Druck von unten - Lehren aus dem Ukraine-Debakel von ARD und ZDF
Das Forum Ständige Publikumskonferenz sammelte zahlreiche Beschwerden gegen die Ukraine-Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Medien. Beispielsweise erregte die Darstellung eines russischen Hilfskonvois Empörung. Im Rahmen des #pxp_themas Medienkritik stellt die Publikumskonferenz ihre Beobachtungen und Forderungen zur Diskussion. ARD und ZDF wehrten sich auf Publixphere bereits Mitte September 2014 gegen den Vorwurf einer einseitigen Berichtserattung. Foto: dpa / picture alliance
Ein Beitrag von Publikumskonferenz
Momentan sind eine ganze Reihe von Programmbeschwerden im Verfahren, die überdeutlich die teils tendenziöse Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im Ukraine-Konflikt dokumentieren. Diese Vorgänge werden innerhalb unseres Internetportals Programmbeschwerden transparent gemacht.
So berichtete zum Beispiel Moskau-Korrespondent Udo Lielischkies im Mai dieses Jahres von der Ermordung zweier Zivilisten durch Vertreter der Separatisten in Krasnoarmeysk am Tag des Referendums (Siehe: Falsche Mörder). Originalaufnahmen des Zwischenfalls zeigen allerdings deutlich, dass die ukrainische Nationalgarde für den Tod der Zivilisten verantwortlich ist. Inzwischen hat die ARD sich für diese Falschmeldung (angeblich nach Hinweis eines (!) Zuschauers) öffentlich entschuldigt (Siehe: Nur eine halbe Entschuldigung). Das ZDF verbreitet diese Falschmeldung noch immer ungeniert im Mittagsmagazin, obwohl es seit dem Tag des Geschehens tausende von Hinweisen aufmerksamer Zuschauer, (auch) angesichts der Absurdität dieser Meldung, gegeben hat.
Wir haben unzählige Hinweise, Presseartikel, Einträge in Blogs und Kommentarspalten, Bilder, Videos und schriftliche Eingaben an die entsprechenden Rundfunkanstalten gesammelt, und werden diese Geschichte einer gezielten Desinformation als Dokumentation „Falsche Mörder in Krasnoarmeysk“ aufarbeiten.
Trotz Kenntnis von OSZE-Berichten (Siehe hier), anders lautender Medienberichte (Siehe: Dementi aus Kiew) und zahlreicher Kontrollen durch Militärs und NGOs wurden in zahlreichen Sendungen von ARD und ZDF gebetsmühlenartig die Behauptungen verbreitet, der erste russische Hilfskonvoi hätte auf der Hinfahrt Waffen in die Ukraine geschafft und auf der Rückfahrt nach Russland ukrainische Rüstungsgüter (Radaranlagen) außer Landes gebracht (Siehe: ARD - Verbreitung von Falschmeldungen).
Sowohl ARD als auch ZDF bieten in ihren Nachrichtenformaten zum Ukrainekonflikt vollkommen wertneutrale Podien für rechtsradikale und kriminelle Banden, ohne sich auch nur ansatzweise zu distanzieren. Verbotene Nazisymbole werden kommentarlos groß eingeblendet, als würde man über Traditionsvereine berichten (Siehe: ARD - Podien für Rechtsradikale). Faschisten werden zu Freiheitskämpfern stilisiert, man verschweigt Gräueltaten diverser Volksvertreter, man begleitet sie bei fragwürdigen Einsätzen im finstersten Hollywood-Stil und interpretiert die Geschehnisse in kreativer Weise (Siehe: ARD - Ungereimtheiten - Weltspiegel extra)
Falsche Übersetzungen, fehlende Quellen
Kriegerische Bildmotive älteren Datums aus anderen Zusammenhängen werden zur Untermauerung aktueller Falschbehauptungen genutzt (Siehe: Falsches Bildmaterial), man verfälscht Interviews (Siehe: ARD Tagesschau - Manipuliertes Interview) und macht selbst vor Reden des deutschen und des russischen Außenministers vor der UN-Vollversammlung nicht halt (Siehe: ARD - Verfälschen der Redebeiträge des deutschen und des russischen Außenministers vor der UN-Vollversammlung).
Behauptungen ohne jegliche Quellenangaben finden Verbreitung in den Nachrichtenformaten von ARD und ZDF, es werden Augenzeugen und Beweisfotos bemüht, die keine sind (Siehe: Russisches Militär an ukrainischer Grenze), längst dementierte Berichte werden gesendet und notorische Putin-Kritiker und Mitglieder transatlantischer Think-Tanks werden ernsthaft als neutrale Experten zur Lage interviewt (Siehe: ARD - Mehr Informationen über Experten).
Nicht nur Falschbehauptungen zu Ungunsten der Russischen Föderation und der russischsprachigen Bevölkerung in der Ostukraine erregen die Gemüter des Publikums, auch das Weglassen brisanter Informationen lässt an der Redlichkeit der Sendeanstalten zweifeln: Man verschweigt Vorstrafen und kriminelle Geschäfte ukrainischer Machthaber und Oligarchen, man berichtet nur unzureichend über unvorstellbare Massaker an der russischen Bevölkerung, wie z.B. in Odessa geschehen. Falsche Tote und falsche Täter führen dazu, dass Massaker, die politisch nicht in den Kram passen, gezielt totgeschwiegen, bagatellisiert und in den Hintergrund gespielt werden. Auch das Auffinden von Massengräbern, welches im Übrigen die OSZE ebenfalls bestätigt hat, wird zur Randnotiz degradiert.
Glaubwürdigkeit sieht anders aus
Für Kai Gniffke, dem ersten Chefredakteur der Tagesthemen gibt es jedoch keinen Grund, sich für Fehler zu entschuldigen oder in der Berichterstattung nun gar “gegenzusteuern" (Siehe: Zwischenbilanz Ukrainekonflikt in der Tagesschau).
Auch ZDF-Chefredakteur Peter Frey postuliert in einem Interview, dass es keinen Glaubwürdigkeitsverlust gäbe, und dass das ZDF gerade in den Krisensituationen der letzten Monate bewiesen habe, dass es "eine erstklassige Adresse für unabhängigen Journalismus in Deutschland ist".
Im „energischen Zurückweisen“ von Beschwerden (Siehe: Programmbeirat rechnet ab) sind die Verantwortlichen beider öffentlich-rechtlicher Medienanstalten einsame Spitze (*Siehe auch: ZDF weist Zuschauerproteste zurück). Man gewinnt den Eindruck, die Sender sind Horte der absoluten Unfehlbarkeit, Unabhängigkeit, Recherche und Redlichkeit. Offensichtliches lässt sich allerdings weder wegleugnen noch vertuschen, auch wenn aus unerfindlichen Gründen plötzlich reklamierte Beiträge ohne Erklärung oder Richtigstellung aus den Mediatheken verschwinden. Glaubwürdigkeit sieht anders aus.
Man möchte den Verantwortlichen mitunter zurufen: "Hallo! Es gibt das Internet! Ihr könnt Storys nicht einfach so erfinden, weglassen oder manipulieren! Das merken doch die Leute da draußen!"
Die Öffentlich-Rechtlichen gehören uns allen
Bereits durch diverse Betrugsaffären innerhalb weniger relevanter Themenbereiche (Siehe: Deutschlands Beste) wurde das Vertrauen des Publikums in die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten nachhaltig beeinträchtigt. Momentan streiten sich Journalisten in Glaubwürdigkeits-Rankings mit Versicherungsvertretern, Werbern und Politikern um die letzten Plätze (Siehe: Berufe im Glaubwürdigkeits-Ranking). Worin mag das wohl seine Ursachen haben?
Die öffentlich-rechtlichen Medien gehören uns allen. Wir finanzieren die Programme, die Gehälter und Honorare, die Infrastruktur und produzieren mit unseren Beiträgen Einkommensmillionäre am laufenden Band. Parteien, Verbände und Kirchen kontrollieren die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten durch ihre Beteiligung in den jeweiligen Gremien. Die Fehlentwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu Ungunsten einer neutralen und fairen Berichterstattung hat unter anderem seine Ursachen in diesem undurchdringlichen Filz von Freundeskreisen, Interessenlagen und Verflechtungen. Wir wollen, dass die Gremien künftig frei von politischen (und) Partikularinteressen ihren Aufgaben nachgehen können und somit der Einfluss aller gesellschaftlich relevanter Meinungen und Interessen sicher gestellt wird.
Ein „weiter wie bisher“ akzeptieren wir jedenfalls nicht.
Thorsten
Zur Erinnerung noch einmal der Klassiker. Manchmal sind die öffentlich rechtlichen, wie hier das ZDF, richtig gut! Hab leider nur diesen Link bei dem noch einiges andere von der Anstalt hinterherkommt!
https://www.youtube.com/watch?v=yTnc5oHcE7w