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Wir könnten uns unterwerfen...ChristInnen zur Blockupy-Berichterstattung


Montecruz Foto CC BY-SA 2.0Am 18. März demonstrierten rund 17.000 Blockupy-Anhänger in Frankfurt a.M. gegen die Politik der Europäischen Zentralbank und die Eröffnung des neuen EZB-Gebäudes. Foto: Montecruz Foto (CC BY-SA 2.0)

Die Gewalt bei den Blockupy-Protesten steht – auch hier auf Publixphere – heftig in der Kritik. In der folgenden Erklärung fordern Christinnen und Christen, die zur Teilnahme an den Protesten aufgerufen haben: "Wer jetzt die Ausschreitungen am Rande von Blockupy verurteilt, soll mit der gleichen Entschiedenheit gegen die Gewalt der Verhältnisse aufstehen."


Hinweis der Redaktion: Diese Erklärung ist zunächst auf der Seite des Instituts für Theologie und Politik (ITP) erschienen. Zur Gewalt bei den Protesten siehe auch den Beitrag von Johannes Steen.

Ein Beitrag von Institut für Theologie und Politik (ITP)

Wir dokumentieren hier eine Erklärung von Christinnen zu der Diskussion um die blockupy-Proteste am 18.03. in Frankfurt:

Es liegt in der Logik einer Mediengesellschaft, dass nur das zum Ereignis wird, was auch ereignisträchtige Bilder hervorbringt. Wir, Christinnen und Christen, die zur Teilnahme an den blockupy-Protesten aufgerufen haben, sehen uns einer Flut von Bildern konfrontiert, die die Proteste von blockupy zu „Gewaltexzessen“ und „bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen“ hochstilisieren. Kaum ein Bild von der bunten Demonstration mit fast zwanzigtausend Menschen, kaum ein Bild von der entschiedenen und gewaltfreien Blockade, an der einige von uns von Anfang bis Ende beteiligt waren. Kaum eine Meldung, dass blockupy wirklich europäischer Ausdruck eines Widerstands gegen die Verarmungspolitik war und dass blockupy sein Ziel, die geplante, schamlose Eröffnungsfeier des 1,3 Milliarden teuren EZB-Gebäudes zu verhindern, erreicht hat.

Aber akzeptieren wir einen Moment die Logik dieser „Gesellschaft des Spektakels“ und halten die Bilder für die ganze Wirklichkeit.

Was wäre dann zu diesen „Gewaltexzessen“ und „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“ zu sagen? Wir könnten uns unterwerfen und Abbitte leisten, auch wenn wir diese Taten gar nicht zu verantworten hätten. Wir könnten uns den Regeln dieser Demokratie, die an einem seidenen Faden hängt, unterwerfen und die Gewalt der Polizei von 2013 vergessen, als über 800 DemonstrantInnen einen halben Tag lang festgehalten wurden, faktisch eine erlaubte Demonstration von der Polizei verhindert wurde. Vergessen, dass Grüne in Frankfurt die Unterstützung der Proteste mit dem Argument verweigert haben, dann müsse man ja auch Pegida unterstützen, die uns also als Reaktionäre und Nazis diffamieren wollten.

Wir könnten uns also unterwerfen. Denn das wäre der einfache Weg: die „Gewalt“ zu verurteilen – so wie es an vielen Orten, zum Teil auch in unseren Kirchen passiert, und wo doch zum größten Teil die Proteste wenn überhaupt, nur halbherzig und aus der Ferne unterstützt wurden.

Aber das wäre auch von uns halbherzig.

Globalisierung der Gleichgültigkeit

Denn dann müssten wir vor allem jene Gewalt, jene wirkliche Gewalt vergessen, die den vielen Menschen dieser Welt aufgezwungen wird: Die physische Gewalt, die sich in Europa u.a. an den GriechInnen zeigt, an den toten Flüchtlingen, an der Bekämpfung des Kirchenasyls durch unseren Innenminister, an den Armen im eigenen Land. „Wer Augen hat zu sehen, der sehe“!

Papst Franziskus hat in Evangelii Gaudium dazu geschrieben: „Heute wird von vielen Seiten eine größere Sicherheit gefordert. Doch solange die Ausschließung und die soziale Ungleichheit in der Gesellschaft und unter den verschiedenen Völkern nicht beseitigt werden, wird es unmöglich sein, die Gewalt auszumerzen. … Wenn die lokale, nationale oder weltweite Gesellschaft einen Teil ihrer selbst in den Randgebieten seinem Schicksal überlässt, wird es keine politischen Programme, noch Ordnungskräfte oder Geheimdienste geben, die unbeschränkt die Ruhe gewährleisten können.“

Das ist die bedrückende und nüchterne Wahrheit.

Wer jetzt die Ausschreitungen am Rande von blockupy verurteilt, soll mit der gleichen Entschiedenheit gegen die Gewalt der Verhältnisse aufstehen. Dazu rufen wir insbesondere die Christen und Christinnen auf. Wir brauchen eine Militanz der Menschlichkeit, keine Militanz der Sicherheit und der sozialen Ausschließung. Mit all denen, die sich einer solchen Militanz der Menschlichkeit verpflichten, werden wir auch über diejenigen sprechen, die sich dem Aktionskonsens von blockupy nicht verpflichtet sahen. Wir werden aber vor allem darüber reden müssen, was man denn noch alles tun muss, damit dieses Sterben, Morden und Ausplündern unserer Welt aufhört, für das niemand verantwortlich sein will, und wie denn die Globalisierung der Gleichgültigkeit (Franziskus) zu überwinden ist.


Unterzeichner:

Dr. Michael Ramminger/ Dr. Kuno Füssel/ Prof. Dr. Dick Boer/ Dr. Andreas Hellgermann/ Dr. Katja Strobel/ Barbara Imholz/ Goran Subotic/ Johannes Krug/ Reimar Ramminger/ Prof. Franz Segbers/ Simon Schäfer/ Ricarda Koschick/ Reinhold Fertig – Christinnen für den Sozialismus/ Dr. Reinhard Gaede – Vorstand Bund der religiösen Sozialisten und Sozialistinnen Deutschland/ Martin Deistler/ Dr. Julia Lis/ Gregor Böckermann – Ordensleute für den Frieden/ Dr. Thomas Schroeter/ Benjamin Krauß/ Hartmut Futterlieb – Christinnen für den Sozialismus/ Pilar Puertas – Mexiko/ Philipp Geitzhaus – Madrid/ Cordula Ackermann – Madrid/ Bernd Lieneweg/ Birgit Wingenroth/ Manuel Kunze/ Benedikt Kern/ Werner Link/ Sandra Lassak – Peru/ Hartmut Käberich/ Klaus Dick/ Benedict Steilmann/ Martina Weiland/ Christoph Rinneberg/ Peter Fendel


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Kommentare

  • Hallo Blockupy-Christinnen,

    ich kenne niemanden, der nicht möchte, dass das Sterben, Morden und Ausplündern unserer Welt aufhört. Auch keine Politiker, Banker, Polizisten etc. Können Sie mit ihrer Kritik bitte etwas konkreter werden? Auch die Flüchtlingspolitik ist demokratische Politik. Da gilt es, parlamentarische Mehrheiten zu mobilisieren. Oder was sagen sie den WählerInnen der Parteien in Europa, die genau diese Politik genauso machen wie sie jetzt ist?

    *Warum die EZB???

    Bei der Wahl des Gegners scheint mit der Blockupy-Protest schon mal ein völliger Fehlschlag gewesen zu sein. Was bitte hat die EZB Schlimmes getan? Sie hat den Euro gerettet (dem ich kritisch gegenüber stehe, aber das nur nebenbei). Sie hat das gesamte europäische Bankensystem, auch in Griechenland, gerettet und tut es noch. Aber wer ist das Bankensystem? Auch das wird bei Ultra-Linken ja sofort vergessen bzw. nie verstanden. Wir sind das Bankensystem. Mit unseren Sparbüchern, Pensionen, Unternehmenskrediten, Staatsfinanzierungen....

    Für Empathie bin ich immer zu haben. Sie ist auch viel verbeiteter als sie zu meinen scheinen. Für kopf- und ziellose Haudrauf-Kritik hab ich wenig Verständis, weil es in einer Demokratie unendlich viele Wege gibt, sich schlau zu machen und die Dinge zu verändern.

    • Liebe Rakaba, nun bin ich etwas verwirrt. Zum einen halten Sie die Kritik des ITP für zu pauschalisierend und kommen dann aber letztlich zu dem Schluss, man müsste "DEN Eliten" Angst machen mit einer internationalen, öffentlichkeitswirksamen (so wie Blockupy, leider VerÖffentlichtkeit an falscher Stelle) Demo. Dort solle dann Ross und Reiter genannt werden. Wer ist das denn bei Ihnen? Meinen Sie jetzt wieder "DIE Eliten". Das Bankensystem meinen Sie indes nicht, denn das sind, Ihnen zufolge, ja wir alle. Vielleicht habe ich hier was nicht verstanden. Also ich bringe mein Geld auf die Bank und die macht damit was sie möchte und vor allem Dinge, die außer einer Handvoll Finanzmathematiker ohnehin keiner versteht. Mit dem Geld, das ich dort auf der Bank hinterlege, wurde und wird ungefragt gespielt, um den Anteilseignern der Bank eine dicke Rendite zu bringen. Ich bin nicht die Bank, nicht einmal Anteilseigner und ich habe auch keinen Einfluss darauf, was mit dem Geld geschieht. Warum bin ich das Bankensystem? Mein Sparbuch und Geld war übrigens gefährdet, weil die Bank sich verzockt hat und zu freigiebig bei der Kreditvergabe war, weshalb meine Einlagen durch den Steuerzahler gerettet werden mussten. Außer Basel III und einem "Stresstest" für Banken ist indes nicht viel passiert. Ach doch, die Staatsverschuldungen sind wegen der Schuldenumschichtung durch die Decke geschossen und, um die Verschuldung aufzuhalten oder rückgängig zu machen, wird am Staatshaushalt bzw. den Ausgaben gespart. Es wird so viel gespart, dass Menschen und Gesellschaften alles verlieren, was an staatlichen Strukturen aufgebaut wurde. In Südeuropa sehen wir derzeit eine Generation ohne Perspektiven. Hier schließt sich ein Kreis, denn den Anteilseignern der Banken sind die staatlichen Strukturen nur insofern wichtig, als Ihre Anteile und Renditen gesichert sind. Mit sozialen Sicherungssystemen und dergleichen haben sie zumeist wenig zu schaffen. Ist Ihnen das jetzt zu platte Kapitalismuskritik? Mit Ihren Steuerargumenten stimme ich überein. In D ist die pauschale Abgeltungssteuer unfair, die Kapitalertragssteuer zu niedrig. Die Spitzensteuersätze auf Einkommen waren unter Kohl höher als unter Schröder und wurden seitdem nie wieder erhöht, da sich keine Partei der „Mitte“ mehr traut diese anzurühren. Warum, Juker, ist denn die Vermögenssteuer nicht angebracht, sondern „nur ein Gassenhauer“? Haben Sie sich einmal die Vermögensverteilung in D und Europa angeschaut? Kapitalismuskritik mag ja bisweilen platt daherkommen. Mindestens genauso platt ist jedoch die Diffamierung jeder Kapitalismuskritik als pauschal-dumpf. Das wiederum ist ein Nichtargument, das jedwede Fundamentalkritik an bestehender Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung und selbst konstruktive Kritik an einzelnen Sachfragen wie beispielsweise Umverteilung verunmöglicht. Erinnern Sie sich an die Steuerpläne der Grünen bei der Bundestagswahl und die Reaktionen darauf? Gleiches gilt für die Vermögenssteuer oder eine höhere Erbschaftssteuer. Auch beim (Teil-)Mindestlohn wird so getan als ob die Wirtschaft Kosten in ungeahnter, unvorstellbarer Höhe zu tragen hätte, wenn die Arbeitskraft einen Mindestpreis hat, der nach exakter Arbeitszeit bezahlt werden soll. Da kommen einige Randalierer, die bei einer Demonstration mit 17.000 Menschen allerhöchstens 2-3% ausmachten gerade recht, um vom eigentlichen Anliegen, nämlich auf systemische Probleme und Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen, abzulenken und empört von einer scheinbar „neuen Dimension der Gewalt“ zu faseln. Johannes Steen beschreibt richtigerweise, dass die gewaltbereite Minderheit der Bewegung damit schadet. Problematisch bleibt jedoch die Fokussierung auf angeblich „bürgerkriegsähnliche Zustände“, während unzählige Menschen auf der Flucht vor dem Tod sind und vor verschlossenen Türen stehen. Da das Klopfen der Flüchtlinge an der europäischen Tür immer noch zu laut ist, möchte man den Wall und europäischen Grenzschutz mit „Willkommenszentren“ nun nach Nordafrika in Länder wie Ägypten verlegen. In Griechenland verarmt die Gesellschaft. Zwischen 2008 und 2012 ist das Bruttoeinkommen um 23% eingebrochen, während die Steuern gestiegen sind. Dass dies die unteren Schichten härter trifft als die oberen, erschließt sich jedem. Dann wagt es die griechische Bevölkerung auch noch eine Partei zu wählen die sagt: 'Stopp! Wir wissen, wir haben zu viel Geld ausgegeben, aber Eure Banken haben uns (bzw. der Vorgängerregierung) das Geld zu billig gegeben, obwohl sie es besser wussten. Jetzt schulden wir das Geld Euren Steuerzahlern, die es natürlich wiederhaben wollen, und Ihr schreibt uns vor bis wann wir was und wie zu tun haben. Unsere Bevölkerung hat Euch aber nicht gewählt, sondern uns.' Die Troika, zu der auch die EZB gehört, schreibt der griechischen Regierung und den Behörden haarklein vor, was sie zu tun, zu privatisieren, zu kürzen und zu sparen hat. Soviel zu Ihrem Argument, Rakaba, das wäre ja immerhin demokratische Politik. Nein ist es nicht. Und ja, das hat alles miteinander etwas zu tun.

      • Liebe/r Aha,

        danke für Deine Antwort! Weil gleich meine Antwort länger ausfallen wird und ich Dich verwirrt habe hier schon das tl;wr ('too long won't read')

        *Ich lehne pauschale Kapitalismuskritik ab, weil sie nichts verändert - zugunsten von konstruktiver Kritik, die etwas verändert."

        Im Detail:

        Warum bist Du das Bankensystem?: Das können andere besser erklären als ich, aber unser gesamtes marktwirtschaftliches Finanzierungs-System, für die Privatwirtschaft genauso wie für die staatliche Schuldenaufnahme, läuft über Banken! Und Banken sind doch letztlich nur das Scharnier zwischen denen, die Geld anlegen (Deine Rentenkasse zum Beispiel. um Deine Rente zu finanzieren) und denen die Geld brauchen, der Staat, der Großkonzern oder Dein Bäcker, bei dem Du Deine Brötchen kaufst. Es geht nicht um Dein Sparbuch, es geht um das marktwirtschaftliche System, in dem Du Dich bewegst und das funktioniert nicht ohne Banken. Auch Du bist öfter 'der Anleger' als Du das vielleicht denkst, allein über Deine Versicherungen. Was passiert, wenn die Kreditvergabe/aufnahme versagt, kannst Du erst Recht in Griechenland beobachten.

        Ich kann es nicht mehr hören, dieses plumpe "Es werden ja nur die Banken gerettet", als würde da fiese Männer in dunklen Anzügen sitzen, die sich das alles in die Tasche stecken. Das ist unterkomplex.

        Also sagen wir doch präziser, was zu kritisieren ist. Die Auswüchse des Finanzmarktkapitalismus, das sind wir völlig d'accord. Ich wage aber Deine These zu bezweifeln, dass "außer Basel III und einem Stresstest für Banken ist indes nicht viel passiert ist", abgesehen davon, dass diese beiden Punkte auch schon geeignet sind, um die schlimmsten Fehlanreize für das Finanzsystem zu verringern. Was ebenfalls passiert ist: eine Deckelung der Banker-Boni, ein Verbot bestimmter Finanzprodukte, eine strengere und europäische Finanzaufsicht, Fortschritte beim automatischen Informationsaustausch...

        Ich sage nicht, dass das alles reicht. Im Gegenteil, es wäre elementar wichtig, wenn eine breite Öffentlichkeit dem Gesetzgeber hier genaustens auf die Finger schaut, damit er strenge Regeln gegen eine brutal mächtige Finanz-Lobby durchsetzt. Aber da hilft eben einfach nur Befassung mit der Materie und zielgerichtete, konstruktive Kirtik, und kein plumpes "die Banken". Weil diese Art von Systemkritik eben immer auch die Ohnmacht des Bürgers gegenüber 'finsteren' Mächten wie 'EZB' oder dem 'Kapital' suggeriert, was einfach Quatsch ist.

        Vermögensverteilung: Wie oben gesagt, für Steuergerechtigkeit gilt es intelligent zu kämpfen. Aber das System ist eben nur so gerecht, wie eine Mehrhreit der Bürger es wählt (Stichwort Grünen-Debakel). Tja. Da könnte Blockupy ja mal den langen Weg antreten und versuchen, die Menschen für ihre Sache zu gewinnen.

        Lohnrückgang in Griechenland: Genau dieser Rückgang war 2009 beim Ausbruch der Krise prognostiziert werden. Entweder Grexit oder interne Abwertung oder massive Transfers zugunsten des Status Quo. Mehr Möglichkeiten standen nicht zur Debatte. Wärst Du für den Grexit gewesen? Oder für die Dauer-Alementierung?

        Das ganze Desaster hat MisterEde hier mal aufgeschrieben: https://publixphere.net/d/1081. Über die Fehler der Griechenland-Rettung können wir genr mal seperat streiten. Aber auch hier: es ist komplizierter als Blockupy es darstellt. Zur Wahrheit gehört eben auch, das Athen Spielräume bei der Umsetzung der Troika-Vorgaben hatte und viele Dinge, etwa Steuerreformen und die Rahmenbedingungen für mehr Wachstum einfach nicht optimal hinbekommen hat, um das mal ultra-vorsichtig zu sagen.

        Das die EZB überhaupt in dieses Schlamassel eingreifen musste, liegt am Versagen der Politik, das mit der Fehlkonstruktion Euro und der Deregulierung der Finanzmärkte begann...

    • Hallo liebe/r Rakaba, ich kenne viele, denen das Sterben, Morden und Ausplündern unserer Welt gleichgültig ist. Demokratie ist die Herrschaftslegitimierung durch eine relative Mehrheit des Volkes. Das sagt noch gar nichts (leider) über die menschenrechtliche Legitimation eines solchen Herrschaftssystems aus. Im Extemfall ist sogar eine demokratisch legitimierte Unrechtsregierung denkbar: im Sinne der Mißachtung z.B. von Menschenrechten. Den Aufrechten unter den PolitikerInnen unterstelle ich einmal genau dieses Unbehagen z.B. angesichts zurückgehender WählerInnenbeteiligung. Und dann kannten die Griechen z.B. schon das Problem der Demagogen. Auch das heute, gerade im Blick auf blockupy auch ein aktuelles Problem.

      Wen meinen Sie mit "Ultra-Linken"? Viele Linke haben besser verstanden und seetzen sich intensiver mit Ökonomie und Bankensystem auseinander als sie unterstellen. Natürlich bin ich mit meinem Girokonot Teil des Bankensystems. Darf ich es deshalb nicht krisisieren und Änderungen fordern? Das ist absurd. Für ziellose Ziellose Haudrauf-Kritik haben wir auch kein Verständnis, deshalb unsere Erklärung. Die Demokratie selbst bietet keine Wege, sich schlau zu machen. Das muss man schon selber tun. Und wenn sie mit den unendlich vielen Wegen der Veränderung der Dinge den Wahlgang meinen, liegen sie empirisch falsch. Darüberhinaus sind in der Bundesrepublik Deutschland auch andere Wege als Wahlbeteiligung zur Meinungskundgebung vorgesehen. herzliche Grüße

      • Hallo sehr geehrtes Institut für Theologie und Politik (ITP), das würde ich sehr gern alles ausdiskutieren. Zu Punkt 1: demokratisch legitimiertes Unrecht. Ich finde, Demokratien haben sich ein erstaunlich humanes Regelwerk gegeben, zum Beispiel die Menschenrechte selbst. Sie einzufordern ist Bürgerpflicht. Welche nicht-demokratischen (?) Alternativen haben Sie?

        Es ist kompliziert

        Bei den Demagogen weiß ich nicht, wen Sie konkret meinen. Die CSU? Die Bild-Zeitung? Sämtliche aktuellen Krisen sind schweirige Aushandlungsprozesse. Die Interessenkonflikte sind nicht einfach gelagert. Nehmen sie das EZB-Dilemma. Der niedrige Leitzins soll den südereuopäischen Ländern auf die Beine helfen - und tut es auch. Auf der anderen Seite führt er eurolandweit tatsächlich zu einer gewissen 'Enteignung der Sparer' und macht reiche Menschen mit Aktienbesitz noch viel reicher. Welche EZB-Politik schwebt ihnen vor?

        Ich schätze linke Analysen sehr. Nur: eine tragfähige Alternative zur sozialen Marktwirtschaft habe ich noch nicht gesehen. Diese wäre gegen einen Finanzmarktkapitalismus zu verteidigen, der Reiche immer reicher macht, aber bestimmt nicht mit Parolen wie 'Euer Geld stinkt' vor der EZB.

        Mein Vorschlag: Demonstrieren sie für Steuergerechtigkeit auf allen Ebenen, und somit gegen Steuerflucht (zum Beispiel aus Griechenland in die Schweiz), gegen Steuerdumping von Unternehmen (zum Beispiel innerhalb Europas) und Unterbesteuerung von Kapitaleinnahmen. Bringen sie diese Punkte beharrlich auf die Agenda. Es fällt doch auf wie beharrlich dieses System Steuergerechtigkeit verweigert, wie lange diese (längst versprochenen) Prozesse dauern, wenn sie nicht ganz versanden.

        Wie wäre es mal mit einer internationalen Demo/öffentlichkeitswirksamen (aber gewaltlosen) Aktion mit klaren (statt diffusen) Botschaften in der Schweiz, in Athen, auf der Isle of men? Wo sie mal Ross und Reiter nennen? Davor haben doch die Eliten Angst, nicht vor pauschal-dumpfer "Kapitalismus-Kritik", die sich kinderleicht als Spinnerei abtun lässt.

      • Liebe Mitglieder des ITP,

        kann man Sie so anreden? Sie sind ein Verein?

        Ich finde Ihre theologische/gesellschaftspolitische Maxime sehr schön. Wirklich. Eine sozial gerechte Weltgesellschaft in Nord und Süd, West und Ost. Vielleicht als Utopie, auf die sich die Menschheit hin entwickeln sollte. "Reich Gottes auf Erden".

        Als Denkanstoß, Korrektiv zu dem, was ist, geeignet.

        Aber unter den Bedingungen des Hier und Jetzt m.E. menschlicherseits nicht vollkommen zu verwirklichen. Höchstens als Diktatur. Dann bleibt die Freiheit des Einzelnen auf der Strecke.

        Was Sie wollen, ist ein schöner Menschheitstraum, von dem man sich beflügeln lassen kann. Zur Verwirklichung indessen brauchte es einen neuen Menschen. Anthropologisch gesehen - der Mensch ist zugleich gut und böse, auch die Armen sind es - scheint mir eine Demokratie noch die relativ beste Gesellschaftsform, weil sie dynamisch ist, nicht statisch, Machtverhältnisse nicht zementiert, sondern dem Einzelnen die Möglichkeit der Teilhabe gibt, sich selbst zu verwirklichen und zugleich sich für Entwicklungen einzusetzen, die die Welt besser machen.

      • Moin Moin ITP,

        ich vermisse eine knackige und vor allem konstruktive Aussage in eurem Beitrag.

        Auf Missstände hinzuweisen, das Bankensystem zu kritisieren oder die Vermögensverteilung in Deutschland/Europa/Welt zu verurteilen - Alles schön und gut…

        Aber wo bleibt das konstruktive Element?

        Solange die Linke (Wenn man in diesen antiquierten Kategorien sprechen will) darauf keine Antworten findet und es so schafft, im gesellschaftlichen Diskurs ernstgenommen zu werden, bleiben Blockupy&Co (leider) Splittergruppen, deren Anspruch auf Deutungshoheit nichts anderes als Anmaßung ist, anstatt ihre streitbaren, aber vielleicht ja auch kreativen Ideen unters Volk zu bringen...

        Bitte lass uns aber nicht vom hundertsten ins tausende kommen, sondern präsentiert uns doch lieber mal 3,5,10 oder meinetwegen auch 347 konstruktive Vorschläge zur Zukunft Europas, die über Gassenhauer wie Vermögenssteuer (bla, bla, bla) hinausgehen.

        Denn daran wird die Zivilgesellschaft euch messen und nicht an der Anzahl brennender Autos...

        • Hallo @Juker,

          kurze Gegenfrage: Finden Sie es gut oder schlecht, dass in Europa die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer?

          Beste Grüße, Mister Ede

          • Moin MisterEde,

            da musst du mich aber ziemlich missverstanden haben.

            Ich habe lediglich angemerkt, dass mir das reine Verurteilen, Kritisieren (allg. das, was man Anti-Haltung nennt) nicht reicht.

            Daher die Aufforderung, aus der Comfort-Zone rauszukommen und KONSTRUKTIV Vorschläge zu machen…Erst da fängt für mich ernstzunehmende politische Partizipation an.

            • Hallo @Juker,

              nachdem ich nichts über Deinen Kommentar geschrieben habe, kannst Du eigentlich gar nicht sagen, wie ich Dich verstanden oder missverstanden habe. Ich habe ja nur eine simple Frage gestellt.

  • siehe weiter unten.