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Sollten Beamte und Angestellte im Öffentlichen Dienst bei Ausübung ihres Dienstes religiöse oder weltanschauliche Symbole tragen dürfen?


Foto: DALIBRI_CC BY-SA 3.0Mit welchen Kleidungsstücken und Symbolen dürfen Lehrer und Lehrerinnen vor eine Klasse treten? Hierzu hat das Bundesverfassungsgericht ein Urteil gefällt. Foto: DALIBRI (CC BY-SA 3.0)

Ein pauschales Kopftuch-Verbot für Lehrerinnen ist unrechtmäßig, so das Bundesverfassungsgericht. Doro fragt nach den Folgen der Entscheidung. Sollte der Staat lieber mehr in eine laizistische Richtung gehen?


Ein Beitrag von Doro

Das Bundesverfassungsgericht hat am 12.3. 2015 entschieden, ein pauschales Verbot religiöser Bekundungen von Pädagogen an öffentlichen Schulen verstoße gegen deren Glaubensfreiheit. Damit ist im Wesentlichen das Kopftuch-Verbot, das in den meisten deutschen Bundesländern galt, gelockert worden.

Fragen, die sich m.E. ergeben:

  • Wird bei Kindern unter 14 Jahren, die sich nicht auf die Religionsfreiheit berufen können, durch eine Kopftuch tragende, und sich damit als bekennende Muslima darstellende Lehrerin, die Freiheit der Eltern verletzt, ihre Kinder im Sinne einer bestimmten Weltanschauung zu erziehen (Art. 6, Abs. 2 GG)?

  • Was ist das größere Recht? Die Glaubensfreiheit der Lehrerin (die sie ja im Privaten sowieso hat) oder die Glaubensfreiheit der Schüler/innen? Wenn man sagt, Beides stößt sich nicht aneinander, muss man nicht doch bedenken, dass Schüler/innen sich in einer Art Abhängigkeitsverhältnis zur (Klassen-) Lehrerin befinden (durch zu erbringende Leistungen, Zensuren usw.), also die Schwächeren sind?

  • Gilt nicht hier der Satz Rosa Luxemburgs: "Die Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden"? Welche Stärke verlangt man von Kindern, sich als Andersdenkende von ihrer Lehrerin abzugrenzen?

  • Sollten im Gegenzug zur Lockerung des Kopftuch-Verbots sich auch christlich eingestellte Lehrkräfte mit großen Kreuzen an Halsketten bekennen oder humanistisch eingestellte Lehrkräfte große "Happy-Human" -Symbole auf z.B. T-Shirts tragen dürfen? Sollen die öffentlichen Schulen zum Schauplatz eines religiös- weltanschauchlichen Wettbewerbs vor und mit den Kindern und Jugendlichen werden dürfen?

  • Oder wäre es nicht besser, die Neutralität an öffentlichen Schulen zu wahren und sämtlichen Bediensteten das Tragen religiöser oder weltanschaulicher Symbole zu verbieten? (Es würde ja nicht ihre Glaubens- und Meinungsfreiheit einschränken, die sie privatim haben)

  • Sollte der Staat nicht mehr in eine laizistische Richtung gehen (nach französischem Vorbild), als in die entgegen gesetzte Richtung?


Links:


Kommentare

  • Hallo Doro,

    ich sehe nicht, dass das Tragen eines Kopftuchs die religiösen Freiheiten von anderen betreffen kann. Außerdem sollten Kinder zur Toleranz erzogen werden. Daneben empfinde ich das Tragen eines Kopftuches oder eines Kreuzes als Zeichen der Religionszugehörigkeit nicht als Werben oder Missionieren.

    Beste Grüße Mister Ede

    • FelixP ist dagegen
      +1

      Hallo MisterEde,

      Leider ist offensichtlich deine (und meine) Meinung nicht so weit verbreitet, wie man es denken könnte. Viele Menschen denken, dass es wegen der Laizität für die Beamte Zwang ist, kein äußeres religiöse Zeichen am Arbeitsplatz zu zeigen.

      Zu dem Thema gab es vor einer Woche in Frankreich nochmal eine heftige Debatte.

      Viele Grüße!

    • Hallo MisterEde,

      Kinder sollten zur Toleranz gegenüber ihren, ihr Bekenntnis dokumentierenden Lehrkräften erzogen werden?

      Beste Grüße, Doro

      • Hallo Doro,

        Ja, natürlich! Was denn sonst?

        Gruß zurück, Mister Ede

        • Hallo MisterEde,

          jetzt könnte ich ja beinahe ausrasten. Um wen geht es denn in der Schule? Um die Lehrkräfte, denen gegenüber die Schüer/innen, was deren Bekenntnis angeht, Toleranz ausüben zu lernen haben, oder um die Schüler/innen , die zuerst einmal frei von jeglicher Abhängigkeit und Einstellung ihrer Lehrer ihren Weg finden müssen? Es geht doch nicht um die Glaubensfreiheit der Lehrer und ihr Bekenntnis, sondern um die unbeeinflusste Glaubensfreiheit der Schüler/innen.

          Ich selbst verstehe mich als protestantische Christin und bin in einer Kirchengemeinde aktiv. Ich würde es aber nicht wollen, in öffentllchen Schulen für meine Position aktiv Werbung zu machen, um einen Religionswettkampf auf dem Rücken der Schüler/innen auszutragen.

          Öffentliche Schulen sollten religiös oder weltanschaulich neutral bleiben. Für Schulen mit Bekenntnischarakter gibt es konfessionelle Schulen.

          • Hallo Doro,

            Es bringt sie zum Ausrasten, wenn Muslime grundgesetzlich geschützte Rechte in Anspruch nehmen?

            Außerdem finde ich seltsam, dass Ihnen der Laizismus-Gedanke immer nur im Bezug zu Muslimen einfällt. Wenn Sie für Laizismus sind, dann schlagen Sie doch mal vor, die christlichen Feiertage, wie Weihnachten oder Ostern, oder christliche Bekenntnisschulen abzuschaffen.

            Aber immer nur Laizismus, kein Kopftuch in Schulen, Laizismus, keine Burka in der Öffentlichkeit, da ist doch die Einseitigkeit Programm, zumal sie es ja dann umgekehrt befürworten, wenn Schützenvereine ganz unlaizistisch Muslime ausschließen können.

            Beste Grüße, Mister Ede

            • Hallo MisterEde,

              zitieren Sie mich bitte nicht falsch! Ich habe nicht geschrieben, dass es mich zum Ausrasten bringt, wenn Muslime grundgesetzlich geschützte Rechte in Anspruch nehmen.

              Alle Lehrer/innen haben eine religiöse oder weltanschauliche Einstellung (katholisch, evangelisch, freikirchlich, muslimisch, Humanistische Union usw.) An öffentlichen Schulen sollten Alle, wirklich Alle auf das Tragen religiöser oder weltanschaulicher Symbole verzichten, so wie es sich ja von selbst versteht, dass Lehrer/innen ihre parteipolitische Einstellung nicht durch das Tragen von Parteiabzeichen in der Schule dokumentieren. Jedoch bin ich, und das ist jetzt kein Widerspruch, für das Angebot eines ev. und kath. Religionsunterrichts und eines Islam-Unterrichts in deutscher Sprache an öffentlichen Schulen.

              Ev. oder kath. Schulen oder Waldorfschulen usw. sind keine staatlichen Schulen. Meist sind sie privatrechtlich, z.B. als Verein organisiert. Es wird Niemand gezwungen, auf eine Konfessionsschule zu gehen. Staatliche Schulen sollten auf religiöse und weltanschauliche Neutralität achten!

              Zu den christlichen Feiertagen: Der Staat zwingt Niemanden, sie christlich zu begehen. Meist fallen sie ohnehin auf einen Sonntag. Sofern sie auf einen Werktag fallen, haben auch Nichtchristen einen bezahlten arbeitsfreien Tag. Die Frage ist, ob der Staat nicht, wie schon beim Buß-und Bettag, den Ostermontag, Pfingstmontag, Christi Himmelfahrt usw. als gesetzlichen Feiertag zugunsten der Rentenkassen aufheben könnte.

              Die Burka ist eine Vermummung und ihr Tragen in der Öffentlichkeit sollte wie das Vermummungsverbot, das für Demonstrationen gilt, gehandhabt werden.

              Zum Schluss noch zu dem Schützenverein: Er war keine staatliche Schützen-Organisation, sondern ein katholischer Verein. Sein Vereinsrecht erlaubt ihm, einen Nicht-Katholiken als Schützenkönig auszuschließen.

              • ivomandre ist dagegen
                +3

                Die polemische Diskussion über ein Burkaverbot ist doch angesichts der geringen Anzahl von betroffenen Personen obsolet und dient nur der Rekrutierung von Unterstützer_innen und Wahler_innen für rechte Parteien.

                Außerdem scheitert es oft daran, dass die Mehrheitsgesellschaft die Unterschiede zwischen Kopftuch, Niqab oder Burka nicht kennt oder ignoriert. Diese Ignoranz ist das eigentliche Problem!

                • Hallo ivomandre,

                  die Diskussion über ein Burkaverbot polemisch zu nennen, ist ein Totschlagsargument.

                  Die Burka ist eine Vermummung (ich kenne die Unterschiede zwischen Burka, Niqab und Kopftuch sehr wohl, weil ich eine Weile im Nahen/Mittleren Osten gelebt habe).

                  Das Argument, dass es nur eine geringe Anzahl von Betroffenen gibt (es könnten mehr werden), ist kein Argument, das unser Grundgesetz und unsere Verfassung betrifft. Weil es nur wenige Burkaträgerinnen bisher in Deutschland gäbe, habe man keinen Handlungsbedarf. Ob wenige oder Viele, es geht ums Prinzip.

                  • ivomandre ist dagegen
                    +1

                    Totschlagargument? Weil ich damit ausdrücke, wie einerseits lächerlich und andererseits perfide ich diese scheinpolitische Burka-Debatte finde?

                    Wie kommen Sie darauf, dass es mehr werden könnten? Das ist doch eine vollkommen aus der Luft gegriffene subjektive Behauptung.

                    Und selbst wenn, machen Sie sich dabei immer noch zum Steigbügelhalter von rechten Strömungen, die diese Debatte initiiert haben, um Ressentiments und Pauschalisierungen gegenüber dem Islam zu schüren, indem man unter dem Vorwand einer Islamkritik die Toleranz der Mehrheitsgesellschaft austestet. Die Burka ist in Europa eine nebensächliche Randerscheinung. Die hier lebenden Muslime sind der Burka bis auf eine Hand voll Ausnahmen ebenso abgeneigt. Wenn die Burka ein real existierenes Problem wäre, ließe sich das ohne viel Aufsehen durch Einzelfallentscheidungen lösen und nicht etwa durch eine emotionale, von Ressentiments und notorischer Islamophobie aufgeladene, gesamtgesellschaftliche Debatte, wie sie von den Wilders, Le Pens, Seehofers und anderen Rechtspopulisten, Rassisten und Konservativen auf Stimmfang am rechten Rand forciert werden. Stattdessen werden Burkaträgerinnen vom Theater ausgeschlossen, wie in Paris geschehen. Soll das sinnvoll sein, wenn jemand aufgrund seiner Kleidung von Kultur und Öffentlichkeit ausgeschlossen wird?

                    An welches Prinzip denken Sie dabei? Wen oder was wollen Sie unterstützen? Die betroffenen Frauen haben jedenfalls nichts davon,. ganz im Gegenteil! Sie leiden unter solchen Debatten, denn sie werden dadurch gezwungen, sich vom Staat ihre Garderobe diktieren zu lassen, erlangen wohl möglich noch weniger Selbstbestimmung und Vertrauen in die Mehrheitsgesellschaft, und werden somit auch seltener und mit viel Unbehagen den privaten Raum verlassen.

                    Hier wird Wahlkampf auf dem Rücken dieser Frauen ausgetragen. Das ist so perfide. Ich plädiere für mehr Empowerment und Aufklärung und für weniger diskriminierende Debatten über die Kleidung von religiösen Minderheiten. Wenn die Burka ein Problem ist, dann reden Sie doch bitte mit und nicht über die Betroffenen.

                    • Hallo ivomandre,

                      das Bundesverfassungsgerichtsollte die Burka in Deutschland verbieten. Dass es nur wenige sind, die sie tragen wollen, ist kein Argument. Ein Verbot würden auch, denke ich, 99 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime befürworten.

                    • Hallo ivomandre,

                      Fortsetzung meines Gedankens:

                      Statt das Thema offen zu lassen, so dass sich rechte Gruppierungen polemisierend des Thema annehmen, und auf der großen Mehrheitsseite eine Solidarisierung mit dem Burka-Tragen hervorrufen, was diese eigentlich gar nicht will.

                      Wie ich darauf komme, dass es mehr Burka-Trägerinnen werden könnten: Saudis kommen gern nach Deutschland zur Krankenhaus-Behandlung. Meist mit einem großen Troß von Frauen in Burkas. Wenn sie die Burka am Flughafen ablegen müssten, wäre ihnen sehr geholfen auf dem Weg zu einer frauenemanzierpten Gesellschaft in ihrem eigenen Land nach dem Vorbild Deutschlands (oder auch anderer europäischer Länder)

                  • Hallo MisterEde,

                    Quatsch! Entschuldigung!

                    Betr. Ihren hier nachfolgenden Beitrag

                  • Hallo Doro,

                    wenn es Ihnen um das Gesicht-Zeigen geht, dann auch hier die Nachfrage, ob nicht zuerst das Tragen von Motorradhelmen eingeschränkt werden sollte. Gerade an Tankstellen kommt es immer wieder vor, dass Motorradfahrer nur das Visier hochklappen. Wieso wieder zuerst die Burka?

                    Beste Grüße
                    Mister Ede

                    • oparnie ist dagegen
                      +1

                      MisterEde, das Beispiel mit dem Motorradfahrer ist ein Witz, oder? Der Motorradfahrer trägt den Helm nicht aus einer Weltanschauung heraus und ist lediglich zu bequem, den abzulegen.

                      Eine Burka zu tragen ist eine weltanschauliche, hier religiöse, Aussage. Dazu noch mit starker Ausstrahlung (dezent ist was anderes). Im Gegensatz zu einem Kreuz um den Hals, oder auch der kleine jüdischen Kippa, dürfte das auch ein Grund sein, warum gerade Burka und Co so stark polarisieren. Man sieht das Statement schon aus 100 Metern Entfernung.

                      • Und wo ist das Problem, wenn die Burka ein Symbol ist?

                        Symbole dieser Welt zeigt euch, denn wir sind ein freies Land, in dem ihr willkommen seid.

              • Hallo Doro,

                aber ich habe Sie doch gar nicht zitiert, sondern nur gefragt, ob Sie ernsthaft einer Lehrerin das Recht absprechen als Muslima ein Kopftuch zu tragen, obwohl das Verfassungsgericht eben genau das als grundgesetzlich geschütztes Recht ansieht.

                Aber ja, das machen Sie, wenn Sie schreiben, und jetzt zitiere ich Sie, „An öffentlichen Schulen sollten Alle, wirklich Alle auf das Tragen religiöser oder weltanschaulicher Symbole verzichten“.

                Beste Grüße, Mister Ede

                • oparnie ist dagegen
                  +1

                  Hallo MisterEde, es geht in diesem Forum doch wohl um inhaltliche Argumente, bezogen auf öffentliche Beamte und Angestellte. Gesetze sind keine Naturgesetze und werden von Menschen gemacht, deshalb ist die Frage, was das VerfGericht jetzt entschieden hat, doch kein ultimates Argument. Abgesehen davon haben schon andere Gerichte, wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 2008 so und 2011 dann entgegengesetzt entschieden - da ging es darum, ob ein passives Kreuz in einem italienischen Klassenzimmer zulässig ist oder nicht. 2008: nein, nicht zulässig, 2011: ja, doch zulässig.

                  Und vom Konzept eines religiös neutralen Staates her erwarte ich, dass auch die Vertreter dieses Staates religiös neutral daherkommen. Genau so wie der Papst Katholik sein muss.

                  • Religiös neutral? Heißt also oparnie setzt sich dafür ein, dass Weihnachten und Karfreitag als Feiertage abgeschafft werden. Oder verstehe ich Sie da falsch?

                • Hallo MisterEde,

                  das Bundesverfassungsgericht hat dieses Recht in der letzten Woche gerade erst beschlossen, es muss noch von den Bundesländern geprüft werden, ob sie es so übernehmen wollen. Und es wird Klagen geben von Eltern, die in dem Gesetz einen Verstoß gegen die Neutralität staatlicher Einrichtungen sehen. M.E. ist nicht alles gleich sakrosankt, was das Bundesverfassungsgericht be-schließt.

                  Ergänzung: M.E. ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichts kein Urteil im engeren juristischen Sinn, sondern ein politisches Urteil, PEGIDA geschuldet.Man will eine gesellschaftliche Debatte im Keim ersticken Dabei werden Kriterien verlassen, die bisher in Deutschland galten: die Trennung von Staat und Kirche bzw. Religionsgemeinschaft im öffentlichen Dienst.

                  • Hallo Doro,

                    das Bundesland in dem das beanstandete Kopftuchverbot existierte, muss nichts mehr überlegen! Das Gesetz wurde einkassiert, ist jetzt erst mal hinfällig, verfassungswidrig.

                    Beste Grüße, Mister Ede

                  • Hallo Doro,

                    „M.E. ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichts kein Urteil im engeren juristischen Sinn“

                    Bevor es jetzt hanebüchen wird, hier das Urteil auf www.bundesverfassungsgericht.de.

                    Beste Grüße Mister Ede

              • Hallo Doro,

                "Ev. oder kath. Schulen oder Waldorfschulen usw. sind keine staatlichen Schulen. Meist sind sie privatrechtlich, z.B. als Verein organisiert."

                Sie werden aber vom Staat mitfinanziert, was ein laizistischer Staat nicht dürfte.

                "Die Burka ist eine Vermummung und ihr Tragen in der Öffentlichkeit sollte wie das Vermummungsverbot, das für Demonstrationen gilt, gehandhabt werden."

                Die Vermummung auf Demonstrationen ist auch Burkaträgerinnen verboten. Das Verbot gilt schon für alle Bürger, was wollen Sie denn mehr?

                "Er war keine staatliche Schützen-Organisation, sondern ein katholischer Verein."

                Die Gemeinnützigkeit ist eine Förderung, die ein laizistischer Staat gegenüber religiösen Gruppierungen nicht leisten darf.

                "Zu den christlichen Feiertagen: Der Staat zwingt Niemanden, sie christlich zu begehen. Meist fallen sie ohnehin auf einen Sonntag."

                Dann schließe ich auch mit Satire: Müssen sich die Kinder halt die Augen zuhalten, wenn sie keine Lehrerin mit Kopftuch sehen dürfen.

                • Hallo MisterEde,

                  zum Thema "staatliche Mitfinanzierung von Privatschulen".

                  Wir haben in Deutschland die Schulpflicht, d.h. die Kinder sind zum Schulbesuch verpflichtet, und der Staat finanziert ihren Schulplatz.

                  Kinder, die auf eine Privatschule gehen, nehmen den Schulplatz einer staatlichen Schule nicht in Anspruch. Da aber die Schulpflicht besteht, zahlt der Staat den Privatschulen das, was der Schulplatz in einer staatlichen Schule kosten würde. Die Mehrkosten einer Privatschule tragen die Eltern durch ihr Schuldgeld und z.B. Stiftungen.

                  Mit der Aufklärung in Deutschland begann die Säkularisierung, die Entflechtung von Staat und Kirche, ein Prozess, der bis heute immer wieder überprüft werden muss, aber nicht rückgängig gemacht werden sollte, auch nicht zugunsten des Islam in Deutschland. Freie Religionsausübung für Jedermann, aber strikte Neutralität für Beamte bei der Ausübung ihres Dienstes in staatlichen Einrichtungen! Staatsverträge mit Kirchen und Religionsgemeinschaften sind dabei kein Widerspruch.

                  • Hallo Doro,

                    Beim Autokauf zahlt der Staat auch keinen Zuschuss, weil man den Bus dann nicht mehr nutzt. Privatschulen, auch von kirchlichen Trägern, werden zum großen Teil vom Staat finanziert, ein besonderes Privileg, das es nicht in allen Ländern gibt.

                    Wenn es in der Schule dringend Handlungsbedarf gibt, dann bei der Benachteiligung von Jungs, nicht aber im Hinblick auf religiöse Gefühle.

                    Beste Grüße, Mister Ede

                    • Hallo MisterEde,

                      merken Sie nicht den gedanklichen Fehler: Es gibt eine Schulpflicht! Der Staat bezahlt den Schulplatz, egal ob für eine öffentliche oder private Schule.

                      Es gibt aber keine Pflicht für ein bestimmtes Transportmittel, das der Staat finanziert, also z.B. für den öffentlichen Verkehr, das der Autofahrer oder Fahrradfahrer, wenn er den öffentlichen Verkehr nicht nutzt, ausgezahlt bekommt.

                      Privatschulen werden nur zu dem Teil vom Staat bezahlt, was es ihn kosten würde, wenn die Schüler eine öffentliche Schule besuchen würden.

                      Ach, eigentlich ist mir Ihre ganze Argumentation inzwischen zu dumm!

                      Beste Grüße! Doro

                      • Hallo Doro,

                        dann müsste Ihnen doch auffallen, dass in einem Staat, der streng zwischen Staat und Religion trennt, einer Schulpflicht gar nicht erst durch den Besuch einer Bekenntnisschule nachgekommen werden kann.

                        Wir brauchen das aber wirklich nicht mehr weiter zu erörtern, weil sich jetzt ja jeder selbst ein Bild davon machen kann, was Sie unter Laizismus verstehen.

                        Beste Grüße
                        Mister Ede

  • Hallo Doro ,

    es geht für mich hier um eine schwierige Abwägung, zwischen:

    mögliche religiös-weltanschaulich-kulturelle Einflussnahme auf die SchülerInnen

    und

    dem Recht für KopfträgerInnen, in der Schule zu unterrichten.

    Für mich wiegt letzteres schwerer, weshalb ich gegen ein Kopftuch-Verbot bin.

    Wir würden Kopftuch-TrägerInnen von einem zentralen Bereich des öffentlichen Lebens, des öffentlichen Dienstes ausschließen. Obwohl sie ein jahrelanges Hochschulstudium hinter sich haben, also perfekt 'intergriert' sind, wenn das so gesagt werden will. Der Auschluss von einem Beruf wäre ein massiver Eingriff in ihre Rechte als Bürgerinnen - und auch ein Verlust für die SchülerInnen, die diese Mitbürgerinnen nicht als Lehrerinnen erleben.

    Die SchülerInnen können damit umgehen denke ich. Auch Eltern können ihren Kindern immer noch sagen: Nur weil Deine Lehrerin Kopftuch trägt, musst Du das nicht tun. Es ist Deine Entscheidung.

    • Hallo sahrasahara,

      es ist doch selbstverständlich, dass deutsche Lehrerinnen muslimischen Glaubens unterrichten. Das ist überhaupt nicht die Frage.

      Musliminnen, die ein Kopftuch tragen, sagen selbst, sie tun es freiwillig, Niemand zwingt sie dazu, noch nicht einmal der Koran (?). Viele tun es auch nicht, weder im Beruf, noch privat. Wenn Manche es unbedingt im öffentlichen Dienst tun wollen, dann wollen sie damit eine Botschaft vermitteln. Wahrscheinlich in dem Sinne "wir sind stolz auf unseren muslimischen Glauben". Aber essentiell ist das Kopftuch nicht.

      In der Schule geht es darum, dass z.B. eine Mathematik-Lehrerin Mathe unterrichtet, egal ob sie Muslima oder Christin oder Atheistin ist, und nicht darum, dass Schüler/innen sich mit dem jeweiligen Glauben ihrer Mathe-Lehrerin auseinander setzen.

      Wir haben in Deutschland mit gutem Recht nach vielen negativen Erfahrungen die Trennung von Staat und Kirche und dazu gehört heute auch die Religionsgemeinschaft der Muslime. Staatliche Einrichtungen müssen religiös und weltanschaulich neutral bleiben.

      Im außerschulischen Bereich kann Jeder seine Religion oder Konfession auch in der Kleidung oder mit Symbolen sichtbar machen.

      Also, ausschließen will und kann niemand eine Lehrerin muslimischen Glaubens. Aber sie muss im Dienst nicht ihren Glauben mit einem Kopftuch dokumentieren, wo dieses noch nicht einmal für ihren Glauben selbst essentiell ist.

      Rein praktisch ist es z.B. in einer Neuköllner Grundschul-Klasse, in der 10 Mädchen und die Lehrerin ein Kopftuch tragen und nur 2 Mädchen, die Nicht-Muslima sind, keins, sehr schwer für diese beiden Mädchen ohne Kopftuch. Den Sport- und Schwimm-Unterricht und die Klassenfahrten kann man in einer solchen Schule gleich abschaffen.

      Aber das geht an dem Auftrag einer öffentlichen Schule, die für Alle da ist, vorbei.

      Bitte bewahrt die durch die deutsche Geschichte mühsam errungene Trennung von Kirche bzw. Religion und Staat für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst!

  • Hallo! Danke für den Hinweis auf diese Diskussion über E-mail. Grundsätzlich finde ich es gut wenn hier auch solche Fragen diskutiert werden und natürlich kann man darüber diskutieren ob religiös motivierte Äußerlichkeiten in den Bereich der Kindererziehung hineingehören. Sicherlich gibt es hier Ansichten die gegen so etwas sprechen, wie die, dass Lehrer Kindern, gemäß der Aufklärung, keine unwirklichen „Riten“ vorleben sollten. Natürlich darf man auch den Unterschied von Kulturen diskutieren, denn hier sind Religion und Philosophie auch ein wichtiger Punkt. Dies ist sozusagen alles Toleranz gegenüber und auch hin zu einer vernünftigen Diskussionskultur.

    Speziell an MisterEde, ich habe sehr oft das Gefühl, dass sie ihre Meinung sehr gerne wie eine Art Zentrum der Allgemeinheit vertreten. Auch geschieht es bei ihnen sehr schnell, dass sie einige Worte von Mitdiskutanten aufgreifen und in einen ihnen passenden Zusammenhang bringen, darauf habe ich Sie auch in Bezug auf meine Person hingewiesen, als es in einer Diskussion auch um den Islam ging. Ich hatte damals angemerkt, dass ich ihn für recht archaisch halte, gemessen an der oft etwas totalitären Staatsführung in islamisch geprägten Staaten. Auch hatte ich auf Ursachen von Destabilisierungen unter anderem durch die Globalisierung hingewiesen. Ich hatte mich schon damals über ihre heftige Reaktion gewundert, die mir gegen Ende vorwarf es würde in einer Diskussion nicht ausreichen, zu sagen ich will kein Muslim werden, einen Satz der bei mir nicht ein einziges Mal aufgetaucht war. :) Rhetorik ist ja gut, man sollte aber nicht den großen Zusammenhang aus dem Auge verlieren.

    • Hallo Thorsten,

      Sie haben zwar MisterEde angesprochen, aber ich darf Ihnen trotzdem auf den ersten Absatz Ihres Beitrags antworten?

      Wäre es in Ihrem Sinn in Ordnung, wenn zunächst einmal die öffentlichen Schulen religiös und weltanschaulich neutral wären (also ohne Accessoires mit religiösem oder weltanschaulichen Charakter der Lehrkräfte), aber wenn es darüber hinaus ein Unterrichtsfach "Philosophie und vergleichende Religionskunde", verbindlich für Alle gäbe, natürlich dann unter Wegfall konfessionellen Religionsunterrichts, um die Schule nicht zu überfrachten? Ein solcher Philosophie- und vergleichender Religionskunde-Unterricht ohne Bekenntnischarakter für die eine oder andere Religion - rein informativ - ich wäre dafür. Sie auch?

      Beste Grüße! Doro

      • Hallo Doro,

        mein erster Absatz galt auch allen.

        Meinen zweiten Absatz habe ich geschrieben, weil ich jedesmal, wenn ich hier reinschaue, den gleichen etwas eindimensionalen Kommentatatoren begegne. Ein Kommentar wie der andere und in der ganzen Schleife verliert sich für mich mit unter der Sinn. Es nervt schon ein wenig, wenn man auf einer guten Diskussionsplattform wie dieser, beim Lesen immer die selben Protagonisten vorfindet, die sich anscheinend auch gerne gegenseitig auf die Schulter klopfen. Ganz anstrengend wird es wenn man alle paar Wochen mal auf ein interessantes Thema eingeht und sich sogleich ein Dauergast anhängt, der nicht versteht was gemeint ist und zudem auch noch falsch zitiert.

        Du hebst Dich oft kritisch und mutig davon ab, was ich gut finde. Deinem zweiten Absatz an mich stimme ich vollkommen zu. Ungefär so stelle ich es mir auch vor. Bildung sollte frei von Dogmen sein und bewusst religiöse Prägungen herauslassen, damit die größte Möglichkeit geschaffen wird den Horizont zu erweitern. Allerdings stehen wohl viele moralische und sogar philosophische Vorstellungen auf einem religiösen Fundament, welches sich glücklicherweise in der Zeit wandeln kann. Jenseits- und Glaubensvorstellungen, die den Menschen irrational prägen, ängstigen oder beugen, können ihren Schrecken verlieren und den Menschen damit freier machen. In der umgekehrten Richtung funktioniert es natürlich auch. Ich halte es für sehr wichtig, dass die Schule sich bemüht ein offenes Weltbild zu vermitteln.

        • Exkurs zu Publixphere

          Hallo Thorsten,

          ganz kurz zu Deinem ersten Absatz. So ist die Publixphere! Was ich damit meine: das hier ist eine gemeinnützige Diskussions-Plattform / Infrastruktur, die allen offen steht. Jede/r kann hier eigene Diskussionstexte anlegen (wir bebildern und verbreiten sie dann) und sich mit den anderen via Kommentar austauschen.

          Manche NutzerInnen schauen nur kurz rein, manche diskutieren regelmäßig - wir freuen uns über alle, die sich einbringen, und die Möglichkeiten zum (lagerübergreifenden) austausch nutzen. Die Plattform selbst ist bewusst (partei-)politisch neutral - hier sind auch schon alle möglichen Ansätze vertreten - von Linkspartei bis CDU. Bestimmte 'Schlagseiten' ergeben sich einfach im freien Diskurs, je nachdem, wer sich wie daran beteiligt.

          Der Diskussionsprozess liegt also maßgeblich in der Hand der NutzerInnen, wobei wir als Team vernetzend unterstützen - also auch aktiv neue NutzerInnen einladen, sich zu beteiligen. Und wir arbeiten mit den Fragen, Gedanken, Interessen, die hier angebracht werden - etwa beim PXP-Thema (Beispiel-Zusammenfassung: Medienkritik) und zahlreichen 'Offline'-Treffen - die leider bislang auf Berlin beschränkt sind (Beispiel: Community-Abend), aber natürlich auch an anderen Orten stattfinden können, wenn sich dort 'PXPler' zusammentun.

          Wenn es Dir an Vielstimmigkeit mangelt, kann ich Dich und alle nur ermuntern, andere zum Austausch auf und rund um Publixphere einzuladen. Wenn Du mal die "Neuesten Ereignisse" durchklickst, siehst Du gerade in letzter Zeit auch das ein oder andere 'neue Gesicht'. Mit Fragen und (Vernetzungs-)Ideen können sich alle interessierten auch gern direkt an uns wenden: community (at) publixphere.de

          Liebe Grüße! Alex

          • Hallo Alex,

            ich verstehe was Du meinst und bin froh, dass es diese Platform gibt. Ich lese hier mehr mit als mich aktiv zu beteiligen. Bin aber schon recht lange hierbei und möchte auch niemanden verdrängen.

            Gehört ja jetzt nicht direkt in dieses Thema. Aber ein großes Problem derartig offener Plattformen ist doch die Kommunikation. Wenn jemand, wie in einer früheren Diskussion geschehen, bei Nichtübereinstimmung der Meinungen, beginnt in den Plural zu fallen und gleich 80 Millionen Deutsche auf seiner Seite wähnt, dann ist auch mal gut. Mir ist dieses Verhalten auch anderen Teilnehmern gegenüber aufgefallen. Deshalb hab ich dies, einem der rhetorisch gut ist und selbst hart austeilen kann, einfach mal offen gesagt und habe das später etwas verallgemeinert. Man darf ja auch mal darauf hinweisen, dass zumindest so zitiert wird, dass einem Gegenüber, mit einer anderen Meinung, nicht sofort ein plumpes Etikett angeheftet wird, mit dem er nichts zu tun hat oder ihm Dinge in den Mund gelegt werden, die er nicht gesagt hat. Kontrovers zu diskutieren mag ich gerne und es ist auch gut wenn so etwas geschieht. Auch bescheinige ich keine Unfreundlichkeit im Auftreten, nur wird die verzerrende Darstellung anderer Personen durch die beschriebene Methode auf eine subtile Ebene gezogen. Dies ist für eine Diskussion dann wenig fruchtbar, weil man beginnt jenseits des Themas darauf hinzuweisen, dass man Dinge, die in den Raum geworfen werden, so nicht gesagt hat. Wenn im nächsten Kommentar dann eine Entschuldigung folgt, dass jemand etwas so nicht beabsichtigt hat und gleich das nächste nie gesagte Zitat drangehängt wird, dann wird eine Sache richtig komisch. Wie oben gesagt und auch schon andernorts diskutiert glaube ich, dass man um solche Kommunikationsprobleme in der modernen Medienwelt nicht herumkommt, man kann sie aber auch mal ansprechen, denke ich. Auch entstehen logischer Weise unter häufig aktiven Teilnehmern sich fördernde Seilschaften, was ja auch normal ist, was aber nicht immer sympathisch wirkt.

            Möglicherweise mache ich hier mal eine weitere Diskussionsrunde zu Kommunikationsformen im Internet auf.

            Ansonsten, sollte jemanden mein Stil, zum Beispiel jetzt hier in dieser Runde, nicht gefallen, dann bin offen für Kritik. Möglicherweise mache ich ja ähnliche Fehler.

            Ansonsten ist damit jetzt auch gut.

            • Hallo Thorsten, eine Diskussion zu Kommunikationsformen wäre toll! Anknüpfen ließe sich auch an Julian s Text: "Wie diskutieren wir online?" im Rahmen des letzten #pxp_themas Aggressionen im Netz (da folgt noch eine Zusammenfassung).

              In gewisser Weise ist Publixphere auch ein Kommunikations-Experiment, das wir gern reflektieren :).

              Grüße! Alex

              • Hallo,

                habt ihr Julians Text falsch verlinkt? Ich lande immer bei: Steen: "Liebe Blockupy-Gewalttäter" oder gehört das irgendwie zusammen? Den Text selber habe ich jetzt aber rausgesucht. Ist ja genau so etwas wie ich vorgeschlagen habe, gibts also schon.

                • Jetzt richtig verlinkt! Nur ein Vorschlag: vielleicht sammeln wir mal ein paar unverbindliche 'Richtlinien', wie Diskutieren gelingt. Grüße! Alex

    • Hallo Thorsten,

      es bleibt dabei. Sie sprechen lediglich von einer Auslegungen des Islam und nicht über den Islam. Wenn ich über das Christentum spreche, dann sicher anders als die radikalen Christen, Eigentlich ist das also auch immer nur eine Auslegung von Christentum. Normal ist das ja auch nicht so tragisch, aber wenn Sie versuchen, aus dieser Auslegung des Islam etwas abzuleiten, muss ich das halt einfach erwähnen. Seien Sie mir deshalb nicht böse.

      Beste Grüße, Mister Ede

      • Hallo MisterEde,

        schön, dass Sie antworten.

        Ja, indem ich über das weltliche Erscheinungsbild islamisch geprägter Staaten spreche, ziehe ich damit einen Rückschluss auf die Religion, die ja in vielen dieser Staaten nicht von Politik und Verfassung zu trennen ist. Sehr wohl weiß ich aber, dass in der islamischen Welt starke Unterschiede bestehen. Sehr sympathisch sind mir die Aleviten und Drusen. Dies natürlich wegen ihrer Weltoffenheit, weshalb es ja auch immer wieder zu einer Verfolgung durch Suniten kommt, die sie als Abweichler vom einzig wahren Glauben betrachten. Es ist eben dieser heutige und im Gegensatz zum frühen Islam wachsende Anspruch auf das einzig Wahre, der das Suntitentum ergriffen hat. Bei den Drusen habe ich zudem Sympathie für deren Seelenwanderungvorstellung. Ihre Religion ist sehr ähnlich, mit den frühen freien Gnostikern, bis diese im Mittelalter von der Kurie auch als Abweichler völlig ausgelöscht wurden.

  • nemo ist dafür
    +1

    Hallo Doro, bitte seien Sie mir nicht böse, aber ich konstatiere bei Ihnen in der „Kopftuchfrage“ einen akuten Anfall von Islamophobie.

    Schon im Januar schrieben Sie im Zusammenhang mit den Kiez in Neukölln: "Der Islam gehört zu Deutschland" klang aus Frau Merkels Mund so, als sollten wir alle uns dazu bekennen, dass der Islam zu Deutschland gehört. Es ist nur ein kleiner Unterschied in der Nuance, aber doch ein weitreichender. Er bedeutet, dass wir den Muslimen bei uns zugestehen, dass sie ihre Traditionen bei uns weiter pflegen sollen dürfen, die Vorherrschaft des Mannes über die Frau, die Schwulenfeindlichkeit, die Essensvorschriften (Halal), was letztlich dazu führt, dass sie Parallelgesellschaften bei uns führen sollen dürfen.“ Und „Ich mag den Islam nicht“.

    Ich würde Sie, liebe Doro gern darauf aufmerksam machen, dass Sie sich mit solchen Aussagen in gefährliche Gesellschaft begeben! Ersetzen Sie doch einmal einige Kernbegriffe aus Ihrem Zitat wie folgt und dann könnte das so klingen:

    „ Das Judentum gehört zu Deutschland (…) so, als sollten wir uns alle dazu bekennen, dass das Judentum zu Deutschland gehört. (…) bedeutet, dass wir den Juden bei uns zugestehen, dass sie ihre Traditionen bei uns weiter pflegen dürfen, die Vorherrschaft des Mannes über die Frau ( Ergänzung von mir: Frauen - außer in liberalen Gemeinden - sitzen in der Synagoge auf der Empore und nehmen nicht am Shabbatgebet teil), die Schwulenfeindschaft ( Ergänzender Link von mir: Homosexualität im Judentum, die Essensvorschriften (Koscher), was letztlich dazu führt, dass sie Parallelgesellschaften bei uns einführen dürfen“. Und deswegen „ich mag das Judentum nicht“.

    Ich könnte in diesem Zusammenhang noch ergänzen: Stört Sie auch der sichtbare Gebetsschal unter der Jacke eines jüdischen Mannes auf dem Weg in die Synagoge, die Kippah, der breitrandige Hut oder der unbeschnittene Bart männliche orthodoxer Juden, der koschere Supermarkt mit Fleisch von geschächteten Tieren, der Sheitel, den verheiratete orthodoxe Jüdinnen zunehmend wieder tragen, das Berührungsverbot (Hand geben) mit einer orthodoxen Jüdin? Auch eine Parallelgesellschaft! Übrigens alles von mir schon beobachtet in Charlottenburg oder Berlin-Mitte oder z.B. in London.

    Wollen wir die Uhren auf das Jahr 1933 zurückdrehen? Ich bin sicher Sie und ich wollen das nicht!

    • Hallo nemo,

      nein, "Uhren auf das Jahr 1933 zurückdrehen" - das will ich wirklich nicht! Weit entfernt davon!

      Mein Äußerung "Ich mag den Islam nicht" - hatte ich übrigens damals umgehend zurückgenommen und gesagt: "Ich kritisiere den Islam", nämlich in den Punkten, in denen Sie mich zitieren. Gut, ich gehe jetzt noch einen Schritt weiter, ich habe meine Meinung geändert: Muslime in Deutschland und als deutsche Muslime sollten ihre Traditionen weiter so pflegen, wie sie es selbst für richtig halten. Wirklich.

      Worum es in dieser Diskussion geht, ist die Frage, ob Lehrkräfte in öffentlichen Schulen ihr Bekenntnis zu einer Religion oder Weltanschauung äußerlich sichtbar dokumentieren dürfen. Also nicht nur muslimische Lehrerinnen durch das Tragen eines Kopftuchs, sondern z.B. auch Lehrer/innen mit einem großen Button auf dem Pullover mit der Aufschrift "Evangelisch aus gutem Grund" oder freikirchliche Lehrer/innen mit der Aufschrift "Jesus lebt". Ich bin dagegen, weil es die negative Glaubensfreiheit der Kinder mit ganz unterschiedlichem (elterlichen) Bekenntnis einschränkt und weil es die Neutralität staatlicher Einrichtungen wie der Schule verletzt. Im Privaten können die Lehrkräfte ihr Bekenntnis sichtbar leben.

      Und wo Sie auf 1933 zu sprechen kommen: Hatte nicht da gerade der Staat, weil er die Neutralität mißachtet hat und alles unter seine Symbolik gezwungen hat, unermeßliches Unheil angerichtet?

      • Hallo nemo,

        um noch einmal auf meine Äußerungen, mit denen Sie mich am Anfang Ihres hiesigen Kommentars zitieren, zurückzukommen, denn ich kann das so nicht stehen lassen:

        Damals war die Diskussion um die Ansage Wulffs und Merkels "Der Islam gehört zu Deutschland" oder um die zurückhaltender formulierte Ansage Gaucks "Die Muslime in Deutschland gehören zu Deutschland" noch offen.

        Der Satz "Der Islam gehört zu Deutschland" ging mir damals zu weit, besagt er doch, dass die "theoretische Grundlegung" des Islam im Koran und die von ihm für seine Gläubigen geforderte Lebenspraxis zu Deutschland gehört

        :http://www.islamisches-zentrum-muenchen.dae/html/islam_-was_ist_islam.html

        Heute ist die Diskussion entschieden: Der Islam (und nicht nur die Muslime) gehören zu Deutschland. Gut, ich verstehe mich darauf.

        Wie sich Muslime zu den damals von mir kritisierten Punkten verhalten, ist allein ihre Sache, nicht meine.

        Zurück zur hier zur Debatte stehenden Diskussion: Ich bin der Ansicht, dass öffentliche Schulen religiös und weltanschaulich neutral bleiben sollten. Dass es einen ev., kath. und islam. Religionsunterricht an öffentlichen Schulen geben sollte, steht dazu nicht im Widerspruch.

        Zum Schluss: Persönliche Angriffe mit der Nazi-Keule verbitte ich mir in Zukunft von Ihnen!

        Beste Grüße! Doro

        • Hallo Doro,

          „Ich bin der Ansicht, dass öffentliche Schulen religiös und weltanschaulich neutral bleiben sollten“

          Da stimme ich Ihnen ja zu, nur sehe ich diese Neutralität eben auch gewahrt, wenn eine muslimische Lehrerin ein Kopftuch trägt oder jemand ein Kreuz trägt. Man erklärt den Kindern, dass das die individuelle Entscheidung eines Menschen ist, und gut ist, zumindest aus meiner Sicht.

          Beste Grüße, Mister Ede

        • Liebe Doro, Christen wie Sie und ich schlagen nicht mit Keulen irgendwelcher Art aufeinander ein.Und ich tue dies schon gar nicht!!