechische Wirtschaft und die Lebensbedingungen der griechischen Bevölkerung. Deshalb die Forderung nach direkter Solidaritätszahlungen der Eurozone. Der Punkt ist: Mit einer eigene Währung hätte Griechenland mittel- langfristig eine Perspektive aus eigener Kraft die Misere zu überwinden. Im Euroraum wird Griechenland dauerhaft auf andere Euroländer angewiesen sein.

            3.) Glauben Sie, dann hätte 2010 noch irgendjemand Kredite an Irland bzw. Portugal oder Spanien gegeben? Wären die dann nicht auch Bankrott gewesen?

            Mit “Irgendjemand” meinst du die Eurozone? Das wäre politisch sicherlich schwierig zu vermitteln gewesen: Griechenland bankrott gehen zu lassen, aber Portugal und Spanien Sicherheiten zu geben.. Hier muss man von Fall zu Fall gucken. Es hätte aber vermutlich ein Signal an Märkte und Regierungen gesendet: Ihr werdet nicht in jedem Fall von der Eurozone geretten.

            • Das Beste wäre wohl, die reichsten 10% würden mit einer Vermögensabgabe belegt. Davon hätte das alles gezahlt werden können. Außerdem kosten uns die luxleaks-Steuergestaltungen dieses 500.000-Einwohner-Landes mehr als die Rettung von drei oder vier Griechenlands.

              Grexit: 2010 bekam Portugal und Irland kein Geld mehr vom Finanzmarkt und Spanien und Italien nur sehr schwer. In der Situation Griechenland auf Kosten seiner Gläubiger zu sanieren, wäre das Sägen am Ast auf dem die Eurozone sitzt.

    • Manuel Müller schreibt:

      Wenn sie die Legitimität der EU insgesamt nicht gefährden will, so müsste [die Bundesregierung] nun ebenso aktiv daran arbeiten, die Verantwortung für die großen europäischen Fragen wieder aus den eigenen Händen in jene der Kommission und des Europäischen Parlaments zu übertragen.

      Das stimme ich völlig zu!

  • Euroregierung

    Ich habe das Gefühl, dass Cohen, Bonse und Fischer selbst noch sehr nationale Maßstäbe anlegen. Aber die Eurozone ist eben schon etwas anderes. Die Eurogruppe ist schon so eine Art Regierung, ein Schattenkabinett, aus der Not geboren. Im ganzen Schlamassel der Währungsunion haben sich die Eurofinanzminister immerhin zusammengerauft, in diesem informellen Gremium politikfähig zu sein. Natürlich kann es nicht so weitergehen, hinter verschlossenen Türen, wenn die letztgültige Europolitik nur hochgradig indirekt und unscharf demokratisch legitimiert ist. Die Streuung der Verantwortung ist viel zu komplex. Die Zurechenbarkeit politischer Fehler und Erfolge so gut wie nicht mehr gegeben. Die Politik im Grunde nicht mehr direkt abwählbar.

  • Hallo Redaktion, die Stimmen zeigen, wie fragil und verletzlich die europaeische Politikfindung doch wieder ist. Ein Freund aus dem Ausland fragte mich neulich: "Krass, was ist denn mit Deutschland los?" Ich musste ihm dann die deutschen Grexit-Gedanken erklaeren, also ich habs probiert.

    Ob jetzt die (amerikanische) Presse alles uebertreibt oder nicht, die deutsche Oeffentlichkeit und die Politik sollte sich bewusst sein, dass Deutschland jetzt immer oefter als Hegemon und Riese und dergleichen wahrgenommen wird, von Menschen, die verstaendlicher Weise vielleicht gar nicht wissen, wie europaeische Politikfindung funktioniert - nebenbei: wie kommt die Eurogruppe zum Beispiel auf genau 50 Milliarden Euro Privatisierungs-Erloes-Zwang fuer Griechenland? Ich habe auch keine Ahnung.

    Also gegen diese Skepsis gegenueber dem neuen Kraftprotz Deutschland hilft keine fahrige Besserwisserei nach dem Motto "Ist doch alles demokratisch europaeisch, ihr Idioten!". Da braucht es Empathie, Transparenz und viel Erklaeren. Bisher keine deutsche Staerke so mein Eindruck.

    • Hallo GeertV, kurz Tipp in Punkto Privatisierungen. Zumindest die Liste der zwischen Gläubigern und Griechenland vereinbarten Privatisierungen ist jetzt geleakt

      Liebe Grüße, Alex

  • Dominanz? In der EU sehe ich keine deutsche Dominanz, allerdings in der Euro-Gruppe. Das hängt zum einen mit der Größe der Volkswirtschaft und der wirtschaftlichen Lage zusammen, zumal eine Währung eben eine ökonomische Angelegenheit ist. Es hängt zum anderen aber damit zusammen, dass in der Eurozone mehrheitlich konservativ regierte Menschen leben und Deutschland eben das größte konservativ regierte Land ist. Möglich ist also, dass sich die deutsche Dominanz in 4 Monaten erledigt hat, wenn in Portugal und Spanien die konservativen Regierungen abgewählt sind.

    Deutsches Europa? Die Ängste vor einer Neoliberalisierung im Sinne marktkonformer Demokratien und Nationalstaaten sind berechtigt. In welche Nationalität sich die neoliberale Ideologie dabei hüllt, ist unerheblich.

    Rolle Deutschlands? Ich wünsche mir ein Deutschland / eine Bundesregierung, die aktiv darauf hin arbeitet die europäische Integration zu ermöglichen.

    • Ja es kommt zu einer unglückseligen Verquickung zwischen dem Streit um ökonomisch-politische Wege (zum Beispiel Austerität vs. Konjuktur-Spritzen) und dem Streit um nationale Interessen (Deutschland vs. "die" Südländer). Das ist nicht gut.

      Die falsche Etikettierung "Berlin regiert die Eurozone" anstelle von "Konservative regieren die Eurozone" (auch über linke 'Minderheiten' wie in Griechenland) ist jedoch alles andere als unerheblich. Sie hetzt die Menschen wieder gegeneinander auf.

      Ich wünsche mir von Deutschland wie von den anderen Euroländern die ganze Debatte zu "entnationalisieren". Austerität ist nicht typisch deutsch. Schuldenfinanzierung ist auch nicht typisch italienisch.

      • Volle Zustimmung, weshalb mir auch der Ansatz von Guérot so gut gefällt. Ich würde zwar nicht so auf den großen Wurf, sondern eine kontinuierliche Entwicklung setzen, aber das Ziel, also das Denken entlang nationaler Grenzen zu überwinden, ist dasselbe.