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Mensch statt Maschine - Ein utopischer Abend in Cottbus


Foto: Mirko LuxNachts in der Uni Cottbus: UtopistInnen bei der Arbeit. Foto: Mirko Lux Hier geht's zum ganzen Album.

An Krisen mangelt es aktuell nicht. Doch gibt es auch eine schöne Utopie von Europa, auf die wir hinarbeiten wollen? Wie wäre es mit möglichst mündigen und aufgeklärten BürgerInnen? Alex schildert seine Eindrücke von "EUTOPIA: Share your visions dude!" in Cottbus...


Ein Beitrag von Alexander Wragge


Was hat Darth Vader in unserer Europa-Utopie verloren? Das fragten wir uns irgendwann spät abends in der ansonsten menschenleeren Uni Cottbus. Utopist Jan hatte den Schurken aus Star Wars auf unsere Visionswand geklebt, samt schwarzem Helm und unheimlicher Atemmaske. Utopist Mirko sollte erraten warum. Das Böse gehört in unserem Wunsch-Europa auch dazu? Wir können die dunkle Seite der Macht selbst in einer perfekten Welt nicht einfach ausschließen, sondern müssen damit leben? Oder vielleicht ist diese Botschaft noch hintersinniger. Immerhin ist Darth Vader überraschender Weise der Vater von Luke Skywalker. Vielleicht sollten wir uns als EuropäerInnen mal mit unserer Herkunft befassen, auch mit den dunklen Seiten der europäischen Geschichte, zum Beispiel mit dem Kolonialismus...

Schließlich erklärte Jan selbst, warum er das Darth-Vader-Bild aus einer Zeitung ausgeschnitten und aufkgeklebt hatte. Der Grund war die Bildunterschrift. Dort stand: „Mensch statt Maschine.“ Und das hatte Jan aus unseren vorangegangen Diskussionen mitgenommen. Dass wir den Menschen in den Mittelpunkt rücken wollen, nicht das Abstrakte, Technische, Systemische.

Aber von Anfang an. Wie kamen wir zu so tiefsinnigen wie komischen Gesprächen? Anfang Dezember waren wir in Cottbus. Wir, das waren Aktive des Fachschaftsrats Kultur und Technik der Uni Cottbus, der Jungen Europäischen Bewegung Berlin-Brandenburg, sowie Mirko und ich von der Publixphere-Community. Der Titel des öffentlichen Diskussions-Abends: "EUTOPIA - Share your visions, dude!". Der Plan: ein offenes, öffentliches Gespräch über unsere Wunschvorstellungen für Europa.

Warum haben wir das gemacht? Weil wir mal raus wollten aus der Berlin-Europa-Bubble. Weil sich Interessierte in Cottbus mehr Veranstaltungen zu europäischen Fragen wünschen. Weil die technisch-gestalterisch talentierten Studentinnen in Cottbus vielleicht einen anderen Blick haben, auf das Europa der Zukunft. Weil die Europa-Debatte aktuell eine Multi-Dauer-Krisen-Debatte ist, und die Frage 'Was erträumen wir uns eigentlich?' fast verschüttet und vergessen scheint. Haben wir überhaupt einen 'European Dream' oder nehmen wir den Zustand und die Zukunft Europas eher leidenschaftslos zur Kenntnis? Also es war ein Experiment. Zehn UtopistInnen bastelten gleichberechtigt an ihrer gemeinsamen Vorstellung von Europa. Mitmachen konnten alle. UtopistIn ist kein Ausbildungsberuf oder so. Auch über Europa muss ich nicht viel wissen, wenn ich es mir ganz neu ausdenken kann.

Ich habe kein Protokoll des Abends geführt und er dauerte fünf Stunden lang statt den geplanten drei (Gelangweilt hat uns das Thema auf jeden Fall nicht!). Die folgenden Eindrücke bleiben also ohne Anspruch auf Vollständigkeit...

Mensch oder System: Wo liegt das Problem?

Theoretisch hätten wir uns natürlich alles Mögliche für das Europa im Jahr 2070 ausmalen können. Fliegende Autos, ein Leben in der Matrix, im Hirn implantierte SIM-Karten... In Anbetracht der völligen Gedankenfreiheit blieben unsere Phantasien allerdings recht bodenständig. Das lag wohl auch an der Ausgangslage. Wir waren zwar frei, uns für Europa zu wünschen was wir wollen, doch gab es eine Bedingung: Unsere Utopie muss reale Probleme überwinden, die wir heute haben.

Welches Problem ist also aktuell das Dringlichste? Die Klimakrise? Die Eurokrise? Die Flüchtlingskrise? Die Überbevölkerung und die Armut auf der Welt? Die Umwelt-Zerstörung? Die Demokratie-Krise? Die Vertrauens-Krise? Die Terror-Gefahr? Kriege und Elend in Europas Nachbarschaft? Die VW-Krise? Die FIFA-Krise?...

Die vielen Krisen spielten in unseren Überlegungen natürlich eine Rolle. Auffällig war aber, dass wir schnell beim einzelnen Menschen landeten. Der hat im Europa unserer Tage einiges auszuhalten, wenn er vor dem Bildschirm sitzt. Und er kann schnell in Schwierigkeiten geraten. Er kann hilflos, ohnmächtig, apathisch und unmündig werden, in Ängsten und Vorurteilen (gegenüber Fremden) versinken, keine Identität mehr finden, sich ungerecht behandelt fühlen, ohne Kontakt zu den MitbürgerInnen vereinzeln, Halbwahrheiten und falschen Informationen aufsitzen, am Egoismus in der Gesellschaft verzweifeln und an der Konkurrenz um Arbeit und Anerkennung ('Unten vs. Drunter'). Am Ende droht die Spaltung der Gesellschaft, die Polarisierung, die Dominanz irrationaler Ängste und Aggressionen.

Was kann unser Europa da machen?

Zunächst diskutierten wir ein paar aktuelle Schwächen der EU. Es fehlt an Einigkeit und Solidarität zwischen den Mitgliedsländern, so ein Eindruck. Man denke nur an die Zerstrittenheit bei der Flüchtlingsaufnahme. Auch die Demokratie gerät im heutigen Europa unter Druck - wenn zum Beispiel griechische BürgerInnen vergeblich versuchen, eine verhasste Sparpolitik abzuwählen.

Eine These: Wir haben immer noch ein 'Europa der nationalen Regierungen', nicht ein Europa der Menschen. Um die einzelnen europäischen BürgerInnen stark zu machen, müsste also ihre europäische Volksvertretung stärker werden. Da schimmerten sie also am Horizont kurz auf, die Vereinigten Staaten von Europa oder die Europäische Republik. Wäre das die Lösung? Ein europäischer Staat, in dem ein europäisches Parlament eine gemeinsame europäische Regierung kontrolliert?

Nun liegt diese Utopie seit vielen Jahrzehnten in der Schublade, aber wir kamen nicht dazu, sie kritisch auszudiskutieren. Recht einig waren wir uns erstmal in der Beobachtung, dass Europa aktuell eine ungewohnte Ziellosigkeit durchlebt. Der gewohnte Gedanke, dass es immer weiter geht mit dem Zusammenwachsen, mit der Vertiefung der Europäischen Union, hat offenbar an Kraft verloren. Aber was ist dann unsere Erzählung von Europas Zukunft? Speziell wenn erstarkende Nationalisten, Souveränisten und Identitäre die EU aktuell zurückbauen wollen?

Utopistin Claudia mahnte zur Gelassenheit. Für sie ist die Ungeduld mit Europa selbst ein Problem. Denn historisch betrachtet entwickele sich die Europäische Union rasend schnell. Offene Grenzen, gemeinsame Gesetze, eine gemeinsame Währung. Noch im frühen 20. Jahrhundert hätte man alle als UtopistInnen verlacht, die das für möglich hielten. Noch Claudias Vater hätte sich das alles in seiner Jugend vor dem Mauerfall kaum vorstellen können. Blicken wir also manchmal überkritisch auf das heutige EU-System, obwohl es prinzipiell gute Arbeit für die Menschen leistet? Besteht die eigentliche Aufgabe darin, die BürgerInnen mit dem bestehenden politischen EU-System auszusöhnen, von denen nicht mal die Hälfte zur Europawahl geht? Muss es jetzt eher um System-Verteidigung gehen statt um Reformdebatten?

Unsere Nr. 5

UtopistInnen sind frei. Sie können für alles Änderungen vorschlagen. Für die Wirtschaft, die Gesellschaft, das politische System... Uns interessierte erstmal der Mensch in unserem Wunsch-Europa. Also sammelten wir mal Ideen, wie wir uns diese/n BewohnerIn unserer Utopie idealerweise vorstellen. Mit dem ersten Arbeitstitel „Der perfekte Mensch“ hatten wir zurecht Probleme. Den haben sich schon viele Ideologen ausgemalt, mit katastrophalen Folgen. Wir nannten sie/ihn also einfach Nr. 5.

Nr. 5 lebt in unserer Utopie. Sie/er ist: aufgeklärt, mündig, handlungsfähig, selbstbewusst, kompromissbereit, vorurteilsfrei (so weit das möglich ist), medienkompetent. Sie/er ist aufgeschlossen und zugänglich, anderen Menschen, der Gesellschaft und fremden Argumenten gegenüber. Nr. 5 ist sich der eigenen Möglichkeiten bewusst und hat mit den anderen EuropäerInnen eine gemeinsame Sprache gefunden (ohne die eigene aufzugeben). Sie/er ist in der Lage, die Kategorien kritisch zu hinterfagen, in denen wir denken (wenn zum Beispiel von „den“ Muslimen die Rede ist, oder von „den“ Griechen und „den“ Deutschen). Sie/er denkt nicht schwarz-weiß, sondern differenziert. Sie/er kann die nationalen Grenzen auch mal wegdenken, auf das europäische Gemeinwohl blicken. Sie/er lebt gut. Nr. 5 sucht den Kontakt, den Austausch, redet lieber mit anderen statt über andere...

An manchen Punkten mussten wir etwas überlegen. Müssen unsere Wunsch-EuropäerInnen optimistisch, spontan und neugierig sein? Idealistisch aber realistisch? Oder sind wir da zu übergriffig und diktatorisch? Wie langweilig wäre unser Europa eigentlich, wenn darin gemeinhin als negativ erachtete menschliche Eigenschaften und Zustände gänzlich verschwunden wären? Zum Beispiel unsere Angst. Ist sie nur schlecht? Hätten wir zum Beispiel keine Angst vor dem Klimawandel – würden wir dann noch am Klimaschutz arbeiten? Oder ist Angst nur dann schlecht, wenn sie uns lähmt und in Vorurteile und Hass umschlägt?

Auch bei der Frage des Wissens und der Informiertheit hingen wir etwas fest. Müssen alle BürgerInnen alles wissen? Oder reicht es, wenn alle in der Lage sind, Problemstellungen selbstständig zu bewältigen, in dem sie sich je nach Bedarf das nötige Wissen aneignen? Indem sie vernünftig recherchieren, statt sich in Verschwörungstheorien zu verlieren? Müssen wir einfach das Lernen gelernt haben? Das Welt-Bewältigen? Kann ja jede/r mal selbst für sich beantworten.

Wertvorstellungen reloaded

An unserem Abend hatten wir also eine Nr. 5 zusammen: empowert, kompetent, mündig, souverän, offen, versiert im Umgang mit Informationen ... So in etwa haben sich das die VertreterInnen der europäisch geprägten Aufklärung vielleicht auch schon vorgestellt.

Die Antwort auf die Frage, wie wir die Bedingungen herstellen, damit wir alle Nr. 5 sein können, blieben wir zugegebenermaßen schuldig. Wie müßten der Staat und die Gesellschaft hierfür beschaffen sein? Was können wir selbst tun? Wir vermerken das mal auf der 'To-Answer-Liste', die unser utopischer Abend allen LeserInnen dieses Textes beschert hat (im Forum unten ist unendlich viel Platz für Deine Antworten).

Am Ende gestalteten wir gemeinsam unsere utopische Wand. Alle konnten sie bekleben – mit Zeitungsauschnitten, eigenen Zeichnungen, Postkarten, Zeugs. Das Ziel: Starke Botschaften schaffen für unser Traum-Europa.

Viele unserer Botschaften werden an die üblichen Sonntagsreden über Europa erinnern. Aber wenn man sich als gemischte Gruppe, die sich größtenteils gerade erst kennengelernt hat, nach vielen Stunden der Diskussion auf (altbekannte) Wertvorstellungen verständigen kann, dann wirken diese gleich wieder etwas kräftiger und glänzender. Dieses leichte Glücksgefühl habe ich zumindest empfunden, als ich am Ende so auf unsere Utopie-Wand guckte. Ein paar unserer Wünsche für Europa seien hier aufgezählt: Freiheit, Gleichheit, Einigkeit, Vielfalt, Solidarität, Nachhaltigkeit, Buntheit und Diversität, Fairness und Gerechtigkeit, Vertrauen.

Warum Europa? Warum Politik? Warum Wirtschaft?

Wichtig war uns UtopistInnen auch, dass wir Europa nicht exklusiv und 'eurozentristisch' denken, uns also mit unserem 'European Dream' nicht vom Rest der Welt abkoppeln, und nur den eigenen Vorteil suchen. Man könnte auch noch weiter gehen und fragen, ob Europa das richtige Spielfeld für unsere Erwägungen ist. Müssten wir nicht gleich über globale Utopien reden? Macht es Sinn, eine europäische Gemeinschaft zu konstruieren, wo wir doch auch als WeltbürgerInnen viele Sorgen, Wünsche und Werte teilen?

Also es war ein Gedankengewitter und eine Materialschlacht. Manches mag etwas naiv oder unterkomplex wirken. Wir hätten auch über die juristischen Feinheiten des EU-Vertrags reden können oder Alternativen zur Markwirtschaft. Der eher psychologisierende Blick auf den einzelnen Menschen und das Zusammenleben ergab sich einfach so an diesem Abend, so ist das bei Experimenten. Der Mensch stand im Mittelpunkt unseres Europas. Das politische und ökonomische System sollte unserer Nr. 5 dienen, sie befähigen und glücklich machen. Darin waren wir uns einig. Wie das am besten klappt, und ob Nr. 5 wirklich eine gute Idee ist, steht hier zur freien Diskussion...

P.S: Das Gegenstück zur Utopie, unser Europa-Schreckens-Szenario haben wir im September in Berlin diskutiert. Einen Bericht findest Du hier. Im November haben sich StudentInnen in Lüneburg Gedanken zur Zukunft Europas gemacht.


Weiterführende Links rund um's Thema


Kommentare

  • Sind wir Populisten?

    Eben habe ich einen etwas älteren text von 2012 in der APuZ über das Wesen des Populismus gelesen. darin wurden als Merkmale des Populismus u.a. der anti-elitarismus und die aversion gegen Bevormundung angeführt. sind wir Populisten, wenn wir europa als elitenprojekt und den eu-bürger als unmündig bezeichnen? gehört das hier überhaupt hin?

    • Hallo miracle! Klar gehört das hierhin! Wobei ich sagen würde, dass die in Cottbus visionierte Mündigkeit der europäischen BürgerInnen nicht unbedingt das Klischee von der Bevormundung durch europäische Eliten / Bürokraten usw. bedient hat. Ich lese gerade den Essay "Der Europäische Landbote" von Robert Menasse (sehr zu empfehlen) und Menasse demontiert eindrucksvoll die Erzählung von den bösen europäischen Eliten. Ich kann es hier nicht wirklich nachpräpeln, hier nur ein Punkt:

      "Das Lächerliche an den Formulierungen, mit denen eine skeptische bis ablehnende Haltung gegenüber der EU in der Regel ausgedrückt wird, ist, dass sie die Sachverhalte auf europäischer Ebene als bedrohlich oder skandalös beschreiben, die auf nationaler Ebene als völlig selbsverständlich und vernünftig wahrgenommen oder zumindest hingenommen werden."

      Was auf nationaler Ebene als selbstverständlich gilt, dass wir zum Beispiel Beamte und Gesetze haben und brauchen, wird auf EU-Ebene zum Abnormalen, zum Bürökratiemonster und Regulierungswahn.

      Auch singt Menasse ein Loblied auf die europäischen Eliten (also auf die Beamten bei Kommission und Parlament). Zitat:

      "Ich kann bezeugen, dass die die Qualifikation jener, die das schaffen (die Aufnahme-Tests für EU-Beamte), sich in der Regel deutlich von der aalglatten Schlüpfrigkeit, trübsinnigen Angepasstheit und protegierten Willfährigkeit jener unterscheidet, deren nationale Karrieren wir oftmals vor Augen haben."

      Ok, man muss wissen, dass Menasse aus Österreich kommt :)

      Egal. Auf jeden Fall zeigt Menasse dass die europäische Beamten-Elite noch ein spezielles Problem hat, weil sie eben der europäischen und nicht der nationalen Sache verpflichtet ist. Die nationale Politik und die nationalen Medien können da recht leicht die Leier von den bösen Brüsseler Bürokraten auch wider besseren Wissens anstimmen. Kostet ja nichts.

      Populistische Anti-EU-Folklore fällt einmal scharf angeguckt ziemlich schnell in sich zusammen. Die andere Frage ist die nach den strukurellen Demokratie-Defiziten (Keine wahrhaft transnationalen Wahlen, keine direkt gewählte EU-Regierung usw.). Im Sinne unserer mündigen EU-Bürger fände ich es ja schon cool, wenn alle zur Europawahl gehen und die demokratische Mitsprache nutzen, die sie jetzt schon haben.

      Oh und zum Thema Eliten-Bashing und Populismus. Da empfehle ich Dir auf Publixphere diese Diskussion und diesen Schlagabausch zwischen MisterEde und Sören Brandes.

      Liebe Grüße! Alex

      • Hallo Alexander Wragge,

        „Die andere Frage ist die nach den strukurellen Demokratie-Defiziten (Keine wahrhaft transnationalen Wahlen, keine direkt gewählte EU-Regierung usw.).“

        Da wäre interessant zu wissen, ob das nach Menasse nun auch schon unter Populismus fällt, weil damit auf Ebene der EU etwas beklagt wird, was z.B. in Deutschland normal ist. Wir haben bei den Bundestagswahlen zwar ein einheitliches Wahlrecht aber dann auch nur Landeslisten und z.B. keine transregionalen Listen. Und eine Direktwahl der Bundesregierung gibt es hierzulande ja definitiv nicht.

        Im Prinzip ist das genau das, was im ersten Zitat beschrieben wird, auch wenn das aus meiner Sicht ganz normale Forderungen sind, die man nun gut oder schlecht finden kann, die aber nichts mit Populismus zu tun haben.

        • Oh Menasse übt massive Kritik an den EU-Strukturen - ich bin noch nicht ganz durch, ich melde mich dann! :)

          • Ohne den Text zu kennen, gehe ich dann mal davon aus, dass Menasse eher so Pauschalkritik gegenüber der EU als Populismus betrachtet, also wenn sich die Kritik z.B. in solchen Begriffen wie „EUDSSR“, „Eurokraten“ oder „Bürokratiemonster“ erschöpft. Mal schauen, was Sie nach der Lektüre berichten.

    • Hallo miracle,

      „ sind wir Populisten, wenn wir europa als elitenprojekt und den eu-bürger als unmündig bezeichnen“

      Wenn man es so absolut und allgemein macht, ist das sicherlich ziemlich populistisch. Etwas anderes ist es aber, wenn ich z.B. in einem Artikel erläutere, wie der Aufbau der EU zu einer Machtverschiebung von Parlamenten zu Regierungen in der EU führt und dass damit die Gewaltenteilung ausgehöhlt wird.

      Ich hatte hier auch mal angesprochen, dass ich die Kritik an der Troika als relativ populistisch empfunden habe. Spätestens seit letztem Jahr wurde ja auch deutlich, dass nicht die Troika das letzte Wort hat, sondern eben die Eurogruppe. Die Kritik hätte sich also von Anfang an eigentlich gegen das Gremium der Eurogruppe richten müssen bzw. gegen die maßgeblichen Befürworter des Sparkurses in der Eurozone. Es war allerdings wohl wesentlich leichter, gegen die anonyme Troika Stimmung zu machen.

      Man sollte sich aber auch darüber im Klaren sein, dass der Vorwurf des Populismus auch gerne bei berechtigter und fundierter Kritik von den Kritisierten erhoben wird, weil es einfach ein sehr leichter Weg ist, um der inhaltlichen Auseinandersetzung mit solchen Kritikpunkten aus dem Weg zu gehen.

      Kurz gesagt: Man muss sich nicht jeden Schuh anziehen!

  • Ich finde es sehr gut, dass Ihr auch aus Berlin herausgeht, um die Europa-Debatte zu führen.

    Nach meinem Eindruck ist aber das mit dem „Mensch im Mittelpunkt“ eher Semantik. Wenn ich eine Gesellschaft beschreibe, in der die Menschen frei und selbstbestimmt leben, ist das ja nichts anderes, als von selbstbestimmten Menschen zu reden, die das Idealbild einer Gesellschaft sind. Wichtig ist am Ende doch nur, dass (egal welche Perspektive man wählt) die Vision einer Gesellschaft beschrieben wird, über die man dann diskutieren kann. Soll so die Gesellschaft der Zukunft aussehen? Wie müsste eine Gesellschaft hierfür strukturiert sein? Wie könnte ein Weg dorthin aussehen bzw. der Transformationsprozess?

    Was Ihr inhaltlich ausgearbeitet habt, finde ich allerdings gut – auch wenn das allgemein formuliert wenig aussagt, weil es am Ende ja vor allem auf die Prioritäten und Abwägungen zwischen diesen Grundwerten ankommt. Insoweit deckt sich meine Vorstellung einer europäischen Zukunft (Europia)aber mit der bei Euch ausgearbeiteten. Das mit dem vereint in Vielfalt ist z.B. auch einer meiner Kernwünsche an unsere Gesellschaft - ist allerdings sowieso schon das EU-Motto.

    Insgesamt wünsche ich mir mehr solcher Veranstaltungen „vor Ort“, ohne da jetzt Euch in der Pflicht zu sehen – es gibt ja auch noch andere Akteure in der politischen Bildung.

  • Wie schön! Wie wäre es mit "Europa der Beziehungen?" Da hat der Thorsten Wiesmann ja schon vorgelegt :)